Hotel in Delmenhorst Nazi-Streit lockt Trittbrettfahrer

Der Streit um den geplanten Verkauf eines Hotels in Delmenhorst an den Rechtextremen Jürgen Rieger lockt bundesweit Immobilienverkäufer an. Wie der stern berichtet, sind knapp 50 schriftliche Angebote bei Rieger eingegangen.

Der Fall Delmenhorst und seine Folgen: Der rechtsextreme Anwalt Jürgen Rieger, der ein leer stehendes Hotel in der niedersächsischen Kleinstadt kaufen will, hat seit Anfang August knapp 50 Angebote von Immobilienverkäufern bekommen, berichtet der stern. Unter den Offerten sind nach Jürgen Riegers Angaben ein Hotel in München, ein ehemaliges Bundeswehr-Casino und ein "Müttergenesungswerk aus dem Dritten Reich". Ein Verkäufer aus Niedersachsen legte seinem Angebot Pläne, mehrere Fotos und ein Luftbild bei. Sie zeigen das 165.000 Quadratmeter große Areal einer Hundeschule und Hundepension mit Videoüberwachung, Badesee und einer Zwingeranlage.

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Wochenlange Proteste

Der Hamburger Anwalt hatte sich am 30. Mai dieses Jahres auf eine Anzeige des Hoteliers Günter Mergel aus Delmenhorst gemeldet, der das "Hotel am Stadtpark" für 4,4 Millionen Euro verkaufen wollte. Rieger, der das Hotel als rechtsextremes Schulungszentrum nutzen will, schickte einen Monat später ein Angebot über 3,4 Millionen Euro. Nachdem sein Vorhaben Ende Juli bekannt geworden war, haben die Bürger auf breiter Basis einen Protest unter dem Motto "Keine Nazis in Delmenhorst" organisiert.

Um dem Angebot von Rieger zuvorzukommen haben die Delmenhorster mittlerweile über 830.000 Euro gespendet. Die Stadtverwaltung, die das Vorkaufsrecht für das Objekt besitzt, hat zudem ein Gutachten in Auftrag gegeben, um den so genannten Verkehrswert des Hotels zu ermitteln. Diese sich daraus ergebene Summe würde Delmenhorst ausgeben wollen. Eine eventuelle Differenz zum geforderten Kaufpreis in Höhe von 3,4 Millionen Euro könne mit den Spendengeldern aufgefüllt werden, so die Überlegung der Rieger-Gegner "Für Delmenhorst".

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