Ukraine-Krieg Ukrainisches Innenministerium richtet Telegram-Kanal zur Identifizierung russischer Soldaten ein

Ukrainische Soldaten in der Innenstadt von Lviv / Lemberg
Ukrainische Soldaten in der Innenstadt von Lviv / Lemberg
© Micha Korb/ / Picture Alliance
Das Innenministerium der Ukraine hat einen Telegram-Kanal eingerichtet, auf dem russische Angehörige Soldaten identifizieren können. Doch die Aktion dient nicht nur der Aufklärung, sondern auch der Abschreckung. 

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Mehrere englischsprachige Medien berichteten von einer Hotline, eingerichtet von der ukrainischen Regierung, um russische Familien über Kriegsgefangene und über den Aufenthalt ihrer Söhne zu unterrichten. Davon berichtet unter anderem die "Military Times". Tatsächlich handelt es sich bei "Ishchi Svoikh" (sinngemäss: "Such deine Jungs") um einen Telegram-Kanal mit dazugehöriger Webseite

In der Beschreibung des Kanals heißt es: "Dieser Kanal wurde von Vertretern des Innenministeriums der Ukraine erstellt. Darauf finden Sie Informationen über gefangene und getötete russische Soldaten in der Ukraine seit Beginn der Besetzung. Hier werden wir zeitnah Fotos und Videos posten, die wir vom Schlachtfeld erhalten." Erkennt man einen der Soldaten in den Videos uns Bildern, so kann man ein Formular über "Google Forms" ausfüllen

Ukraine-Krieg: Website soll russische Bevölkerung aufklären

Laut "Radio Free Europe" hoffe man so, die von Russland kontrollierten Staatsmedien zu durchbrechen und den russischen Bürgern, einschließlich Freunden und Familienmitgliedern der Truppen vor Ort, zu zeigen, wie ernst die Lage in der Ukraine ist. Denn glaubt man den Aussagen auf den Videos der russischen Gefangenen, so erzählen sie fast einstimmig, dass sie unter dem Vorwand einer Militärübung in die Ukraine geschickt worden seien. In einen Krieg hätten sie nie gewollt. 

Die "Washington Post" schreibt wiederum, dass die Hotline, beziehungsweise der Kanal, dazu dienen soll, die Herzen der Russen zu gewinnen. Die Zahl der Todesopfer steigt und Moskau äußert sich kaum zur Zahl der verlorenen russischen Truppen. Seit Beginn des Krieges mit der Ukraine soll die russische Seite einen Verlust von etwa 4500 Soldaten zu verzeichnen haben, wie der ukrainische Generalstab am Sonntagabend erklärte. Die Angaben lassen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen. 

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace erinnerte in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem "Telegraph" daran, dass die russische Armee bereits in der Vergangenheit mobile Krematorien präsentiert hatte. Es könnte also sein, dass viele der Männer nicht einmal ein anständiges Begräbnis erhalten und direkt "entsorgt" werden. Die mobilen Krematorien sind indes kein Geheimnis und wurden im russischen Staatsfernsehen bereits zuvor hoch angepriesen

Kanal dient auch der Abschreckung 

"Die Webseite und ihre Social-Media-Ableger sollen aber vor allem abschrecken und demoralisieren – und im Land des Aggressors Widerstand gegen den Krieg anregen", gibt der Schweizer Ableger des Nachrichtenportals "Watson" zu bedenken. Sie seien Präsident Putin ein Dorn im Auge. Die russische Medienaufsichts- und Zensurbehörde Roskomnadzor sperrte den Zugriff nach Angaben von "Watson" sofort. Der Telegram-Kanal hat jedoch mittlerweile rund 460.000 Follower. 

Doch die darin enthaltenen Inhalte sind nicht ohne: Während sich die Webseite von "Ishchi Svoikh" auf Gefangenen-Filme beschränkt, zeigt der Telegram-Kanal die Kriegsgräuel unzensiert – vor allem gefallene Soldaten und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen. Die Videos dazu verbreiten sich ungefiltert auf Social-Media.