Bundesinnenministerin Nancy Faeser steht als Spitzenkandidatin der SPD für die hessische Landtagswahl am 8. Oktober bereit. Innenministerin will sie bleiben, wie die Vorsitzende der hessischen SPD in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview dem "Spiegel" sagte. Ihre Entscheidung teilte sie am Donnerstag auch in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief den Mitarbeitern des Ministeriums mit. Sie wolle die erste Ministerpräsidentin in Hessen sein, schrieb Faeser darin.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Doppelrolle
Bereits in den vergangenen Tagen war über eine mögliche Kandidatur Faesers spekuliert worden. Nicht nur die Union, sondern auch der Koalitionspartner FDP mahnte, in Krisenzeiten mit einem Krieg in Europa, großen Fluchtbewegungen und einer weiterhin hohen terroristischen Bedrohung könne man nicht gleichzeitig mit dem gebotenen Einsatz das Bundesinnenministerium führen und in Hessen Wahlkampf machen.
Sollte sie nach der Wahl am 8. Oktober nicht hessische Ministerpräsidentin werden können, wolle sie Bundesinnenministerin bleiben. Faeser verwies darauf, dass sie die Rolle als Oppositionsführerin im hessischen Landtag bereits vor ihrem Wechsel nach Berlin ausgeübt hatte. "Ich bewerbe mich bei den Hessinnen und Hessen um das Amt der Ministerpräsidentin", sagte sie. "Ich möchte gestalten, ich möchte Verantwortung tragen - Oppositionsführerin war ich schon." Sollten die Wählerinnen und Wähler "sich anders entscheiden, werde ich weiterhin als Bundesinnenministerin meiner Verantwortung gerecht werden".
Sie halte es "in einer Demokratie für eine Selbstverständlichkeit, dass man aus einem Amt heraus für Wahlen kandidieren kann", sagte sie. Ihr Amt als Innenministerin werde nicht unter ihrer Rolle als Spitzenkandidatin in Hessen leiden. "Ich habe in sehr schwierigen Zeiten Verantwortung für ein sehr schwieriges Amt übernommen, und diese Verantwortung gebietet es mir, dass ich meine Aufgaben ebenso klar und ernsthaft wie bislang erfülle."
Faeser deutete an, dass sie sich im hessischen Wahlkampf zurückhalten werde. "Es sind jetzt nicht die Zeiten, um Wahlkampf zu machen", sagte sie. "Wir haben einen furchtbaren Krieg in Europa, die Bedrohungslagen sind groß." Sie habe "mehr als mein halbes Leben lang Kommunal- und Landespolitik in Hessen gemacht, sagte Faeser. "Die Menschen in Hessen kennen mich."
In Hessen sind die Sozialdemokraten seit 1999 in der Opposition. Die Christdemokraten gehen mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Boris Rhein ins Rennen. Für die seit 2014 mitregierenden Grünen kandidiert Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. An diesem Freitag ist Faeser in Friedewald beim Hessen-Gipfel der SPD.