Familienferien Wie ein Urlaub mit dem Baby klappt

Von Bettina Laude
Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder. Besonders bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren habe die Zahl der Kinder zugenommen, sagt Familienministerin Ursula von der Leyen. Aber ist mit einem Baby ein Urlaub noch möglich? stern.de hat drei Spezial-Angebote getestet.

In Deutschland wächst die Zahl der Geburten weiter. "Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder. Besonders bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren hat die Zahl der Kinder zugenommen. Also in Partnerschaften, in denen genau überlegt wird, ob sie ein Leben mit Beruf und Familie meistern können", sagte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) der "Bild am Sonntag". Im Familienreport habe das Ministerium festgestellt: "Vor allem bei den Männern nimmt der Kinderwunsch zu."

Doch nach den ersten anstrengenden Monaten mit dem Säugling sehnen sich junge Eltern nach Zeit für sich und Entspannung. Aber der Nachwuchs liebt Unterhaltung, und zwar ab sieben Uhr morgens. Beim Yoga stört das Kind die anderen Erwachsenen, im Ruhebereich quäkt es und im Schwimmbad rutscht es aus, wenn man nicht jede Sekunde aufpasst. Keine Zeit zu zweit vor acht Uhr abends.

Im Skiurlaub mussten wir getrennt über die Piste sausen, im Sommer allein schwimmen gehen. Als Paar kann man das noch ganz gut organisieren, doch was machen Alleinerziehende? Schließlich können sie das Baby nicht einfach am Strand rumkrabbeln lassen und ins Meer steigen. Und ein Kind zwölf Stunden am Stück selbst zu bespaßen, kann alles andere als Urlaub sein.

Alle großen Reiseveranstalter haben zwar Familienprogramme aufgelegt und bieten auch Anlagen mit Betreuung an - allerdings erst für Kinder ab drei oder vier Jahren. Doch jetzt haben einige Anbieter dieses Marktpotenzial entdeckt. stern.de hat drei Angebote getestet.

Babywochen im Robinson Club Fleesensee

Mehrmals im Jahr dreht sich im Robinson Club Fleesensee alles um Babys und Kleinkinder. Die Babywochen in Mecklenburg-Vorpommern sind so beliebt, dass ihre Anzahl erhöht wurde.

Ein paar Babys liegen auf einer Decke und quietschen vor sich hin. Andere können schon krabbeln und steuern eine Spielzeugkiste an. Die älteren flitzen auf Bobby Cars durch den Raum. Wer gerade nicht glücklich ist, wird von den Betreuerinnen auf den Arm genommen und herumgetragen. An sechs Tagen kümmern sich geschulte Mitarbeiter wie Erzieherinnen und Kinderkrankenschwestern, aber auch Studenten, um Babys und Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren.

Eltern können ihre Kleinen jeweils drei Stunden am Vormittag und am Nachmittag abgeben. Damit man nicht mit seiner kompletten Baby-Ausstattung anreisen muss, gibt es Hochstühle, Betten, Buggys, frischen Babybrei sowie Sets mit Wickelauflage, Wanne, Fläschchenwärmer und Babyfon vor Ort. Eine Idee, die junge Eltern begeistert annehmen, wie auch die speziellen Babywochen. "Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir das Angebot ausgebaut", sagt Carola Wolff von Robinson.

Dass es an den Mecklenburgischen Seen oft kühl und regnerisch ist, stört die Väter und Mütter nicht. "Endlich können wir mal wieder gemeinsam Sport treiben", sagt Annick Vogeley, die gerade ihre neun Monate alten Zwillinge Mathieu und Jean-Luc abgegeben hat. "Gestern konnte ich die beiden noch nicht hierlassen, sie haben zu sehr geweint. Heute scheint es zu klappen." Unser Sohn Niklas (1) klettert gleich ins Kugelbad und will nicht wieder raus. Als wir uns verabschieden, meckert er zwar, doch kurz nachdem wir die Tür hinter uns zugezogen haben, hören wir ihn bereits vergnügt quietschen. "Kinder, die es überhaupt nicht gewohnt sind, dass sie von jemand anderem als Mutter oder Vater betreut werden, brauchen manchmal etwas Eingewöhnungszeit", sagt Silke, eine gelernte Erzieherin.

Infos
Roby-Baby-Wochen für Kinder ab 6 Monaten gibt es in zwei Robinson Clubs: im Esquinzo Playa auf Fuerteventura und in Fleesensee, dort circa 15 Mal im Jahr. Teilnahme an der Babywoche: 99 Euro pro Kind/Woche. DZ/VP ab 110 Euro pro Person/Nacht. Familienzimmer buchbar. Kinder unter zwei frei.

Kinderhotel Habachklause: Wandern mit Buggy

Das Kinderhotel Habachklause im Salzburger Land beherbergt nur Familien. Sogar Säuglinge werden von morgens bis abends betreut.

