Erneut ist ein Auto in einer deutschen Großstadt mitten in eine Menschenmenge gerast – mit tödlichem Ausgang. In der Mannheimer Innenstadt kamen nach Angaben der Polizei am Rosenmontag zwei Menschen ums Leben, fünf Menschen wurden schwer, fünf leicht verletzt. Der Tatverdächtige, ein 40 Jahre alter Deutscher, steuerte seine Opfer nach Erkenntnissen der Polizei mit Absicht an.
Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass der Mann psychisch krank sei. Man habe ein Ermittlungsverfahren wegen zweifachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes eingeleitet, sagte Romeo Schüssler, leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mannheim.
"Schwer zu ertragen und auszuhalten"
Nicht nur Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann reagierte entsetzt auf die Todesfahrt und drückte seine Anteilnahme gegenüber Opfern und Angehörigen aus. "Das ist nun wirklich schwer zu ertragen und auszuhalten", sagte er. Er versicherte den Bürgerinnen und Bürgern, dass der Staat alles tue, was er tun könne, um sie zu schützen. Aber hundertprozentigen Schutz könne es nicht geben. "Manchmal ist es einfach nur tragisch und schlimm."
Bundesinnenministerin Nancy Faeser dankte Polizei und Rettungskräften für ihre Arbeit. "Die Polizei hat einen herausragenden Job geleistet", sagte die SPD-Politikerin am Abend, nachdem sie sich vor Ort ein Bild gemacht hatte. Etwa 30 Polizeikräfte seien in zehn Minuten vor Ort gewesen, sagte Faeser. Es sei eine furchtbare Tat, "ein Horror am helllichten Tag, bei schönstem Wetter, in der Mittagspause, wo viele Menschen draußen sind".
Auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zeigte sich erschüttert. "Es handelt sich hier nicht um eine einfache
Unfallsituation, sondern eine schwere Tragödie", sagte Specht am Abend. Solche Taten werde man nie verhindern können, sagte Specht. Es sei aber nötig, schnell Ergebnisse über die Motivlage zu erhalten, um Schlüsse daraus zu ziehen, die notwendig seien, solche Taten unwahrscheinlicher zu machen. Specht kündigte für Dienstagabend (17.30 Uhr) eine ökumenische Andacht in der Konkordienkirche an.
"Es ist furchtbar, was sie durchmachen müssen"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte den Angehörigen der Opfer sein tiefes Mitgefühl aus. "Ich verfolge die Entwicklung in Mannheim, soweit das hier möglich ist, sehr aufmerksam", sagte Steinmeier zum Beginn einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten Paraguays in der Hauptstadt Asunción. "Es ist furchtbar, was sie durchmachen müssen." Den Verletzten wünschte Steinmeier rasche Genesung. Der Bundespräsident dankte außerdem der Polizei und den Rettungskräften für ihren Einsatz.
Ähnlich äußerten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Scholz schrieb auf X: "Erneut trauern wir mit den Angehörigen der Opfer einer sinnlosen Gewalttat und bangen um Verletzte. Damit können wir uns nicht abfinden." CDU-Chef Merz erklärte ebenfalls auf X: "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Der Vorfall – wie auch die schrecklichen Taten der vergangenen Monate – mahnt uns eindringlich: Wir müssen alles tun, um solche Taten zu verhindern." Deutschland müsse wieder ein sicheres Land werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versicherte den Beistand seines Landes. "An alle Menschen in Mannheim, insbesondere an die Angehörigen der Opfer dieser Gewalttat, an das deutsche Volk. Frankreich steht an Ihrer Seite", schrieb Macron auf X. Der französische Staatschef veröffentlichte die Nachricht sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch.
Bilder vom Tatort nach der Amokfahrt am Rosenmontag

Mannheimer Kaufhäuser bleiben Dienstag geschlossen
Laut einem Medienbericht sollen am Dienstag drei große Kaufhäuser in der Innenstadt Mannheims geschlossen bleiben. "Die Bestürzung bei den Händlern ist riesengroß", sagte Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden, der Tageszeitung "Mannheimer Morgen".
Wie Rubel dem Blatt sagte, öffnen die Galeria-Filialen am Paradeplatz und Peek & Cloppenburg auf der Einkaufsmeile Planken am Dienstag nicht. Auch Engelhorn werde erst am Mittwoch wieder Kundinnen und Kunden empfangen. Fabian Engelhorn, Chef der Modegruppe Engelhorn, sagte der Zeitung: "Wir sind fassungslos und unendlich traurig über das, was heute in Mannheim geschehen ist."