Ganze 877 von 906 Vorstandsposten in den 200 deutschen Top-Unternehmen sind von Männern besetzt - jetzt reicht es Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU): "Angesichts der nur mit der Lupe erkennbaren Fortschritte der vergangenen zehn Jahre schließe ich eine gesetzliche Regelung über einen Mindestanteil von Frauen in Führungspositionen von Unternehmen nicht mehr aus", sagte sie dem "manager magazin".
Ziel: Ein Viertel mehr Frauen in weniger als fünf Jahren
Doch vor der Quote will sie es mit der Selbstverpflichtung der Firmen versuchen. Diese müssten aber zügig, verbindlich und öffentlich nachvollziehbar zugesagt werden, sagte die Ministerin. "Unter 25 bis 30 Prozent Frauenanteil in Führungspositionen würde ich gar nicht anfangen zu verhandeln. Das Entscheidende ist eher der Zeitraum für die Umsetzung. Ich sage mal: Es sollten weniger Jahre sein, als meine Hand Finger hat."
Auch die EU denkt über eine Frauenquote für Konzerne nach. Einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge gibt es in den Aufsichtsräten und Vorständen deutscher Unternehmen weiterhin kaum Frauen. Demnach haben mehr als 90 Prozent der 100 größten Unternehmen nicht eine einzige Frau im Vorstand, ergab die am Dienstag veröffentlichte Untersuchung. 2010 lag der Frauenanteil in den Vorständen der Top-200-Unternehmen bei 3,2 Prozent, in den größten 100 sowie den 30 Dax-Unternehmen sogar nur bei 2,2 Prozent.
Seit 2006 nur 18 Frauen mehr in Top-Jobs
"Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass freiwillige Selbstverpflichtungen wie bisher nicht reichen", kommentierte DIW-Expertin Elke Holst die Studie. "Wenn die Unternehmen den Frauenanteil in Führungspositionen signifikant steigern wollen, sollten sie sich verbindliche Zielgrößen geben und diese innerhalb fester Zeitrahmen umsetzen."
Die Unternehmen hätten sich bereits 2001 für mehr Frauen in Führungspositionen ausgesprochen. Angesichts dieser Versprechen aber sei ein Plus von 18 Sitzen in Top-Positionen gegenüber 2006 "schlicht zu wenig."