Es ist uns nicht egal ... ... dass ein Tempolimit nicht durchsetzbar ist

Die Wahl ist vorbei. Es gibt viel zu tun und genug Probleme, die uns wütend machen. Nach zornigen stern-Mitarbeitern und Prominenten empören sich stern-Leser. Heute: Sebastian Peter.

In den Wochen vor der Wahl hieß es ständig, Deutschland gehe es gut, es müsse nur so weitergehen. Das Gerede über die Wohlfühl-Republik hat uns in der stern-Redaktion wütend gemacht. Deswegen haben wir die Aktion "Es ist uns nicht egal" ins Leben gerufen. Nachdem stern-Mitarbeiter und zahlreiche Prominente aufgeschrieben haben, was ihnen nicht egal ist in diesem Land, kommen jetzt Sie, liebe Leserinnen und Leser zu Wort. Was ist Ihnen nicht egal? Und warum? Schreiben Sie unserer stellvertretenden Chefredakteurin unter anita.zielina@stern.de.

Hunderte Kommentare haben uns schon erreicht, eine Auswahl werden wir täglich auf stern.de veröffentlichen.

Heute empört sich Sebastian Peter:

"Mir ist nicht egal, dass es in Deutschland unmöglich scheint, ein Tempolimit durchzusetzen"

Es ist einfach in jeder Hinsicht vernünftig, ökologisch und verkehrssicherheitstechnisch, aber das Totschlag-Argument ist "freie Fahrt für freie Bürger". Die Leute die das sagen, sollten mal in einem Unrechtsstaat wie der DDR leben, in dem sie nicht einfach wohin und wann sie wollen fahren können. Das wäre auch in einem Deutschland mit Tempolimit immer noch möglich

Die Diskussion um die Autobahnmaut: Einfach einführen und alle Autofahrer über die Kfz-Steuer um den gleichen Betrag wieder entschädigen. Für den deutschen Autofahrer ändert sich nichts und die anderen Autobahnbenutzer werden an den Instandhaltungskosten beteiligt. Könnte so einfach sein. Stattdessen wird diskutiert, nach Höhe der Steuer zu entschädigen. Dann bekommen arme Leute mit kleinen Autos gar nichts und reiche werden komplett entschädigt, weil sie ja so arm dran sind. Typisch CDU/CSU, aber definitiv weder fair noch sozial.

Außerdem die Tatsache, dass die Wirtschaft ungehemmt und unkontrolliert die deutsche Politik bestimmt. Das Problem ist, die Wirtschaft will keine Veränderung. Alles soll so bleiben wie es ist, damit kennen sie sich aus und wollen in dieser Blase noch mehr Gewinn machen. Dass das aber auf Dauer nicht mehr geht interessiert sie nicht, bis die Blase platzt. Und unsere Politik spielt den Handlanger. Es wäre jetzt an der Zeit, auch schmerzhafte Veränderungen auf den Weg zu bringen. Und zwar dauerhaft. Auch wenn das heißt, dass Unternehmen und gut verdienende Leute etwas weniger übrig behalten. Es kann nun mal nicht immer und für alle mehr werden, das sollte eigentlich jedem klar sein, aber niemand ist bereit das für sich selbst auch hinzunehmen. Bitte immer nur bei den anderen ...

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Die einfachen Arbeiter werden immer weiter ausgebeutet, Leiharbeit ausgebaut und die Ingenieure (zu denen ich gehöre) und Vorstände bekommen schöne Gehaltserhöhungen. Und bei Bedarf werden Arbeiter und Ingenieure entlassen, damit die Vorstände noch mehr Gehalt oder Boni bekommen können. Es muss doch im Interesse der Politik sein, dass in Deutschland jeder, der einen Vollzeitjob (und eigentlich auch Teilzeitjob) hat, davon auch leben kann. Ohne Aufstockung oder Zweitjob! Auch wenn das die Gewinne der Unternehmen schmälert, sie rutschen dadurch sicher nicht in den Verlust und wenn, liegt der Fehler im Management, nicht bei den Arbeitnehmern. Aber das geht ja nicht, was würde nur mit dem Börsenkurs passieren ...

Wenn ich das so lese kommt mir der Gedanke, ich muss hier wohl weg.

Viele Grüße Sebastian Peter