Maria-Magdalena schenkt ordentlich Rotwein nach, sich aber nur ein kleines Tröpfchen. Sie lächelt und sagt: "Ich spiele gern, ich teste Grenzen aus." Das heißt, in einer Bar fasst sie ihrem Kunden schon mal zwischen die Beine, nur so, oder sie fummelt im Restaurant unterm Tisch rum, während der Kellner gerade abkassiert. Sie hat sich Maria- Magdalena als Künstlernamen ausgesucht, weil sie ja ein smartes Mädchen ist, 23, Studentin, mit einer Menge schmutziger Fantasie in ihrem niedlichen Kopf. Sie sagt: "Maria-Magdalena - die heilige Hure." Und dabei macht sie diesen Augenaufschlag. Als hätte das Spiel gerade wieder begonnen.
Ein nettes Restaurant außerhalb der Stadt, ideale Seitensprung-Location. Kerzenschein, Tisch am Fenster, Blick auf ein Flüsschen, das draußen vorbeiplätschert. Maria-Magdalena erzählt von ihrem Job in der Escort-Agentur und auch, dass sie eh ein bisschen nymphoman sei. "Jetzt krieg ich sogar Geld dafür - ist doch super!" Sie sagt: "Wenn ich nicht einmal die Woche Sex habe, werde ich knatschig." Zum Glück ist es Montagabend, und sie kommt gerade aus New York zurück. Ein reicher Typ hatte sie für drei Tage einfliegen lassen, damit er abends nicht so allein ist. Maria-Magdalena sieht sehr ausgeglichen aus. Escort-Service, das ist Prostitution für die ökonomische Leistungselite. Und man muss sich nicht wundern, dass die Branche boomt in einer neoliberalen Gesellschaft, in der es mehr wohlhabende Menschen gibt als je zuvor. Zwischen 800 und 1500 Euro kostet eine Nacht mit einer Frau, je nach Agentur. Da scheiden die Prolls als Klientel schon mal aus, die Typen, die nur die schnelle Nummer wollen. Man geht essen, vielleicht noch ins Kino oder Theater, alles sehr kultiviert, und hinterher wird’s dann im Hotelzimmer gemütlich.
Die Illusion der Eroberung
Die meisten Kunden sind zwischen 30 und 50, Geschäftsleute, und Maria-Magdalena, die anonym bleiben und sich nicht fotografieren lassen will, sagt: "Da sind ein paar richtig süße Schnuckelchen dabei." Und dann erzählt sie von diesem ungarischen Rechtsanwalt, seinem durchtrainierten Körper. Sie sagt: "Er war genau an den Stellen rasiert, wo ich es mag, und der Sex war so ausdauernd, so intensiv. Ich wollte gar nicht mehr weg." Vor ihrer allerersten Verabredung, das war vor zwei Jahren, hatte sie aber Schiss, na klar. "Damals fühlte ich mich, als würde ich dem Fleischer vorgeführt. Das Date war dann aber sehr schön." Inzwischen genieße sie die Ungewissheit, dieses: Wie sieht er aus? Wie ist der drauf? Es ist ein erotischer Kitzel, noch ehe sie ihr Spielfeld betritt. Sie sagt: "Das ist der Kick." Und sollte ihr ein Typ wirklich nicht passen, gehe sie eben. "Dann verzichte ich lieber auf das Geld."
Im Prinzip funktioniert ihr Job wie ein Blind Date. Nur steht das Ergebnis vorher fest. Man trifft sich in der Hotellobby, im Restaurant, dann: Komplimente, ein ausgedehnter Flirt; die Männer geben sich richtig Mühe. Vielleicht aus Eitelkeit. Oder weil sie die Selbstachtung wahren wollen. Vielleicht aber auch, weil die Escort-Ladys ihnen eine Illusion verkaufen. Das ist nicht die strukturelle Strenge eines Bordells mit viertelstündlicher Taktung, runtertickender Uhr. Da sitzt eine charmante, gebildete Frau, die so tut, als wolle sie erobert werden. Und genau das will sie wirklich.
