Rechtsextreme Berliner Justiz lässt Überfall auf Ströbele bis heute ungesühnt

Berliner Justiz lässt Überfall auf Ströbele bis heute ungesühnt

Hamburg – Der gewaltsame Überfall eines mehrfach vorbestraften Rechtsextremisten auf den grünen Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele im September vergangenen Jahres ist auch acht Monate nach der Tat noch ungesühnt. Wie der stern in seiner neuen Ausgabe berichtet, verwies jetzt das Berliner Landgericht den Fall mit der Begründung an das Amtsgericht, man könne "keine besondere Bedeutung des Falles" erkennen. "Der Geschädigte nimmt weder innerhalb seiner Partei noch der Bundesregierung eines besonders herausgehobene Position ein." Zudem, so die Richter weiter, "trägt die Tat selbst nicht die Züge einer rechtsextremistischen Handlung." Bei Berliner Verfassungsschützern, die den Täter seit Jahren im Blickfeld haben, löste die Begründung laut stern Empörung aus. "Der Mann tickt über Gewalt", sagte ein Ermittler. Er befindet sich jedoch auf freiem Fuß.

Der 35-jährige Schlosser Bendix Wendt hatte Ströbele zwei Tage vor der Bundestagswahl beim Verteilen von Handzetteln in Berlin-Friedrichshain von hinten mit einer Stahlrute auf den Kopf geschlagen, hatte ihn als "Hurensau" beschimpft und ihm eine schwere Gehirnerschütterung zugefügt. Der Täter war kurz darauf von der Polizei gestellt worden. Wendt gilt in der rechtsextremen Szene als Waffen- und Sprengstoff-Experte und hat mit dem späteren Polizistenmörder Kai Diesner in Wehrsportlagern Schießen und Bombenbasteln geübt. 1995 wurde er zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, floh aber vor der Justiz zu Neonazis nach Skandinavien. Als er nach zwei Jahren nach Deutschland zurückkehrte und ihn die Polizei verhaften wollte, bedrohte er die Beamten mit einer Maschinenpistole. Bis 1999 saß er im Gefängnis, dann verdingte er sich als Söldner in Kroatien. Zurück in Deutschland, wurde Wendt wieder mit Sprengstoff, Panzerfaust und Panzermine erwischt, und das Amtsgericht Bernau verurteilte ihn zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung. Drei Monate vor Ablauf der Bewährungsfrist überfiel er Ströbele.

Nachrichtenredaktion