Entschuldigung nach Ausraster Schäuble macht seinen Sprecher zum Star

Vor laufenden Kameras stauchte Finanzminister Schäuble seinen Sprecher Michael Offer zusammen. Jetzt hat er sein Verhalten bedauert - zumindest ein bisschen. Der Sprecher ist derweil auf Youtube zum Star avanciert.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die öffentliche Zurechtweisung seines Sprechers Michael Offer bedauert. "Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert", sagte Schäuble der "Bild am Sonntag".

Schäubles Pressekonferenz zur Steuerschätzung am vergangenen Donnerstag in der "Steinhalle" des Ministeriums hatte eine Menge Wirbel ausgelöst. Der Minister wollte vor gut 50 Journalisten das satte Steuerplus von 61 Milliarden Euro erläutern. Auch viele Mitarbeiter verfolgten den Auftritt. Offer hatte die Pressekonferenz eröffnet und verwies darauf, dass die Unterlagen zur Steuerschätzung ja schon verteilt seien. Als dies die Journalisten verneinten, lehnte sich Schäuble entnervt zurück und blaffte seinen Sprecher an. Er habe doch erst vor 20 Minuten gesagt: "Es wär' schön, wenn die Zahlen verteilt wären." Und Schäuble fügte grinsend hinzu: Er habe geahnt, dass dies nicht klappen werde. Der Versuch einer Erklärung schlug fehl. Schäuble unterbrach seinen Sprecher mit den Worten: "Herr Offer, reden Sie nicht, sorgen Sie dafür, dass die Zahlen jetzt verteilt werden." Er werde die Pressekonferenz jetzt verlassen und wiederkommen, wenn die Zahlen verteilt seien. Der Politiker löste die Bremsen seines Rollstuhls und drehte kurzerhand ab.

Das Video wird zum Renner im Internet

Immerhin hat Schäuble Offer zu einem Mann gemacht, der jetzt über die Grenzen des Politbetriebes hinaus bekannt ist. Allein auf dem Videoportal Youtube wurde der Auftritt bis Sonntagmittag über 200.000 Mal abgerufen.

Auch im politischen Berlin ist er ein nachhaltiges Thema. Der in seiner Wortwahl oft selbst nicht zimperliche FDP-Politiker Wolfgang Kubicki reagierte auf seine Art: "Der Mann steht unter Drogen", lästerte der Fraktionschef im Kieler Landtag beim Landesparteitag der schleswig-holsteinischen FDP über Schäubles Auftritt - und wurde von Parteichef Guido Westerwelle umgehend in die Schranken gewiesen: "Was Du zu Schäuble gesagt hast, geht so nicht, und ich weise das in aller Form zurück."

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DPA/AFP/kmi