Den Mund verbieten ließ er sich nicht - doch etwas Unbedachtes hat Helmut Schmidt selten gesagt. "Schmidt-Schnauze" nannten sie ihn im Parlament, wo er seinem Widersacher Franz-Josef Strauß immer wieder mächtig Paroli bot. Selbstbewusst und eloquent trat Schmidt auf und war Journalisten gegenüber direkt bis zur Pampigkeit. Bis ins hohe Alter analysierte er in knappen Sätzen die Gesellschaft und die Gefahren unserer Zeit. Viele seiner Aussagen werden unvergessen bleiben - und manche sind vielleicht aktueller denn je.
"Das Schneckentempo ist das normale Tempo in der Demokratie."
"Willen braucht man. Und Zigaretten."
"Der Rechtsstaat hat nicht zu siegen, er hat auch nicht zu verlieren, sondern er hat zu existieren."
"Wer eine Vision hat, soll zum Arzt gehen."
"Wir Deutsche haben allen Grund, mit Zähigkeit an unserer Demokratie festzuhalten, sie immer wieder zu erneuern und ihren Feinden immer wieder tapfer entgegenzutreten."
"Politiker und Journalisten teilen sich das Schicksal, dass sie heute über Dinge reden oder schreiben müssen, die sie erst morgen ganz verstehen."
"Großes wird auf Gipfeltreffen nicht bewegt, aber Schlimmeres verhindert."
"Die Demokratie lebt vom Kompromiss. Wer keine Kompromisse machen kann, ist für die Demokratie nicht zu gebrauchen."
"Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden."
"Die Eltern haben ihren Erziehungsauftrag an 25 Fernsehkanäle und die Videoindustrie abgegeben."
"Ehrlichkeit verlangt nicht, dass man alles sagt, was man denkt. Ehrlichkeit verlangt nur, dass man nichts sagt, was man nicht auch denkt."
"Ich weiß, dass es uns Deutschen nicht dauerhaft gut gehen kann, wenn es anderen europäischen Nationen wesentlich schlechter geht."
"Deutschland ist heute der drittgrößte Exporteur von Kriegswaffen auf der ganzen Welt, nach den USA und Russland. Das halte ich für eine ganz schlimme Entwicklung. Denn es heißt eben, dass wir zu der Nichtfriedfertigkeit der ganzen Welt beitragen, und zwar in einem unerhörten Ausmaß."
"Als deutsche Hauptstadt ein trauriger Witz, aber Realität." (Über Bonn.)