Die täglich neuen Berichte über die Verlegung von amerikanischen und britischen Soldaten, Flugzeugträgern, Panzern und High-Tech-Waffen in die Golfregion treiben auch die Kriegsvorbereitungen der irakischen Führung voran. Seit Wochen zeigt das staatliche Fernsehen Präsident Saddam Hussein fast täglich bei Treffen mit der Armeeführung, der er erklärt, wie sie die Moral der Truppe trotz der enormen materiellen Übermacht der amerikanischen Streitkräfte aufrechterhalten soll.
Militärexperten gehen inzwischen davon aus, dass die reguläre Armee und die von Saddam Hussein jüngerem Sohn Kusai geleitete Eliteeinheit Republikanische Garde im Kriegsfall vor allem das Eindringen feindlicher Bodentruppen nach Bagdad und in die wichtigen Ölgebiete Mosul und Kirkuk verhindern sollen, während kleinere Spezialeinheiten - möglicherweise die nur aus rund 15 000 Mann bestehende Spezielle Republikanische Garde (SRG) - den Präsidenten selbst und seine Familie schützen sollen.
Anders als die Republikanische Garde besteht die SRG fast nur aus handverlesenen Männern mit Stammesbanden zur Präsidentenfamilie. Die vom Präsidentensohn Udai gegründete Miliz «Fedajin Saddam», die wegen ihrer öffentlichen Enthauptung von Frauen berüchtigt ist, gilt dagegen als wenig geeignet für eine solche Aufgabe. Denn die Brutalo-Truppe, deren Mitglieder auf Exekutionen spezialisiert sind, sind mehr darauf trainiert, die irakische Bevölkerung mit Terror in Schach zu halten.
Der ägyptische Verteidigungsexperte Generalmajor Adel Soliman erklärte kürzlich, trotz der materiellen Verluste der irakischen Armee im letzten Golfkrieg sollten die Amerikaner sie nicht unterschätzen. «Die Amerikaner mögen vielleicht diejenigen sein, die den ersten Schuss abgeben, aber wann der letzte Schuss fällt, das entscheiden die Iraker», meint Soliman. Dass von der irakischen Luftabwehr für die Angreifer keine große Gefahr ausgeht, darin sind sich dagegen alle Experten einig. Die Gefahr für die Invasoren lauert am Boden und vor allem in den Städten des sunnitischen Kernlandes, in dem Saddam Hussein seine Machtbasis hat.
Saddams jüngerer Sohn Kusai, der nicht nur die Republikanische Garde befehligt, sondern auch weit reichende Funktionen im Geheimdienst- und Militärapparat hat, steht ihm bei den Treffen mit den Generälen stets zur Seite. Tatsächlich bereitet sich Saddam Hussein nach Einschätzung arabischer Beobachter bereits seit fast zwei Jahren auf einen möglichen Angriff der USA vor. Rund um Bagdad seien bereits vor Monaten Gräben für die Verteidigung der Stadt ausgehoben worden, erzählen Einwohner der Hauptstadt. Über den möglichen Einsatz von Chemiewaffen seitens des irakischen Militärs wollen sie dagegen lieber gar nicht nachdenken, ebenso wenig wie über die US-Bombenteppiche, mit denen sie in den ersten Kriegstagen rechnen.
Dass Saddam Hussein im Falle eines massiven amerikanischen Angriffs überhaupt ernsthaft versuchen würde, den schiitisch domininierten Süden des Landes, der ihm zum Großteil feindlich gesinnt ist, zu halten, glaubt kaum jemand. Soliman meint, dass Saddam, anstatt die regulären Truppen dort in einer aussichtslosen Schlacht aufzureiben, die Milizen der rund eine Million Mitglieder zählenden «Jerusalem-Armee» nach Basra schicken würde. Diese «Freiwilligen»-Truppe, die offiziell zur «Befreiung Jerusalems von den Zionisten» aufgestellt wurde, ist eine Art Volksarmee, der auch Frauen angehören.