Kaifeng Tausende Nacht-Radler ärgern Chinas Behörden

Ausflug nach Kaifeng in China
50 Kilometer auf dem Leihrad für ein paar Teigtaschen? Warum nicht, denken sich tausende von Studentinnen und Studenten in China
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Verstopfte Straßen, überforderte Restaurants, verärgerte Bewohner: In China hat ein Teigtaschen-Ausflug von vier Studentinnen einen Massentrend ausgelöst. Nun schritten die Behörden ein.

Für besonderes Essen nehmen Chinesen gerne weite Wege in Kauf. Wie die vier Studentinnen aus Zhengzhou, die eines Sommerabends beschlossen, sich Fahrräder zu leihen, um im 50 Kilometer entfernten Kaifeng Baozi zu essen. Die Teigtaschen sind Nationalgericht und die Tangbao-Variante aus der früheren Hauptstadt gilt als besonders köstlich. 

Ihren harmlosen Ausflug dokumentierten die Frauen auf sozialen Medien – und lösten damit einen Trend aus, der sehr viele Gemüter erregte – inklusive der ohnehin wenig zimperlichen Behörden.

Zehntausende Studierende in China unterwegs

Inspiriert von der Leihfahrradtour begannen immer mehr Studentinnen und Studenten damit, sich in der Millionenstadt Zhengzhou Räder zu leihen, um ebenfalls nach Kaifeng zu fahren. Zum Schluss waren zehntausend Studierende in der zentralchinesischen Provinz unterwegs. Weshalb die Polizei jetzt die Fahrradwege kontrolliert und teilweise auch gesperrt hat. 

Massen unterwegs in Kaifeng
Massenradeln Richtung Kaifeng sorgt für Unmut in der Bevölkerung
© Imago Images

Im Netz kursieren Videos von sechsspurigen Straßen, auf denen es für Autos wegen der Massen an Radfahrern kein Durchkommen mehr gab. Weitere Fotos zeigen Straßen und Gehwege, die von geparkten Leihfahrrädern gesäumt und dadurch völlig versperrt waren. 

Besonders in Kaifeng sind einige Bewohner mittlerweile wenig von dem Trend begeistert. Auf Weibo, Chinas eigener, staatlich zensierter Version, die ähnlich wie X, also Twitter, funktioniert, mehrten sich Beschwerden über Lärm und Stau. Die jungen Leute sollten lieber Müll sammeln und Flüsse reinigen, schrieb ein Nutzer. Sie sollten etwas Gutes für alle tun, statt zu rebellieren. 

Fahrt nicht zu lange mit Leihrädern!

Auch Restaurants waren von den Massen an hungrigen Studierenden und Fahrrädern zusehends überfordert. Kaifengs Polizei warnte vor Sicherheitsrisiken. Die Stadtregierung appellierte an die jungen Leute, verantwortungsbewusst zu handeln.

Das klang vor kurzem noch anders, als die lokalen Medien die "neue Dimension des Tourismus" begrüßten: "Nach ihrer Ankunft in Kaifeng nutzten viele Studenten die Gelegenheit, die kulturellen und historischen Attraktionen der Stadt zu erkunden und brachten ein neues Gefühl von Aufregung und Energie in die alte Stadt", schrieb eine Zeitung.

Nun aber drohen die Fahrradverleiher wegen der Massen an Rädern, die oft wieder nach Zhengzhou zurücktransportiert werden mussten, die Räder beim Verlassen der Stadtzone zu sperren. Sie verwiesen außerdem auf den hohen Verschleiß sowie die negativen körperlichen Auswirkungen, wenn Leute zu lange Strecken mit den Leihrädern zurücklegten. 

Quelle: DPA, "The Guardian"

nik

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