Reise Queen tauft Queen

Königinnen unter sich: Queen Elizabeth II. hat in Southampton das größte Passagierschiff der Welt, die "Queen Mary 2" getauft.

Königinnen unter sich: Queen Elizabeth II. (77) hat am Donnerstag in Southampton die "Queen Mary 2" getauft. Per Knopfdruck schmetterte die Königin von Großbritannien eine Champagnerflasche gegen die "Königin der Meere", das größte Passagierchef der Welt. Es trägt nun den Namen ihrer 1953 verstorbenen Großmutter. "Möge Gott sie schützen - und alle, die mit ihr fahren", sagte Elizabeth.

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Rechtzeitig brach die Sonne durch

Für die Briten war es ein nationales Ereignis. Einen Augenblick lang schien auf den Wellen wieder die Parole zu gelten: "Rule Britannia". Am Montag wird der Ozeanriese von Southampton aus - dem Heimathafen der "Titanic" - nach Fort Lauderdale in Florida in See stechen.

Für die Schiffstaufe unterbrach die Königin erstmals ihren Weihnachtsurlaub, der traditionell bis Ende Januar dauert. Für echte Monarchisten wenig überraschend brach rechtzeitig vor ihrer Ankunft die Sonne durch. Eineinhalb Stunden lang ließen sich die ganz in Pink - offiziell: Kirschrot - gekleidete Monarchin und ihr Gemahl Prinz Philip (82) das Schiff zeigen. Pamela Conover, die Präsidentin der Cunard-Reederei, empfing sie mit Hofknicks, Kapitän Ronald Warwick (63), ein weißbärtiger Bilderbuch-Seemann, machte brav seinen Diener.

Queen: normal ist ein trockenes "how nice"

Die Queen, deren eigene Luxusyacht "Britannia" schon vor Jahren dem Rotstift des königlichen Schatullenbewahrers zum Opfer gefallen war, staunte nicht schlecht über so viel bürgerlichen Luxus. Sie ist zwar dafür bekannt, sich nie zu mehr als einem trockenen "how nice" hinreißen zu lassen, aber ein solches Schiff hatte auch sie noch nicht gesehen: Mit 74 Metern ist die "QM2" höher als die Niagarafälle und mit 345 Metern so lang wie der Eiffelturm hoch ist. Ihr Horn ist 16 Kilometer weit zu hören, und wer 41 000 Euro hinlegt, darf in einer 200 Quadratmeter großen Suite den Atlantik überqueren - Butler inklusive. Geschätzte Kosten der Schiffes: 650 bis 750 Millionen Euro. Die Queen, die als Folge einer Knieoperation im vergangenen Monat noch immer am Stock ging, besichtigte die Sternwarte, trug sich in der Bücherei ins Gästebuch ein, und ließ sich auf der Kommandobrücke die Instrumente erklären. Auf vieles andere warf sie nur einen flüchtigen Blick: die Ballsäle, das Theater, die fünf Swimmingpools oder das Wellnesscenter mit Sprudelbädern und Wasserfällen. Prinz Philip ließ sich auf eigenen Wunsch hin in die Leichenhalle führen. Sie fasse vier Personen, erläuterte ein Crewmitglied.

Inoffizieller Spitzname: "Bloody Mary"

Währenddessen galt rundherum die höchste Sicherheitsstufe. Am Vormittag hatten Taucher noch den Kiel des Liners nach Sprengsätzen abgesucht. Jedes Risiko sollte ausgeschlossen werden, um den inoffiziellen Beinamen des Schiffs - "Bloody Mary" - nicht noch zu bestätigen: Vor zwei Monaten waren durch den Einsturz einer Landungsbrücke auf der französischen Werft 15 Besucher ums Leben gekommen.Doch diesmal schien das Schiff unter einem glücklichen Stern zu stehen. Die extragroße Flasche mit französischem Champagner zerbrach vorschriftsgemäß beim ersten Versuch - alles andere gilt bei Seeleuten als schlechtes Omen. Allerdings hatte die Reederei auch hier nichts dem Zufall überlassen: Das Flaschenglas war eigens präpariert worden.

DPA
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