Es geht nicht nur um Geld
Denn auch die Escort-Frauen, die meisten zwischen 20 und 40, sind auf sexuelle Abenteuer aus. Den wenigsten geht es allein um das Geld. Das ist der Hauptunterschied zum Rotlichtmilieu. Escort-Damen sind Nebenerwerbshuren: Tagsüber sitzen sie im Hörsaal oder arbeiten in der Bank, als Ärztin oder Anwältin, und an ein, zwei Abenden pro Woche verwandeln sie sich in eine Verführerin, die teure Dessous trägt und halterlose Strümpfe. "Wer nur schnelles Geld verdienen will, ist bei uns falsch", sagt Karla Jacobs*. Frau Jacobs, 34, ist Maria-Magdalenas Chefin. Vor vier Jahren hat sie die Agentur Noblesse Escort gegründet, sie selbst ist unter dem Künstlernamen Isabelle buchbar, und inzwischen arbeiten 120 Frauen für sie, Geschäftsadresse: Friedrichstraße, Berlin. Sie trägt ein cremefarbenes Kostüm, hochhackige Schuhe, und ab und zu kramt sie ihren klingelnden Communicator aus der Louis-Vuitton-Handtasche. Sehr businessmäßig. Früher war Frau Jacobs Immobilienmaklerin. Letztlich macht sie immer noch das Gleiche: "Ich bringe Menschen zusammen."
Internet hat Branche revolutioniert
"Wir sind bezahlte Geliebte auf Zeit", sagt Karla Jacobs. Und das fasst es hübsch zusammen. Natürlich geht es um Gefühl und Intimität, und anders als im Bordell ist auch Küssen erlaubt: Es ist sogar explizit erwünscht. Wie sonst sollte so etwas wie erotische Spannung zwischen Mann und Frau entstehen? Etwas Authentisches. Am Ende aber ist es doch immer ein Geschäftsmodell, zeitlich begrenzt, und vor allem: für beide Seiten ohne weitere moralische Verpflichtung. Männer, die Escort-Services buchen, sind oft jene, die sonst mit einer richtigen Geliebten fremdgehen würden. Nur kostet das auch Geld, irgendwie, und fast immer gibt es irgendwann Stress, uneingelöste Versprechen, Drohungen. Von dieser moralischen Belastung kaufen sich die Escort-Kunden frei. Es ist eine zeitgenössische Form der Ablasszahlung: Vergebung der Sünde gegen Bares.
Die Liberalisierung der Prostitutionsparagrafen im Strafgesetzbuch hat die Branche verändert. Das Internet hat sie revolutioniert. Seit die Vermittlung bezahlter Sexualkontakte straffrei ist, mischen seriöse Geschäftsleute mit, und im Netz kann man sich Hunderte Frauen ansehen mit ihren Setcards, Kurzprofilen, mit ihren Maßen, der Körbchengröße, ihren sogenannten Specials. Da erfährt man dann, wie die Mädels rasiert sind, ob sie Piercings an interessanten Körperteilen haben, welche Sexspielzeuge sie zum Date mitbringen. Es ist eine gigantische Fleischbeschau. Früher musste man in der Agentur vorbeischauen, Kataloge wälzen. Heute läuft das anonymer ab. Diskreter. Die guten Agenturen investieren eine Menge Geld, um bei Google ganz oben zu stehen. Frau Jacobs spricht von Marketingtools.
Uniformen und Handschellen
Wir sitzen in der Lobby eines Berliner Tophotels, und an den Nachbartischen sitzt die Zielgruppe: Anzugmänner, Laptops auf dem Tisch. Frau Jacobs wird sehr ernst, wenn es um ihre Mitbewerber geht. Sie predigt jetzt: "Meine Agentur grenzt sich von allen anderen ab. Für mich ist Ethik, der gefühlvolle und respektvolle Umgang in menschlichen Beziehungen das Wichtigste. Bei uns gibt es keine Hausbesuche, und ich klingel meine Damen auch nicht nachts aus dem Bett." Sie macht eine Pause, weil ihr das offenbar ein großes Anliegen ist. Sie sagt: "Es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssen." Und das ist wohl ihre Mission: Kampf für die gesellschaftliche Akzeptanz der Edelhuren. Auch wenn sie das Wort Hure so gar nicht leiden kann. "Wissen Sie", sagt Frau Jacobs, "diese Dienstleistung wird in Zukunft mehr denn je gefragt sein, weil immer mehr Menschen vereinsamen und in unbefriedigten Beziehungen leben." Das fängt damit an, dass nicht jede Ehefrau auf Oralsex mit Spermaschlucken steht, und es geht mit eher abseitigen Neigungen weiter: mit Sadomaso- Ticks, erotischen Rollenspielen. Es gibt nun mal nicht so viele Unternehmergattinen, die sich im heimischen Schlafzimmer mit einer Uniform verkleiden und Polizeirazzia spielen und den lieben Gemahl mit Plüschhandschellen ans Bett fesseln.
