Sie gilt als ehrgeizig, diszipliniert und charmant - Barbara Kisseler (61), Hamburgs künftige Kultursenatorin. Seit 2006 steht sie als erste Frau an der Spitze der Berliner Senatskanzlei unter Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Ihr Ruf als Kulturexpertin und Honorarprofessorin ist exzellent, trotzdem gilt ihr Einzug in den Hamburger Senat als Überraschung.
In den bisherigen Personalspekulationen war Kisselers Name nicht gefallen. "Barbara Kisseler bringt umfassende Erfahrungen aus ihrer langjährigen Tätigkeit in verschiedenen Kulturbehörden mit. Ich freue mich sehr, dass sie uns in Hamburg bei der Neuausrichtung der Kulturpolitik mit ihren umfangreichen Kenntnissen bereichern wird", teilte Scholz mit.
Die künftige Kultursenatorin erklärte, sie betrachte ihre neue Aufgabe als "große Herausforderung". "Die Kulturbehörde muss in erster Linie den Dialog mit den Kulturschaffenden organisieren." Hamburg sei eine Stadt mit einem unglaublichen kulturellen Potenzial. "Leider ist dies in der Vergangenheit nicht immer angemessen gewürdigt worden", kritisierte Kisseler. Es gehöre zu den Aufgaben des künftigen Senats, die Kulturinstitutionen wie Museen und Theater zu stärken und ihnen zu einem neuen Selbstbewusstsein zu verhelfen. Auf das heikle Prestige-Projekt Elbphilharmonie ging sie nicht ein.
Es gibt wenige, die in der Kulturszene so gut vernetzt sind wie Kisseler. In der Kulturverwaltung hat sie ihr gesamtes berufliches Leben zugebracht. Geboren in Asperden (NRW), studierte sie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln und leitete anschließend das Kulturamt in Hilden, dann in Düsseldorf.
1993 wurde Kisseler Abteilungsleiterin für Kultur im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Zehn Jahre später wechselte sie als Staatssekretärin für Kultur nach Berlin. 2009 war sie im Kompetenzteam des SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier (SPD) für Kulturpolitik zuständig.
Für die 61-Jährige ist Kulturpolitik auch Gesellschaftspolitik, die Debatten anstoßen muss. Sie meint: "Künstler sind auch Minensuchhunde bei gesellschaftlichen Problemlagen". Es gehe darum, "den Eigensinn, die Subversion, die produktiven Zweifel in den Künsten" für die Gesellschaft zu nutzen.