Die "New York Times" hat sich für die Demokratin Hillary Clinton und den Republikaner John McCain als Spitzenkandidaten bei der US-Präsidentschaftswahl am 4. November ausgesprochen. "Wir sind zutiefst beeindruckt von der Tiefe ihres Wissens, der Kraft ihres Intellekts und der Breite ihrer Erfahrung", heißt es in einer Empfehlung in der Freitagausgabe der Zeitung über die ehemalige First Lady und jetzige New Yorker Senatorin. Sie habe zugleich die Bereitschaft zum "Lernen und Ändern" gezeigt.
Qualifikation gibt Ausschlag für Clinton
Das Blatt äußert sich auch positiv über Clintons Hauptkonkurrenten Barack Obama. Dass der Senatorin der Vorzug gegeben werde, heiße nicht, dass seine "Anziehungskraft oder seine Begabungen" nicht anerkannt würden. Es bedürfe aber detaillierterer Informationen darüber, wie der schwarze Senator regieren würde. Angesichts der großen Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert sei, müsse der nächste Präsident in der Lage sein, die Probleme sofort anzugehen. "Frau Clinton ist, zum jetzigen Zeitpunkt, besser qualifiziert, Präsident zu sein."
McCain – ein Mann für ganz Amerika
Zu McCain fällt das Urteil weniger glänzend aus. "Wir haben starke Meinungsunterschiede zu allen Republikanern, die sich um die Präsidentschaft bewerben", heißt es. Aber McCain sei von allem die beste Wahl. Der Senator aus Arizona sei der einzige Republikaner, der ein Ende des Stils des derzeitigen Präsidenten George W. Bush verspreche, der "aus einer kleinen zornigen Randgruppe heraus und in ihrem Namen" regiere. Mit seiner Bereitschaft zu Kompromissen mit politischen Gegnern bei der Gesetzgebungsarbeit, die er in der Vergangenheit gezeigt habe, biete McCain einem breiteren Spektrum von Amerikanern eine Alternative als der Rest des republikanischen Bewerberfeldes.
Klatsche für Giuliani
Geradezu vernichtend ist die Kritik der Zeitung an McCains Mitbewerber Rudy Giuliani, dem früheren New Yorker Bürgermeister. Der "wirkliche" Giuliani, so heißt es, sei ein "engstirniger, besessen geheimnistuerischer, rachsüchtiger Mann, der keine Notwendigkeit sah, die Macht der Polizei (in New York) zu begrenzen". Weiter wird dem Republikaner "atemberaubende" Arroganz und schlechtes Urteilsvermögen vorgeworfen. Zudem habe Guiliani schamlos Kapital aus dem Schrecken des 11. September gezogen, den "Albtraum" zu lukrativen Privatgeschäften und zur Förderung seines Präsidentschaftswahlkampfes ausgenutzt.
Der Demokrat Dennis Kucinich steigt aus dem Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur aus. Der Abgeordnete aus dem Bundesstaat Ohio sagte nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei den bisherigen Vorwahlen in einem Interview mit dem "Cleveland Plain-Dealer", er werde seine Kampagne beenden. Seine Arbeit im Kongress wolle er aber fortsetzen. Offiziell werde er das Ende seiner Ambitionen auf die Kandidatur der Demokraten am Freitag bekanntgeben.
Der 61-jährige Kucinich ist ein scharfer Kritiker des Irak-Kriegs und hatte bei Abstimmungen im Kongress stets gegen den Einsatz der US-Armee gestimmt. Er hoffte deshalb, bei den Vorwahlen punkten zu können. Bereits beim Auftakt in Iowa vor drei Wochen wurde aber klar, dass er keine Chance gegen die Spitzenbewerber Hillary Clinton und Barack Obama oder auch gegen John Edwards hat.