Erst ins Stadion, dann ins Bett
Manche Typen brauchen nun mal Fesselspiele zur Erregung. Das ist selbst für Escort-Frauen zunächst gewöhnungsbedürftig. Celine, 28, die gerade ihre Ausbildung zur Pilotin macht, hatte mal so einen Kunden. "Der öffnete seinen Koffer und hatte da 50 verschiedene Schnüre drin. Ich dachte, ach du Schande, wie kommst du aus der Nummer raus, und hab ihm gesagt, okay, er darf mir die Hände auf dem Rücken zusammenbinden, aber nur so, dass ich sie jederzeit wieder freikriege." Sie sagt, es ging gar nicht um Geschlechtsverkehr, sondern um diese Grenzerfahrung des Ausgeliefertseins; der Mann war auch damit zufrieden, dass sie ihm den Penis und die Hoden hübsch abgeschnürt hat, bevor sie ihn befriedigte. Sie sagt: "Ich bin sehr experimentierfreudig, und das war echt aufregend. Am nächsten Tag hab ich mir gleich ein Buch über Bondage-Sex gekauft. Sehr interessant."
Celine macht diesen Job jetzt seit knapp zwei Jahren und hat eine Menge merkwürdiger Dinge erlebt. Den Typen, der sie und eine befreundete Escort-Kollegin in ein Fußballoutfit steckte, mit Trikot und Fanschal, das volle Programm; und dann ging’s in die VIP-Lounge im Stadion, zwei Mädels, die nicht mal wussten, was Abseits bedeutet. Und vorher ein ordentliches Bier und nachher eine fröhliche Runde zu dritt im Hotel. "Dessen Frau hat halt keine Lust auf Fußball. Die meisten Kunden buchen uns für etwas, das die Frau nie mitmacht." Sie sagt: "Bei mir ist jedes dritte Date ein Besuch im Swingerclub. Es gibt so viele Männer, die neugierig darauf sind. Aber mit wem sollten sie denn da hingehen?"
In der Tat ist das die Hauptmotivation der Männer: der Wunsch nach Abwechslung, die Erfüllung sexueller Sehnsüchte, die sie sich in der Partnerschaft nicht auszusprechen trauen. Es ist Kompensation für private Enttäuschung, für die Sprachlosigkeit im Ehebett.
Jahresumsatz bis 14 Milliarden
Niemand weiß wirklich, welche Summen in der Bundesrepublik mit Prostitution umgesetzt werden. Jüngste Schätzungen reichen von 7 bis zu 14 Milliarden Euro pro Jahr; die Escort-Branche spielt dabei eine marginale Rolle. Große Agenturen mit hundert Frauen kommen auf einen sechsstelligen Monatsumsatz, sie behalten 30 Prozent von der Liebesgebühr als Provision ein. Davon zahlen sie die Fotoshootings, das Marketing. "Am Ende", sagt der Geschäftsführer einer Agentur, "bleiben für mich etwa 150.000 Euro netto."
Die seriösen Agenturen veranstalten regelmäßige Fotoshootings, damit die Bilder ihrer Begleitdamen auf dem neuesten Stand sind. Vor allem sollten sie ehrlich sein, was Alter und Beruf der Frauen angeht. Das wäre sonst wie bei der Autovermietung: Ein Kunde, der einen Mercedes bestellt, aber nur einen Opel Corsa bekommt, der ist ja auch unzufrieden. Die Selbstdarstellungen allerdings sind oft idealisiert. Franziska erzählt das. Und nicht nur das.
Der andere Job läuft nicht
In Franziskas Profil steht: "Am französischen Hofe Ludwigs XV. wäre sie eine perfekte ‚Maîtresse en titre‘ gewesen, die mit ihrer Ausstrahlung, ihrer Leidenschaft, ihrer Klugheit und Diplomatie Könige wie Staatsmänner begeistert hätte." Das klingt ja schon mal vielversprechend. Wir treffen uns in einem dieser Restaurants, wo der Küchenchef nicht bloß mit der Bratpfanne hantiert, sondern eher experimentale Naturwissenschaft betreibt. Franziska, die einen Doktortitel im Namen führt, ist so eine Perlenkettenfrau, und wenn man an ihre Beschreibung denkt ("Meine Lieblingsrolle: Typ Edelhure"), muss man sagen: sehr passend.
