Firmen-Logo Die martialischen Wurstverkäufer

  • von Malte Arnsperger
Eine biedere niedersächsische Fleischwarenfabrik wirbt mit einem kriegerischen Logo um muslimische Kunden. Ein Islamwissenschaftler bezeichnet das Bild im Gespräch mit stern.de als möglichen Hinweis auf den heiligen Krieg.

"Hümmlinger - Gutes vom Hümmling". Brav und bodenständig kommt die Fleischwarenfabrik Hümmlinger aus dem niedersächsischen Landkreis Cloppenburg daher. Seit 1980 vertreibt das Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern typisch deutsche Wurstprodukte und rühmt sich seiner Spezialität, der "Orginal Hümmlinger Mettwurst", einer "luftgetrockneten Dauerwurstspezialität mit einem unverwechselbaren Geschmack". Für die Produkte wird mit einer harmlosen Windmühle als Logo geworben.

Doch die Fleischwarenfabrik Hümmlinger hat zwei Gesichter. Unter dem Namen "Saef Halal" verkauft das Unternehmen nach eigenen Angaben seit sechs Jahren an Abnehmer aus ganz Europa Halal-Spezialitäten: Fleischware für Moslems. Damit sie aus islamischer Sicht einwandfrei sind, müssen die Tiere zum Beispiel beim Zeitpunkt ihrer Schlachtung noch leben, verboten ist Schweinefleisch.

Logo mit Moschee und Schwert

Der Markt für Halal-Produkte sei ein interessanter und wachsender Markt, sagt Hümmlinger-Geschäftsführer Bernhard Meemken stern.de. Interessant ist auch das Logo für diesen Unternehmenszweig: Es zeigt im Hintergrund die goldene Kuppel der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee, einer der Symbole für den blutigen Nahostkonflikt, davor prangt ein reich verziertes gebogenes Schwert, beides überschrieben mit dem geschwungenen Schriftzug "Saef", arabisch für Schwert.

Auf das kämpferisch anmutende Bild angesprochen, reagiert Bernhard Meemken unsicher. "Das Logo mag martialisch sein. Aber warum wir dieses Logo haben, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht." Mit dem Logo versuche man, die muslimische Kundschaft direkt anzusprechen. Doch Meemken beeilt sich hinzuzufügen: "Eine politische Aussage wollten wir damit aber nicht treffen."

Kritik von Islamwissenschaftler

Das sieht der Islamwissenschaftler Johannes Zimmermann anders. "Das Bild ist schon martialisch." Er kritisiert die Verbindung eines stark politisch aufgeladenen Symbols wie der Al-Aksa-Moschee zusammen mit dem Schwert und dem Schriftzug als "problematisch". "Der Name Saef hat mit dem Produkt wenig zu tun", sagt der Experte von der Universität Heidelberg. "Wenn man es sehr weit fasst, könnte das Schwert auf den so genannten Schwertvers im Koran hinweisen, der einer der Grundlagenstellen für den heiligen Krieg, den Dschihad ist."

"Saef Halal"-Vertriebsleiter Khalid Ghazi ist der Erfinder des Logos. Er weist jeglichen politische Hintergedanken weit von sich und meint, "der Islam ist eine friedliche Religion". Die Moschee solle den muslimischen Kunden signalisieren, dass es sich um Halal-Produkte handele, das Schwert symbolisiere den Akt des Schneidens des Fleisches. Das Logo sei aus "reinem Zufall", entstanden, "das war keine Absicht", sagt Ghazi.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Diesen Eindruck hat auch der Islamwissenschaftler. "Es könnte der Versuch eines deutschen Unternehmens sein, sich auf einem Markt, auf dem man keine Erfahrung hat, mit religiöser Symbolik zu positionieren", sagt Zimmermann. "Das Logo ist aber sicher unglücklich gewählt."

Neues Logo soll "Saef Halal" ersetzen

Ähnlich scheint das mittlerweile auch das Unternehmen selber zu sehen. Khalid Ghazi gibt zu, dass seine Erfindung nicht bei allen Kunden gut ankommt. Deshalb, so Ghazi, wolle das Unternehmen den Namen "Saef Halal" demnächst ersetzen. Dann soll nur noch unter der neuen Marke "Al Baraka" Halal-Wurst verkauft werden. Das neue Logo von "Al Baraka" (der Segen): Eine friedliche grüne Wiese, auf dem eine Kuh, einige Hühnern und kleine Lämmer stehen.