Die Provokation kommt nicht sonderlich überraschend und auch der Auslöser ist der gleiche: Nach 2006 ruft das Teheraner "House of Cartoons" erneut zu einem internationalen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb auf. Die Aktion ist als Protest gegen die Mohammed-Karikaturen gedacht, die nach den Anschlägen von Paris in der neuen Ausgabe von "Charlie-Hebdo" erschienen sind. Der Ausrichter Masoud Shojaei-Tabatabai, sagte, er wolle die "Doppelmoral des Westens" anprangern: Während Gotteslästerung unter Meinungsfreiheit falle, würde die Leugnung des Holocausts bestraft, so der Cartoon-House-Chef.
Darf man Witze über die Shoa machen?
Vor neun Jahren hatte die regierungsfreundliche iranische Zeitung Amshahri den antisemitischen Wettbewerb als Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" ausgerichtet. Weil Moses und Jesus auch für Muslime heilig sind, musste der Holocaust als Zielscheibe für die Provokation erhalten, zumal die Leugnung des industriellen Mords an den Juden in vielen westlichen Ländern verboten ist. Die Begründung lautete daher, dass man schauen wolle, ob die westliche Meinungsfreiheit auch für die Witze über Shoa gelte. Der Kulturchef des dänischen Blatts kündigte zunächst an, die umstrittenen Cartoons drucken zu wollen, musste aber dann einen Rückzieher machen. Damals war der erklärte Antisemit Mahmud Ahmadinedschad noch Präsident des Iran. Der hatte später sogar zu einer Konferenz nach Teheran geladen, auf der Islamisten und Rechtsextreme gegen die "Holocaust-Lüge" wetterten.
Auch 2010 und 2013 gab es Aufrufe zu einem Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb, die allerdings ungehört verhalten. Bei dem weitaus erfolgreicheren Aufruf 2006 wurden rund 230 Zeichnungen eingeschickt, gewonnen hatte damals der Marokkaner Abdellah Derkaoui. Den zweiten Platz teilten sich ein Brasilianer und ein Franzose. Die Aktion war allerdings weitgehend im Sand verlaufen. Ein Reporter der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" besuchte damals die Ausstellung in Teheran. Über das Interesse der Iraner schrieb er: "In den vier Stunden, während deren sich der Besucher aus Deutschland in den Räumen des Museums aufhielt, kamen nur sechs Leute: drei westliche Journalisten mit ihren drei Übersetzern."