Es ist ein etwas schleppender Small Talk am Anfang, ein Gläschen Prosecco, zwei, drei Gläser Weißwein, die Zeit vergeht. Und dann entgleiten ihr plötzlich die Gesichtszüge. Vielleicht hat das der Alkohol gemacht, jedenfalls werden ihre Augen trüb. Fast grau. Sie geht zur Toilette und bleibt eine ganze Weile dort, sich frisch machen. Als sie zurückkommt, erzählt sie von ihrem fünfjährigen Sohn und dessen Vater, mit dem sie eine Wochenendbeziehung führt. Sie spricht von der teuren Privatschule und davon, dass die Geschäfte in ihrem eigentlichen Job überhaupt nicht laufen im Moment. Und dann sagt sie, ihr Lebensgefährte habe sie auf die Idee mit dem Escort-Service gebracht.
Der erste Kunde ist verständnisvoll
Sie beugt sich nach vorn, ihre Hände gleiten über den Tisch. "Weißt du, ich glaube, er findet diesen Job hier viel aufregender als ich." Sie macht eine Pause und sagt: "Er weiß auch, dass wir uns jetzt treffen." Und dort, wo jetzt Tränen sein müssten in ihren Augen, ist nur noch Leere. Vielleicht ist das der schwierigste Teil am Job einer Prostituierten: mit dem Identitätskonflikt klarzukommen. Sich innerlich nicht zu spalten. Wie es Franziska offenbar nicht gelingt. Escort-Service, das ist ja eine freiwillige Sache; die Frauen müssen sich auf die Männer einlassen können, für sie da sein, ihnen zuhören. Diesen ganzen Psychowahnsinn. Sie müssen es wollen. Sie werden nicht von irgendeinem Mistkerl an die Straßenecke gestellt, sondern suchen sich im Internet gezielt eine Agentur aus und bewerben sich. Schriftlich. Wie für einen normalen Job. Und entsprechend werden sie auch vorbereitet: Für das erste Date wird meist ein verständnisvoller Stammkunde vermittelt, das geht dann leichter. "Die Frau muss hinter dem stehen, was sie tut", sagt Agenturchefin Jacobs. Anders funktioniert das Geschäftsmodell nicht: Es geht nur auf Augenhöhe.
"Wie ein Wellness-Urlaub"
Früher gab es den Begriff vom "Freudenmädchen", und der hat schon eine Menge transportiert vom Wesen des gekauften Sex. Jedenfalls wenn man es aus männlicher Sicht betrachtet. Hedonismus ist die Urmotivation in diesem Gewerbe, und Druck und Gewalt sind so ziemlich das Gegenteil von Spaß und Genuss. Je teurer eine Prostituierte ist, umso mehr beruhigt es das Gewissen des Freiers - das Risiko der Zwangsprostitution ist geringer. Geld hat ja oft etwas Beruhigendes. Prostitution ist ein Tauschgeschäft. Die Frauen bieten Schönheit und Jugend, die Männer die Kohle. Eine paradoxe Situation: Es ist eine gegenseitige Erniedrigung und eine gegenseitige Bestätigung zugleich. Wahrscheinlich lässt sich gerade deshalb mit dem Escort-Service für alle Beteiligten so viel besser leben. Weil der Flirt, diese Illusion, dazu verhilft, die kommerzielle Ausgangslage zu überwinden. "Eine Nacht mit einer Begleitdame ist im Idealfall wie ein Wellnessurlaub", sagt Monique. Wobei so eine Nacht ja auch in etwa so viel kostet wie eine Woche im Robinsonclub.
Monique, 41, hat lange als Model gearbeitet und als Chefeinkäuferin für große deutsche Modehäuser. Jetzt ist sie das Gesicht und die Stimme von Elite Escorts in München. Sie betreibt die Agentur mit einem Geschäftspartner, der eigentlich in der IT-Branche arbeitet und seinen Namen deshalb lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Klare Rollenverteilung: Er ist fürs Geld zuständig, sie in jeder Hinsicht für die Human Resources. Und wenn man je eine Klischeevorstellung von einer Edelhure hatte: Hier ist Monique im schwarzen Prada-Kleid; und selbst die Schienen, die sie nach ihrem Bänderriss tragen muss, passen sehr hübsch zu ihrem Outfit. Im Prinzip lässt sich in der Prostitution auch die Klassengesellschaft abbilden. Und ganz oben stehen die Mädels vom Escort- Service. Wenn es stimmt, dass der Konsum vom Streben nach Distinktion geprägt wird, dann sind Edelhuren die Statussymbole des Sexgewerbes.
