Der Messerangriff eines 24-jährigen Asylbewerbers in Würzburg, bei dem drei Frauen starben und sieben Menschen verletzt worden sind, hat auch ein mediales und politisches Problem offengelegt. Trotz eindeutiger Hinweise auf eine möglicherweise islamistisch motivierte Tat hielten sich viele Medien und Politiker auffällig bedeckt. Bereits am Tag der Tat war bekannt geworden, dass der mutmaßliche Mörder Abdirahman J. seinen Angriff als "Dschihad" bezeichnet hatte. Trotzdem twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert, die entsetzliche Tat habe sich "gegen jede Menschlichkeit und jede Religion gerichtet".
In der "Tagesschau" wurde zwar erwähnt, dass die Behörden "islamistische Einstellungen" des Täters prüfen würden, jedoch nicht, dass es sich beim sichergestellten "Schriftmaterial mit Hassbotschaften" um islamistischen Hass handelte. Und die "Süddeutsche Zeitung" hat getitelt: "Schwierige Suche nach Tatmotiv". Es gebe "keine überzeugenden Beweise für Islamismus", stattdessen spreche "einiges für eine psychische Vorbelastung".
Aus falscher Vorsicht
Ist das die gebotene Vorsicht, die wir bei mutmaßlich islamistisch geprägten Straftaten brauchen? Oder sind Politik und Medien übervorsichtig und spielen damit am Ende nur den Rechtsextremen in die Karten? Moderator Michel Abdollahi spricht dazu in der aktuellen "heute wichtig"-Podcastfolge mit Journalistin, Aktivistin und Kriegsberichterstatterin Düzen Tekkal.
Sie bemängelt, dass viele Medien aus Angst davor, Fremdenfeindlichkeit zu schüren, relevante Informationen zurückhalten würden – was am Ende nur den Rechtsextremen in die Karten spiele. Tekkal ist Gründerin der Bildungsinitiative "German Dream", für die Politiker, Prominente und auch weniger bekannte Menschen vor Schulklassen von ihrem Lebenslauf erzählen und Jugendliche so inspirieren sollen. Sie weiß also sehr genau, wie bedeutend und folgenschwer das richtige Narrativ sein kann – in beide Richtungen.