Sarah und Niklas haben keine Zeit. Sie müssen backen. Hochkonzentriert rühren sie Teig an, füllen den Sand in Förmchen. Eine ganze Kuchenstraße verläuft schon durch die riesige, überdachte Sandkiste. Wir sitzen auf der Bank davor, trinken Milchkaffee - und haben Zeit. Für die Schönheit des Hochtals, die Gipfel der Kitzbüheler Alpen im Norden und die Hohen Tauern im Süden. Das Kinderhotel Habachklause steht direkt am Eingang zum Nationalpark Hohe Tauern.

Hinterm Haus rauscht die Habach, vorm Haus gibt es unter hohen Tannen einen Fuhrpark mit Bobby Cars und Dreirädern, neben der Sandkiste meckern Ziegen in einem Gehege. Ab und zu schaut auch mal ein Pony vorbei. "Das ist doch mal was anderes als der Spielplatz zu Hause", sagt Sabine aus Düsseldorf und holt sich noch einen Cappuccino. Den gibt es an der Hotelbar den ganzen Tag kostenlos. Genauso wie Tee, Softdrinks oder Milchkaffee.

Gäste nur mit Kindern

Das 44-Betten-Haus versteht sich als Familienhotel und beherbergt ausschließlich Gäste mit Kindern. Für jede Alterstufe - egal ob Säugling oder Teenager - gibt es täglich eine mehrstündige Betreuung von sogenannten Babytanten. Babys haben ein eigenes Buffet mit Gläschen, Lätzchen, Milchpulvern und Bio-Breien. Die Habachklause bietet von Montag bis Freitag Babybetreuung von 10 bis 20 Uhr und am Wochenende von 13 bis 20 Uhr. Die Eltern füllen einen Babypass aus, in dem von der Ess- bis zur Schlafgewohnheit alles festgehalten wird. Das Erwachsenen-Programm bietet in der Zeit einen kleinen Wellness-Bereich mit Sauna und Kosmetik, einen Mini-Pool, Wandern und Mountainbiken im Nationalpark und im Winter Skifahren in der Wildkogel-Arena auf 2200 Meter Höhe. Von dort führt eine Panorama-Gondel direkt nach Kitzbühel.

An einem gemeinsamen Nachmittag fahren wir per Bus zum Gasthof Alpenrose und wandern dann in 30 Kleinkind-Gehminuten zur Moa-Almhütte von Thomas und Erni Nindl, die 1771 gebaut wurde und noch im Urzustand erhalten ist. Die Nindls produzieren vier Laib Käse pro Tag. Niklas schaut staunend dabei zu. Von der Moa-Alm kann man kilometerweit durch das Tal mit Blick auf die Hohen Tauern wandern, ohne Steigungen bewältigen zu müssen. Buggys und Kinderwagen lassen sich problemlos schieben.

Kinderhotel als Marke

Unter der Marke "Kinderhotels" haben sich rund fünfzig Häuser zusammengeschlossen. Fast alle liegen in Österreich, zwei in Südtirol (Italien) und eins in Bayern. Die Hotels müssen einen hohen Standard für Familien bieten, um sich Kinderhotel nennen zu dürfen: kindersichere Zimmer mit Babybetten, Wanne, Wickelstation, Flaschenwärmer und sogar Vaporisator. Restaurants mit Hochstühlen, Kindergeschirr und Kinderspeisekarte, Spielzimmer und Spielplatz, Kinderarzt-Service und mindestens 20 Stunden Kinderbetreuung pro Woche.

Wer die höchste Kategorie der Kinderhotels (fünf Smileys) bekommen möchte, muss eine Babybetreuung für mindestens 40 Stunden pro Woche nachweisen. Dafür werden die Mitarbeiter in einer Kinderhotel-Akademie geschult. Außerdem können Eltern unbesorgt ihr Zimmer oder Apartment verlassen, wenn das Kleine schläft, denn jeder Raum kann mittels Piepser oder Schnurlostelefon überwacht werden. "Wir betreuen die Kinder ab dem siebten Lebenstag altersgruppengerecht und bieten den Eltern mit Wellness, Sport und Genuss ein perfektes Programm", sagt Hotelier Siggi Neuschitzer, der die Marke Kinderhotels gemeinsam mit einem Kollegen kreiert hat. "Das ist nicht immer günstig und für die Kleinen muss man ebenfalls zahlen, aber wir bieten höchste Qualität für die ganze Familie." Das Angebot reicht vom Bauernhof bis zum Luxus-Hotel.

Infos
Familienzimmer mit VP ab 90 Euro pro Person/Nacht. Kinder von 0 bis 24 Monate: 35 Euro pro Tag. Kinderbetreuung und -programm inklusive

Plantschen im Kinderparadies: Lykia World bei Ölüdeniz

Die 19 Pools von Lykia World machen groß und klein glücklich. Damit die Erwachsenen die Wellness- und Ruheoasen am Mittelmeer nutzen können, gibt es Betreuung fast rund um die Uhr.

