Hamburg - Bundespräsidentenkandidat Horst Köhler (CDU) will als Staatsoberhaupt "kein Rambo sein". Im neuen stern sagte Köhler, der als Generaldirektor den Internationalen Währungsfonds radikal reformiert hatte, als Bundespräsident müsse er "etwas behutsamer vorgehen". Köhler machte aber auch deutlich, dass er als Präsident die deutliche Aussprache pflegen will, etwa beim Anprangern der "großen Heuchelei" der Industrieländer, die von Armutsbekämpfung reden, aber an Entwicklungshilfe sparen. Als Bundes-präsident will Köhler die Rolle des Protokolls und der nationalen Symbole stärken. "Meiner Natur nach bin ich kein Zeremonienmeister", sagte er dem stern, aber "Deutschland kann gut mehr Repräsentation gebrauchen."
Köhler räumte im stern ein, dass es "wohl kein Zufall" sei, dass er von seinen Eltern Horst (wie Horst Wessel) und einer seiner Brüder Adolf genannt worden war. Die Bauernfamilie aus Bessarabien war von den Nationalsozialisten im besetzten Skierbieszów im Osten Polens angesiedelt worden, wo Horst Köhler 1943 als siebtes von acht Kindern geboren wurde.
Wie arm die Köhlers waren, als sie Bessarabien verlassen mussten, zeigen die Karteikarten der "Einwanderungszentralstelle Litzmannstadt", aus denen der stern erstmals zitiert. Danach besaß die Familie damals: "2 Pferde, 1 Rindvieh, 2 Schweine, Pflug, Egge". Auch nach der zweifachen Flucht aus Polen und Ostdeutschland hatte die Familie wenig Geld. "Meine erste Cola habe ich mit 18 getrunken", erinnert sich Horst Köhler im stern.
Köhler spricht im stern auch über seine Pläne, falls er wider Erwarten nicht zum Bundespräsidenten gewählt werden sollte: "Dann wäre ich erst mal arbeitslos." Zunächst würde er die drei Bücher schreiben, über die er schon länger nachdenkt – "eines über das Schicksal meiner Mutter, eines über die Liebesgeschichte mit meiner Frau und eines über internationale Finanzpolitik – das über meine Frau natürlich zuerst."