Der saudiarabische Kronprinz Sultan bin Abdulasis al-Saud ist tot. König Abdullah trauere um seinen Bruder, der nach längerer Krankheit am Samstagmorgen im Ausland verstorben sei, erklärte das Königshaus der staatlichen Nachrichtenagentur SPA zufolge. Die Beerdigungszeremonie solle am Dienstag in der Hauptstadt Riad stattfinden. Das Staatsfernsehen unterbrach sein reguläres Programm und übertrug koranische Verse als Zeichen der Trauer.
Prinz Sultan, dessen Alter zwischen 83 und 87 Jahre geschätzt wurde, hatte sich seit Juni für eine ärtzliche Behandlung in den USA aufgehalten. Er war direkter Thronanwärter innerhalb der königlichen Rangfolge des weltgrößten Ölexporteurs. In den vergangenen vier Jahrzehnten übte er verschiedene Posten aus - darunter die Ämter des Verteidigungs- und Luftfahrtministers und galt als entschiedener Befürworter des Bündnisses zwischen Saudi-Arabien und den USA. Nach seinem Tod dürfte Innenminister und Vize-Ministerpräsident Prinz Najef als Thronanwärter nachrücken. Im Gegensatz zu König Abdullah gilt der 78-jährige als reformunwilliger Hardliner. Najef hatte sich dagegen ausgesprochen, die Zahl der Berufe, die Frauen ausüben dürfen, zu erhöhen. Dass Saudi-Arabien ein Terrorproblem hat, leugnete er so lange bis sich 2003 mehrere Al-Kaida-Selbstmordattentäter in Ausländer-Wohnsiedlungen in Riad in die Luft sprengten.
Mit dem Tod des Kronprinzen, der nach unbestätigten Angaben Darmkrebs hatte, aber zuletzt auch an Demenz gelitten haben soll, stellt sich nun die Frage, wer einmal den Thron besteigen soll. Denn auch der gegenwärtige Regent, König Abdullah, erfreut sich mit seinen 87 Jahren nicht mehr der besten Gesundheit. Vor wenigen Tagen wurde er erneut am Rücken operiert. Der königliche Hof beeilte sich umgehend zu vermelden, dass der Eingriff an den Bandscheiben erfolgreich verlaufen sei.
Seit dem Tod von Ibn Saud vor 57 Jahren wird die Öl-Monarchie Saudi-Arabien von den Söhnen des Staatsgründers regiert. Nach dem Tod Sultans könnte nun dessen Bruder, Prinz Naif bin Abdulasis, in die Nachfolger-Position aufrücken. Der bisherige Innenminister gilt allerdings als stockkonservativ. Hinter den Mauern der königlichen Paläste in Riad wird deshalb mit heftigen Debatten gerechnet.