"Mama, was ist Sänkju?", fragt Niklas neugierig. "Das heißt Danke in einer anderen Sprache, auf Englisch", antworte ich und hoffe insgeheim, dass sich meine Aussprache doch etwas besser angehört hat. Wir sind im Tweetieclub von Lykia World, einem Resort an der türkischen Mittelmeerküste zwischen Antalya und Bodrum. Weil das Lykia World eine internationale Anlage ist, sprechen die beiden Betreuerinnen, die sich um die Zwei- und Dreijährigen kümmern, Englisch.

"Im Juli und August sind sehr viele russische und englische Gäste hier. Ab September kommen wieder mehr Deutsche, dann haben wir auch deutschsprachige Betreuer", sagt die Studentin Belgin (25), die seit sechs Jahren während des Sommers in der Kinderbetreuung des Resorts arbeitet. Niklas stört sich nicht an der fremden Sprache. Er greift sich wie Marcus und Owen einen Pinsel und taucht ihn in grüne Farbe. Steinmalerei steht auf dem Programm. Verständigungsprobleme? Nö.

Auf einer Liste muss ich noch eintragen, wo wir im Notfall zu erreichen sind. Mein Mann will einen Paragliding-Kurs machen, denn die Lage der Anlage am Fuße der 2000 Meter hohen Babadag-Berge ist dafür ideal. Davor breitet sich die lykische Inselwelt aus, der berühmte Strand von Ölüdeniz ist auch nur wenige Kilometer entfernt. Ich entscheide ich mich für den Erwachsenenpool. Endlich mal wieder in Ruhe Bahnen schwimmen.

Niklas macht Papa nass

Lykia World liegt in einem riesigen Park voller Pinien, Palmen und blühendem Hibiskus. 19 Schwimmbecken gibt es auf der weitläufigen 2500-Betten-Anlage: Klassische Hotelpools am Hauptgebäude, Ruheoasen für Erwachsene mit traumhaftem Meerblick, beheizte Hallenbäder in den Wellness-Bereichen und das Kinderparadies. Eine einzigartige Abenteuerwelt mit 20 Wasserrutschen in acht Schwimmbecken. Von babygerechter Wadentiefe bis zur Schwimmtiefe ist alles dabei.

Unser Tagesabschluss ist eine Busfahrt mit dem Delfin runter zum Strand. Das ist ein bemalter Bus mit angebauter Delfinschnauze. Der ziemlich steil abfallende Kiesstrand ist zwar nicht gerade kleinkinderfreundlich, aber einmal täglich wollen wir uns von der Mittelmeerbrandung umsprudeln lassen. Danach stärken wir uns am Buffet des Strandrestaurants "Marina", frische Salate, gegrillter Fisch, Döner und deftiger Braten. Auf dem Rückweg zu unserem Familienzimmer kommen wir am Kinderclub vorbei. Bei den Tweeties spielen noch drei müde Knirpse und warten aufs abendliche Videogucken. Bis maximal halb elf können sie hier bleiben.

Infos
Eine Woche im DZ/VP inklusive Flug ab 836 Euro pro Person (Öger Tours). Kinder unter zwei frei.

Babybetreuung im Urlaub: Worauf sollten Eltern achten?

Gruppengröße:

Bei Null- und Einjährigen sollte ein Betreuer höchstens für drei Kinder zuständig sein. Werden mehr als 15 Kinder zur selben Zeit abgegeben, sollten sie in getrennten Gruppen umsorgt werden. Bei reinen Babygruppen sollte ein Betreuer sich maximal um zwei Babys kümmern. Wichtig sind getrennte Spiel- und Ruheräume. Optimal ist dazu ein begrenzter/umzäunter Frischluftbereich.

Qualifikation:

Wenigstens die Hälfte der Betreuer sollte eine qualifizierte Ausbildung haben (Erzieher, Kinderkrankenschwester). Wichtig ist Praxis-Erfahrung mit Babys. Eine erfahrene Mutter kann die Kleinen oft besser beruhigen als eine Pädagogik-Studentin. Fragen Sie die Betreuer nach ihren Kenntnissen. Beobachten Sie, wie sie mit den Kindern umgehen und vertrauen Sie Ihrem Gefühl.

Eingewöhnung:

Schlafzeiten, Essensvorlieben, Trinkgewohnheiten, Kuscheltier, Lieblingsspielzeug - je mehr die Betreuer über ihr Kind wissen wollen, desto besser. Nur eine Telefonnummer, über die Eltern im Notfall zu erreichen sind, ist zu wenig. Geht Ihr Kind schon in die Kita oder zur Tagesmutter? Dann wird es sich leichter abgeben lassen. Babys, die bisher immer mit Mutter oder Vater zusammen waren, brauchen eventuell eine Eingewöhnungszeit. Legen Sie Termine und Aktivitäten ohne Baby also nicht auf die ersten Urlaubstage.

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