Kritik aus eigenen Reihen Vorzeitige Siegeserklärung: Diese Republikaner wenden sich gegen Trump

Der frühere republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie
US-Wahl: Der frühere republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, bezog Stellung gegen Donald Trump
© Scott Olson / AFP
Donald Trump schafft es, eine unberechenbare Wahl noch chaotischer zu machen: Er ruft sich vorzeitig zum Sieger aus, obwohl die Auszählung noch läuft. Ein Schritt, der auch in den eigenen Reihen Kritiker auf den Plan ruft.

Der Kampf um die US-Präsidentschaft hat sich zu einem regelrechten Wahlkrimi entwickelt. Das Rennen zwischen Amtsinhaber Donald Trump von den Republikanern und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden ist auch viele Stunden nach Schließung der letzten Wahllokale noch nicht entschieden. Es ist möglich, dass es sich noch Tage hinzieht. Trotzdem erklärte Trump sich noch während der laufenden Auszählung zum Sieger und kündigte an, vor das Oberste US-Gericht ziehen zu wollen. 

Ein Schritt, der auch unter den Republikanern für Kritik sorgt. Der frühere republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, sagte dem Sender ABC, es gebe keine Basis für eine Klage: "Es gibt einfach keine Grundlage, um dieses Argument heute Abend vorzubringen. Ich spreche heute Abend nicht als ehemaliger Gouverneur, sondern als ehemaliger US-Anwalt. Alle diese Stimmen müssen ausgezählt werden", sagte Christie. "Ich stimme dem, was er heute Nacht gemacht hat, nicht zu", fügte er hinzu. Ab einem bestimmten Punkt müsse man einen Prozess sich vollenden lassen, bevor man ihn als fehlerhaft verurteilt. 

Covid-19-Erkrankung änderte Christies Haltung

Christie und Trump verbindet eine lange Bekanntschaft, sie kennen einander seit fast 20 Jahren. In der Hoffnung, unter Trump den Posten des Vizepräsidenten oder des Justizministers zu bekommen, folgte Christie dem Immobilienunternehmer lange bedingungslos. Er war der erste amtierende Gouverneur, der seine Unterstützung für Trump im Präsidentschaftswahlkampf 2016 öffentlich machte. Er half dabei, Trumps Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten überhaupt möglich zu machen, und soll auch andere bekannte Republikaner dazu gebracht haben. 

Noch im vergangenen September stand Christie treu zu Trump und war unter jenen, die den US-Präsidenten auf das TV-Duell mit Joe Biden vorbereiteten. Doch dann erkrankte Christie an Covid-19, vermutlich steckte er sich bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus an, die Experten als Superspreading-Event sehen. Danach stellte sich Christie öffentlich gegen die Corona-Politik Trumps.

"Die Stimmen werden gezählt und Sie werden gewinnen oder verlieren"

Auch der ehemalige Senator von Pennsylvania, Rick Santorum, kritisierte nun die vorzeitige Siegeserklärung TrumpsEr sei "sehr beunruhigt" über die Aussagen des Präsidenten, sagte der als erzkonservativ bekannte Republikaner dem Sender CNN. Das Wort Betrug in dem Zusammenhang zu verwenden, sei falsch. Santorum galt bislang als Trump-Sympathisant. 

Der Republikaner Adam Kinzinger aus Illinois twitterte in Richtung Trumps: "Stop. Punkt. Die Stimmen werden gezählt und Sie werden gewinnen oder verlieren. Und Amerika wird das akzeptieren. Geduld ist eine Tugend."

Der republikanische Anwalt Ben Ginsburg sagte auf CNN: "Es ist außergewöhnlich, dass ein Präsident sagt, er würde diese Stimmzettel für ungültig erklären."

Floridas Senator Marco Rubio twitterte eine milde Kritik: "Das Ergebnis des Präsidentschaftswahlkampfs wird nach der Auszählung jeder rechtmäßig abgegebenen Stimme bekannt gegeben." Allerdings ließ der 49-Jährige offen, was er unter einer "rechtmäßig abgegebenen" Stimme versteht.

Justin Amash, der ehemalige republikanische Kongressabgeordnete, der die Partei wegen seiner Opposition zu Trump verlassen hatte, fand deutlichere Worte: "Das war eine der unehrlichsten und despotischsten Reden, die jemals ein Präsident der Vereinigten Staaten gehalten hat."

ivi

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