Importstopp

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Orban und die dänische Regierungschefin Frederiksen

Orban: Ungarn hat "keine Alternativen" zu russischem Öl

Der ungarische Regierungschef Viktor Orban hat einem baldigen Importstopp für russisches Öl in seinem Land eine Absage erteilt. "Wir entscheiden selber über unseren Energiemix", sagte Orban am Mittwoch am Rande eines Treffens der Staats- und Regierungschefs der EU in Kopenhagen. "Wir haben keinerlei Alternativen", fügte er mit Verweis auf Ungarns geografische Lage hinzu.
Wodka und Co. – wie sinnvoll ist es russische Lebensmittel zu meiden?

EU-Importstopp Wodka, Kondensmilch und Co: So viel Russland steckt in "russischen" Lebensmitteln aus dem Supermarkt

Sehen Sie im Video: Wodka und Co. – wie sinnvoll ist es, russische Lebensmittel zu meiden?




Putins Krieg gegen die Ukraine führt zu neuen Sanktionen: Neben Rohstoffen geraten auch russische Lebensmittel in den Fokus.


Die EU verhängt einen Importstopp für russischen Wodka. US-Präsident Joe Biden hatte Importe in die Vereinigten Staaten bereits im März blockiert. US-Politiker schütteten öffentlichkeitswirksam Wodka aus. In Deutschland haben große Supermarkt-Ketten russische Lebensmittel bereits aus ihren Regalen verbannt.
Aber kann der Boykott russischer Lebensmittel Putin zum Ende seiner militärischen Operationen  bewegen? André Kowalew, Geschäftsführer von Dovgan, einem Großhändler für osteuropäische Produkte. Früher führte sein Unternehmen auch Lebensmittel aus Russland in seinem Sortiment. Heute, erzählt der Mann, der ursprünglich aus Sankt Petersburg kommt, habe Dogvan die Handelsbeziehungen zu russischen Herstellern abgebrochen:
Kowalew:
 „Ich habe keine Mittel, um auf Putin oder seine Leute Druck zu machen. Ich habe nur die Möglichkeit, es meinen Produzenten und Lieferanten zu erklären. Weil ich meine Position zeigen will und über sie Druck auf die Gesellschaft in Russland mache. Dass sie verstehen, dass sich auch die Zeiten für die Leute ändern. Das müssen sie spüren. Auf jeder Ebene. Und ich mach es eben auf meiner Ebene im Food-Bereich. Das ist ein für Russland nicht so  wichtiger Bereich und trotzdem muss ich meine Position zeigen.“


Laut Kowalew kamen nur rund 10 Prozent der Waren aus seinem Sortiment aus Russland. Dennoch gibt es weiterhin Lebensmittel bei Dovgan, die als typisch russisch gelten: Gezuckerte Kondensmilch zum Beispiel.


Kowalew:
„Wir sind in Deutschland Marktführer. Bei gezuckerter Kondensmilch haben wir 20 Prozent des Marktanteils. Das bedeutet, jede fünfte verkaufte Dose wird von uns verkauft. Aber ich habe noch nie eine Dose in Russland hergestellt. Denn Russland hat keinen Zugang auf den europäischen Markt – bei Milch und Fleischprodukten – sie sind verboten.“


Das heißt sogenannte russische Wurst, Salat- oder Käseangebote in deutschen Supermärkten werden nicht in Russland hergestellt. Andere Produkte, die in Deutschland als „typisch russisch“ gelten, seien es außerdem gar nicht, erzählt Kowalew. Die meisten dieser Lebensmittel wurden zu Sowjetzeiten zu Massenprodukten. Damals wie heute werden sie auch in den baltischen Staaten oder anderen europäischen Ländern konsumiert und hergestellt. Das trifft nicht nur auf Wodka zu, der in unterschiedlichen EU-Regionen eine eigene Tradition hat. Auch Teiggerichte wie Pelmeni gibt es in verschiedenen Varianten in der europäischen Küche.   
Typisch russische Produkte sind also eher eine Marketingerfindung als Realität – das hat auch einen weiteren Grund: Kowalew stellt heraus, dass die Esskulturen in Russland sehr unterschiedlich sind.
„Im Norden isst man mehr Fisch. Es gibt bei uns Regionen in Fernost, die essen eher wie Asiaten, wie Koreaner oder Japaner. Während der ganze Süden eher so isst, wie im osmanischen Reich. Ajvar, Pinjour usw. Der westliche Teil isst sehr ähnlich wie die Menschen in der Ukraine oder Polen.“
Wer dennoch darauf achten möchte, dass kein Produkt aus Russland im Einkaufswagen landet, dem hilft ein Blick auf die EAN-Nummer. Die Ziffern 460 bis 469 am Anfang des Codes kennzeichnen Produkte, die in Russland hergestellt worden sind.
Der Druck der über einen Boykott von Lebensmitteln auf Russland ausgeübt werden kann, ist niedrig. Für Kowalew war es dennoch wichtig, ein Zeichen in seine alte Heimat zu senden. Viele seiner Mitarbeiter haben Wurzeln in der Ukraine. Während das vor dem Einmarsch russischer Truppen kaum ein Thema gewesen sei, seien nun viele zu glühenden Ukrainern geworden. Das Unternehmen hat in Zusammenarbeit mit großen Supermarktketten mehrere Hilfslieferungen in die Ukraine gesendet – die Initiative dafür käme von seinen Mitarbeitern.
Kowalew: „Jede Tat, um den Krieg zu stoppen, bringt etwas. Die Frage ist: Hätten wir das schon seit einer längeren Zeit gemacht, vielleicht schon seit der Krim – dann würden wir heute nicht da stehen, wo wir stehen. Aber wir alle zusammen – ich will nicht mit Fingern auf bestimmte Leute zeigen – wir alle haben es nicht gemacht. Und wir stehen heute, wo wir stehen. Wichtig ist für mich, dass ich mich in einem Jahr noch im Spiegel anschauen kann – das ist wichtig für mich, für meine Firma und meine Mitarbeiter.“