Agentur mit Kunden gegründet
Monique kennt sich aus mit Statussymbolen. Sie sagt: "Ich bin früher viel durch die Gegend gereist, Paris, Mailand, Florenz, und seitdem fasziniert mich diese Welt der Luxushotels." Und in so einem Hotel hat sie auch ihre zweite Karriere begonnen. Mit einem unmoralischen Angebot. Sie saß auf ein paar Drinks an der Bar, und als ein Mann sie abschleppen wollte, sagte sie: "Sehe ich so aus?" Er hat ihr einen Tausender angeboten. 2000. Es war ein Spiel. "Ich fand das wahnsinnig erotisch. Bei 10.000 hab ich Ja gesagt. Es war super." Sie sagt: "Es war der Reiz des Unerhörten." Und es fing an, ihr Spaß zu machen. Vor dreieinhalb Jahren dann hat ein Stammkunde ihr vorgeschlagen, gemeinsam die Agentur zu gründen.
Seit November ist Alexa bei Elite gelistet, eine Assistenzärztin aus Düsseldorf, die vor allem den Umstand sehr amüsant findet, dass man ihr das niemals zutrauen würde. Und um das zu unterstreichen, trägt sie eine züchtige rosa Karobluse; den Kragen natürlich aufgestellt, wie man das so macht als höhere Tochter. Alexa sagt: "Ich bin erzkatholisch erzogen, und wenn meine Eltern wüssten, was ich hier mache - die würden mich nicht enterben. Die würden mich umbringen."
Es fing alles damit an, dass sie sich immer über die teuren Klamotten einer Kommilitonin gewundert hat. "Die hat mir dann den Tipp gegeben, mich bei Monique zu bewerben." Inzwischen sammelt Alexa ihre Einkünfte in einer alten Kaffeedose - "wie meine Oma früher". Und allein im März, erzählt sie, habe sie 8000 Euro in die Dose gesteckt. "Und dazu kommen noch diese wunderbaren Momente, wenn ein Kunde mit mir in den Hermès-Laden geht und sagt: ‚Such dir das Beste aus.‘"
Irgenwann Häuschen und Kinder
Alexa, 27, hatte ihren ersten Sex erst nach dem Abitur, war also ziemlich spät dran. Jetzt kostet sie das Verbotene aus. Und wenn sie von ihren Erlebnissen berichtet, merkt man, dass sie mit einer gesunden Distanz an ihren Job geht. "Neulich hatte ich so einen kleinen Bankangestellten als Kunden", erzählt sie, der drückte ihr ein Skript in die Hand, das sie im Hotelbadezimmer auswendig lernen sollte. "Na ja, und dann habe ich seine Untergebene gespielt, die ein Geschäft verbockt hat und jetzt versucht, das wiedergutzumachen. Und man kann sich wohl vorstellen, wie die brave Bankerin ihren Chef am Ende beruhigt, oder?"
Dies hier sei eine Übergangsphase im Leben, behauptet Alexa. "Natürlich will ich irgendwann meine eigene Praxis haben, einen Mann, Kinder. Ich glaube ja wirklich an diese alten Werte."
Man hat in den vergangenen Jahren öfter im Zusammenhang mit Edelprostituierten von Luxusorgien gehört. Immendorff, Friedman. Das war immer die Mischung aus scharfen Weibern und einer Menge Koks. Monique sagt: "Sie machen sich da falsche Vorstellungen. Natürlich bewegen wir uns auch mal in einer Glamourwelt. Es gibt Männer, die lassen dich im Privatjet einfliegen, und ich habe auch ein paar Kunden, die verbringen jedes Jahr eine Woche auf einer Yacht in Cannes, die rufen mich an und sagen, 'Monique, kannst du uns nicht ein paar Damen runterschicken?' Aber das ist einmal im Jahr."
Es sind erstaunlich viele Frauen, die inzwischen für Elite arbeiten. Und die, die aufgehört haben, haben sich meistens privat verknallt und wollen eine bürgerliche Existenz aufbauen. Mit Kindern und Häuschen in der Vorstadt. So ähnlich wie Alexa sich das vorstellt. Monique sagt: "Es gibt natürlich ein paar Romantikerinnen, die wirklich glauben, in diesem Job den Ritter auf dem weißen Pferd zu finden." Der alte "Pretty Woman"-Mythos. Sie schmunzelt jetzt sehr nett. Es ist eben ein Geschäft mit Illusionen. Warum sollte gerade sie die zerstören?
* Name geändert