Mügeln Bürgermeister spricht mit rechter Zeitung

In dem sächsischen Ort Mügeln wurden acht Inder gehetzt und verprügelt. Jetzt spricht der Bürgermeister des Ortes ausgerechnet mit der rechtsgerichteten Zeitung "Junge Freiheit" und sieht sich nun massiver Kritik ausgesetzt.

Der wegen Äußerungen zur Hetzjagd von Mügeln kritisierte Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt, Gotthard Deuse (FDP), hat der rechtsgerichteten Wochenzeitung "Junge Freiheit" ein Interview gegeben. "Ich zum Beispiel bin stolz darauf, Deutscher zu sein", sagte das Stadtoberhaupt eineinhalb Wochen nach dem Übergriff von Deutschen auf Inder, bei dem den Ermittlungen zufolge ausländerfeindliche Parolen gerufen worden waren. Deuse bestätigte der Deutschen Presse-Agentur dpa die Aussage. Er habe sie mit Blick auf den Nationalstolz zur Fußball-WM 2006 getroffen. Die politische Orientierung der "Jungen Freiheit" kenne er nicht.

Bisher war der 59-Jährige vor allem wegen einer Äußerung in der "Financial Times Deutschland" in die Kritik geraten: "Solche Parolen können jedem mal über die Lippen kommen", hatte er über die fremdenfeindlichen Rufe der Tatnacht gesagt. Zunächst hatte er auch bestritten, dass die Täter aus Mügeln stammen, wo es keine rechte Szene gebe. Der dpa sagte der seit 1990 amtierende Bürgermeister am Donnerstag: "Ich verabscheue rechte Gewalt."

Forderung an die FDP sich von Deuse zu distanzieren

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), forderte die FDP-Führung auf, sich von Deuse zu distanzieren. "Es ist an der Zeit, dass der Parteivorsitzende Guido Westerwelle Herrn Deuse zur Ordnung ruft und klarstellt, dass dieser nicht für die FDP spricht", sagte Edathy der "Mitteldeutschen Zeitung". Die Grünen- und die Linksfraktion im sächsischen Landtag kritisierten Deuses Interview mit der "Jungen Freiheit".

In den vergangenen Jahren waren immer wieder Amtsträger und Persönlichkeiten wegen Interviews mit der Zeitung in die Kritik geraten, darunter der Schriftsteller Rolf Hochhuth.

DPA
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