Aktion in Mecklenburg-Vorpommern: Protest gegen russische Gasimporte: Greenpeace-Aktivisten setzen deutliches Zeichen vor Nord-Stream-1-Leitung

Aktion in Mecklenburg-Vorpommern Protest gegen russische Gasimporte: Greenpeace-Aktivisten setzen deutliches Zeichen vor Nord-Stream-1-Leitung

Sehen Sie im Video: Greenpeace-Aktivisten protestieren in Mecklenburg-Vorpommern gegen russische Gasimporte.




STORY: Greenpeace-Unterstützer haben am Donnerstag ein großes rotes X an den Anlandungspunkt der beiden Rohrleitungen von Nord Stream 1 ausgelegt. Sie protestieren damit gegen Gasimporte aus Russland. Oberhalb des großen X treten die beiden Rohrleitungen auf dem Betriebsgelände von Nord Stream 1 in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern aus der Erde. Auf einem weiteren Transparent fordert Greenpeace "Stop Gas! End War!" Greenpeace fordert von den am Donnerstag in Brüssel stattfindenden Gipfeltreffen der G7-Staaten, der EU und der Nato einen "schnellstmöglichen" Importstopp von russischem Gas. Es sei eine Herausforderung, die viel zu lange gewachsene Abhängigkeit von russischem Gas kurzfristig zu beenden, heißt es auf der Webseite von Greenpeace. Doch angesichts des Leids in der Ukraine müsse jede Anstrengung unternommen werden, um so schnell wie möglich von Putins Gas loszukommen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), spricht in der Generaldebatte im Plenum im Bundestag

Generaldebatte im Bundestag Kanzler Scholz: "Sanktionen dürfen europäische Staaten nicht härter treffen als die russische Führung"

Sehen Sie im Video: Kanzler Scholz sichert der Ukraine im Bundestag weitere Hilfe zu.




O-Ton Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler: "Ich habe noch die Worte im Ohr, die Präsidentin Selenskyj letzte Woche hier gesprochen hat. Es ist schwer für uns, ohne die Hilfe der Welt zu bestehen. Deshalb sage ich heute ganz klar: Präsident Selenskyj, die Ukraine kann sich auf unsere Hilfe verlassen! Und wir sehen, die Sanktionen wirken. Russlands Wirtschaft wankt, die Börse ist weitgehend geschlossen, die Währung ist abgestürzt, es fehlen Devisen, ausländische Unternehmen verlassen zu Hunderten das Land. Doch das ist erst der Anfang. Viele der härtesten Folgen werden sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Und wir schärfen die Sanktionen ständig nach. Natürlich höre ich die Stimmen derjenigen, die eine Flugverbotszone oder Nato-Friedenstruppen in der Ukraine fordern. So schwer es fällt, wir werden dem nicht nachgeben. In fast 80 Jahren Nachkriegsgeschichte haben wir das Unvorstellbare erfolgreich vermieden: eine direkte militärische Konfrontation zwischen unserem westlichen Verteidigungsbündnis, der Nato und Russland. Dabei muss es bleiben. Die Nato wird nicht Kriegspartei, da sind wir uns mit unseren europäischen Verbündeten und den Vereinigten Staaten einig. Meine Damen und Herren, über Jahrzehnte hinweg ist unsere Abhängigkeit von Öl, Kohle und Gas aus Russland gewachsen. Ja, wir werden diese Abhängigkeit beenden, so schnell wie das nur irgend geht. Das aber von einem Tag auf den anderen zu tun, hieße, unser Land und ganz Europa in eine Rezession zu stürzen, Hunderttausende Arbeitsplätze wären in Gefahr, ganze Industriezweige stünden auf der Kippe. Zur Wahrheit gehört auch, schon die jetzt beschlossenen Sanktionen treffen viele Bürgerinnen und Bürger hart, und zwar bei weitem nicht nur an der Zapfsäule. Sanktionen dürfen die europäischen Staaten nicht härter treffen als die russische Führung, das ist unser Prinzip."