Bei einer Amokfahrt mit einem Bulldozer hat ein palästinensischer Attentäter am Mittwoch in der Jerusalemer Innenstadt mindestens drei Israelis getötet. Mehr als 50 Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt, als der Fahrer mit der Schaufel des Baufahrzeugs auf der zentralen Jaffa-Straße mehrere Autos demolierte und einen Autobus auf die Seite warf. Mehrere Menschen eröffneten das Feuer auf den Fahrer, der schließlich starb.
"Ich habe gesehen, wie der Bulldozer Autos auf der Jaffa-Straße rammte, Leute fingen an zu schreien. Ich kam aus der Bank, sah den Truck und habe auf den Fahrer geschossen", sagte Schmuel Abukija, Sicherheitsmann einer nahegelegenen Bank, der Nachrichtenagentur AFP. Ein AFP-Reporter beobachtete, wie mehrere Polizisten auf den Bagger sprangen und Schüsse auf den Fahrer abgaben.
Der Attentäter stammte laut Polizei aus dem arabischen Ost-Jerusalem und war als Krimineller bekannt. Der israelische Rundfunk meldete, er gehöre vermutlich zu keiner der militanten Palästinenserorganisationen und habe offenbar auf eigene Faust gehandelt. Gleichzeitig bekannte sich jedoch eine Gruppierung namens Emad Maghanija-Brigaden zu dem Anschlag, die nach dem im Februar in Damaskus bei einem Sprengstoffanschlag getöteten Militärchef der libanesischen Hisbollah-Miliz benannt ist. Die Organisation hatte sich jedoch nach palästinensischen Angaben schon in der Vergangenheit zu Anschlägen bekannt, die von anderen Gruppen verübt wurden.
Hamas: Natürliches Resultat israelischer Aggression
Die radikalislamische Hamas-Organisation bezeichnete die Amokfahrt als "natürliches Resultat der israelischen Aggression" gegen die Palästinenser. Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri in Gaza wollte den Anschlag jedoch nicht ausdrücklich gutheißen. Er sagte, Hamas habe keine Informationen über die Motive des palästinensischen Fahrers. Die pro-iranische Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad lobte den Anschlag hingegen als Reaktion auf die israelischen Militäreinsätze im Westjordanland.
Nach Augenzeugenberichten arbeitete der Mann mit dem Bulldozer auf einer Baustelle im Stadtzentrum. Der Mann, der nach Fernsehberichten über eine israelische Identitätskarte verfügte, habe plötzlich mit der Amokfahrt begonnen, die eine Schneise der Zerstörung hinterließ.
Szenen wie aus einem Albtraum
Augenzeugen berichteten von Bildern wie aus einem Albtraum. Der Fahrer habe mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck mehrere Fahrzeuge gerammt, darunter zwei Autobusse, und sie teilweise mit sich geschleift. Eine Frau sei in ihrem Auto von der Schaufel des Bulldozers zu Tode gedrückt worden. Mehrere demolierte Autos lagen am Straßenrand. Hunderte Menschen liefen in Panik durch die Straßen der Innenstadt. Am Unglücksort lagen Verletzte zwischen Glassplittern und Blutlachen auf der Straße. Hubschrauber kreisten über dem Ort des Anschlags.
Am Morgen hatte Israel die Grenzübergänge in den Gazastreifen für Waren wieder freigegeben. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hatte die Wiedereröffnung zwei Wochen nach Vereinbarung einer Waffenruhe mit den militanten Palästinensergruppen angeordnet.