Truppenstärke in Afghanistan US-Verteidigungsminister kritisiert Alliierte

US-Verteidigungsminiser Robert Gates ist hart mit der Strategie in Afghanistan ins Gericht gegangen. Schuld an dem Erstarken der Taliban sei der Mangel an ausländischen Truppen, sagte Gates in einem CNN-Interview. Auch sein eigenes Land nahm der Minister nicht von seiner Kritik aus.

Das Erstarken der radikal-islamischen Taliban in Afghanistan ist nach Ansicht von US-Verteidigungsminister Robert Gates vor allem auf einen Mangel ausländischer Truppen zurückzuführen. In einem Interview mit CNN kritisierte Gates dabei nicht nur die Nato-Partner für ihre zögerliche Haltung, sondern indirekt auch die Entscheidung des ehemaligen Präsidenten George W. Bush, mit Beginn des Irakkriegs Soldaten aus Afghanistan abzuziehen und in den Golf zu schicken.

"Wegen unseres Unvermögens und, ehrlich gesagt, auch wegen des Unvermögens unserer Alliierten, ausreichend Truppen in Afghanistan einzusetzen, scheinen die Taliban nun ihre derzeitige Schlagkraft zu haben", sagte Gates in dem Interview, das am Dienstag ausgestrahlt werden sollte. Der Minister warnte eindringlich vor einem Abbruch des Einsatzes. "Wir werden Afghanistan nicht verlassen. Es geht jetzt um die nächsten Schritte nach vorne, und der Präsident muss bald einige gewichtige Entscheidungen fällen", sagte Gates. "Dieses Land und vor allem die Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan ist das heutige Epizentrum des Dschihad." Ein Rückzug der ausländischen Truppen wäre ein strategischer Sieg der Taliban, der auch das Extremistennetz al Kaida stärken würde.

Der Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan, Stanley McChrystal, hatte in seiner jüngsten Lageeinschätzung ein düsteres Bild gezeichnet und davor gewarnt, dass ohne weitere Soldaten der Krieg gegen die Taliban verloren gehen könnte. Im Gespräch ist eine US-Truppenaufstockung um bis zu 40.000 Soldaten. Einige Stimmen fordern aber auch eine Verringerung der Streitkräfte zusammen mit einem Strategiewechsel, wonach weniger gegen Taliban-Anhänger und verstärkt gegen Al-Kaida-Kämpfer vorgegangen werden sollte.

DPA · Reuters
Reuters/DPA