Ein israelischer Soldat, der aus nächster Nähe auf einen gefesselten Palästinenser geschossen hat, ist festgenommen worden. Ein von der Bürgerrechtsgruppe B'Tselem veröffentlichtes Video zeigt, wie der Palästinenser mit verbundenen Augen und gefesselten Händen an einem Militärfahrzeug steht. Ein Soldat richtet sein Gewehr auf ihn und gibt aus etwa einem Meter Entfernung einen Schuss ab. Die Waffe war anscheinend für den Gebrauch von Stahlkerngeschossen mit Gummi-Ummantelung modifiziert worden. Auch ein Offizier, der den Mann festgehalten hatte, wird in Kürze befragt, berichten israelische Medien.
Der Zwischenfall soll sich vor drei Wochen in dem Dorf Nilin bei Protesten gegen den Bau der israelischen Grenzbefestigungen im Westjordanland ereignet haben. Ein Dorfbewohner hatte die Szenen offenbar aufgenommen.
Für den Palästinenser ging der Vorfall relativ glimpflich aus: Nach Angabe der Bürgerrechtsgruppe erlitt er lediglich eine Prellung. Nach Armeeangaben hat ein Militärarzt eine "sehr leichte Wunde mit einer Schwellung an einem Zeh des rechten Fußes" festgestellt. Allerdings räumte die Armee eine ernste Verletzung der militärischen Verhaltens- und Sicherheitsvorschriften ein.
Dennoch erklärte Armeesprecherin Awital Leibowitsch, der Film werfe auch Fragen auf: Es sei deutlich, dass die Aufnahmen nicht am Stück gedreht worden seien. "Wo sind die fehlenden Sequenzen? Was enthalten sie?" fragte sie. Auch habe sich der Palästinenser nach seiner Freilassung nicht beschwert.
"Mein Kommandeur hatte mir befohlen zu schießen"
Der Soldat wurde festgenommen und verhört. "Mein Kommandeur hatte mir mehrmals befohlen zu schießen", sagte er laut "Jerusalem Post" bei seiner Vernehmung. Nach seiner Darstellung sei er für den Schuss auch nicht getadelt oder gemaßregelt worden. Der Kommandeur dagegen bestreitet die Vorwürfe. Der Soldat habe - als Warnung - das Gewehr lediglich im Anschlag halten und auf den Festgenommenen zielen sollen. Dennoch wolle der Vorgesetzte die volle Verantwortung für den Vorfall übernehmen, da er nicht ausschließen könne, dass der Soldat ihn missverstanden habe.