
Mike Coots, Kilauea, Kauai, 2022
"Mike habe ich im Norden von Hawaii getroffen. Seine Geschichte hat mich berührt. Er wurde im Alter von 18 Jahren von einem Hai angegriffen, hat sein Bein verloren. Damals war er kurz davor, als Surfer durchzustarten. Und nur fünf Wochen nach dem Angriff war er auch schon wieder zurück im Wasser – auf dem Surfbrett. Er vermisste seinen Spielplatz im Ozean einfach zu sehr und wollte sich mit seinem Schicksal arrangieren. Coots begann sich später über Haie zu informieren und wurde sich der Bedrohung dieser Meeresbewohner bewusst. Ihre Bestände in den Ozeanen sind laut einer Studie einer internationalen Gruppe von Biologen in den vergangenen 50 Jahren um mehr als 70 Prozent gesunken. Coots begann Vorträge zu halten und für den Schutz der Tiere zu kämpfen. Er war 2010 maßgeblich daran beteiligt, dass Hawaii als erster Bundesstaat einen bahnbrechenden Gesetzentwurf verabschiedete, der die Jagd auf Haie verbot. Im Jahr 2022 berichtete der Internationale Tierschutzfonds, dass Menschen jedes Jahr rund 100 Millionen Haie töten. Überfischung ist die größte Bedrohung, denn ein Drittel aller Haiarten ist vom Aussterben bedroht. Das Hai-Opfer als Beschützer der Haie – klingt irgendwie auch nach dem Stockholm-Syndrom. Coots ist sich der Ironie seines Schicksals bewusst, dass er sich nun für den Schutz des Lebewesens einsetzt, das ihm beinahe das Leben genommen hat."
© Olaf Heine