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Follow Me Was mich auf Flughäfen besonders nervt

Follow Me: Was mich auf Flughäfen besonders nervt
Airports sind keine Wellness-Oasen. Es sind Drehscheiben, die reibungslos funktionieren sollen. Doch nicht immer läuft alles rund, einiges ärgert mich - egal ob am Rhein-Main-Flughafen, in Dubai oder JFK.

Airports sind keine Wellness-Oasen. Es sind Drehscheiben, die reibungslos funktionieren sollen. Doch nicht immer läuft alles rund, einiges ärgert mich - egal ob am Rhein-Main-Flughafen, in Dubai oder JFK.

Do it yourself statt Service

In den letzten Jahren haben Airlines viele Dienstleistungen zum Kunden verlagert. So erfolgt der Check-in nicht mehr am Flughafen, sondern online oder per Smartphone. Am Airport soll man lediglich das Gepäck abgeben. Hat sich dadurch die Wartezeit am Counter verkürzt? Nein. Die Schlangen vor dem Drop-off-Schalter sind genauso lang, wenn nicht sogar länger, denn die Fluggesellschaften sparen extrem am Bodenpersonal. Bei meinem jüngsten Flug mit Germanwings musste ich mit der bereits zu Hause ausgedruckten Bordkarte für die Abgabe meines Koffers 45 Minuten in der Schlange stehen.

Sicherheitskontrolle

Klar, diesen Check kann keiner umgehen. Doch muss das gefühlt kilometerlange Umweglaufen im Zickzack durch ein Labyrinth von Absperrbändern sein, auch wenn bei der Sicherheitskontrolle wenig los ist? Und noch bevor ich Jacke und Rollkoffer auf das Band zum Röntgen gehievt habe, heißt es wie aus der Pistole geschossen: "Hamse Läbtopp oder Flüssischkeitn dabei?" Ja, lassen Sie mich das Gepäck doch erst mal öffnen und die Sachen ins Plastikschälchen legen.

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Zwang zum Konsumrausch

Jeder umgestaltete oder neu errichtete Flughafen schleust einen nach der Security automatisch durch ein Kaufhaus, meist in extrem grelles Licht getaucht. "Möchten Sie einen neuen Herrenduft ausprobieren?", wird man auf deutschen Flughäfen beim Passieren der Duty-free-Zone oft gefragt. Nein, ich möchte nur zum Gate. Längst sind die Airports weltweit zu Shopping Malls mit Luxusboutiquen verkommen - mit der Möglichkeit zum Abflug.

Ständige Durchsagen

Eine Wohltat sind Flughäfen, deren Decken und Wände mit schalldämmendem Material ausgekleidet sind, wo das Totschlagen der Wartezeit bei niedrigem Geräuschpegel möglich ist. Denn meist ist das Gegenteil der Fall, besonders wenn ständig alle Abflüge per Lautsprecher angesagt werden. Doch auch in ruhigen Terminals wird alle fünf Minuten die akustische Drohung ausgesprochen, dass unbeaufsichtigtes Gepäck sofort vernichtet wird. In meiner Fantasie sehe ich stets das Bild eines ferngesteuerten Roboters, der gleich mein Handgepäck in die Luft sprengen wird, wenn ich kein Auge auf das gute Stück habe.

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Endlose Gänge und Baustellen

Was haben Krankenhäuser und Flughäfen gemeinsam? Beides sind Dauerbaustellen, die nie fertig werden, weil beide Institutionen amöbenartig weiterwachsen, zum Leidwesen der Patienten und Passagiere. Stets muss man Umwege in Kauf nehmen, an Bretterzäunen entlanglaufen und kurven Vorfeldbusse um Bagger und Betonmischer zur Maschine. Noch verwirrender sind unübersichtliche Layouts von Flughäfen. Das trifft nicht nur auf über Jahrzehnte durch um Provisorien erweiterte Flughäfen wie das Air-Berlin-Terminal in Tegel zu, sondern auch auf neue Flughafengebäude wie den neuen Terminal 3 in Wien: Wer hier umsteigt, läuft durch ein Labyrinth enger Gänge und muss Rolltreppen benutzen, die so schmal sind, dass nicht einmal zwei Personen nebeneinander Platz finden. Dass es auch anders geht, zeigt der neue Queens-Terminal in Heathrow, wo schon die Architektur des gewellten Daches die drei Etappen des Fluggastes auf dem Weg zum Gate signalisiert: Check-in, Sicherheitskontrolle und Wartebereiche.

Stets zu wenig Toiletten

Ein weiteres globales Phänomen ist das krasse Unverhältnis von den riesigen Verkaufsflächen von Parfümartikeln im Vergleich zu den Räumlichkeiten der Körperhygiene. Mit anderen Worten: Toiletten sind rar, besonders im Ankunftsbereich vor der Passkontrolle, wenn gerade die Passagiere von drei Jumbojets nach einem langen Nachtflug gelandet sind. Oder im Gate-Bereich. Dort existiert oft nur ein Miniklo. Aber durch immer größere Flugzeuge mit immer engere Bestuhlung warten dort selbst für einen Inlandsflug 200 Menschen, die vor dem Abflug auch mal müssen dürfen.

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Händewaschen in drei Sekunden

Kennen Sie einen Airport, wo Sie sich die Hände waschen können, ohne mehrmals die Hahntaste zu betätigen? Meist blockiert schon nach drei Sekunden der Autostopp abrupt den Wasserfluss. Angeblich "der Umwelt zuliebe". Doch es sind Sparsamkeitsgründe der Airport-Betreiber, die so auf die Wasserbremse treten, dass man dauernd auf den Hahn betätigen muss. Die Eingänge zu Toilettenräumen sind ein Kapitel für sich. Sehr hygienisch ist die türenfreie Lösung auf US-Flughäfen: Damen und Herren betreten jeweils durch einen Gang mit einer Biegung als Sichtschutz die Örtlichkeiten, ohne einen Handgriff anzufassen.

Wucherpreise für Wasser

Wer sich zu einem Langstreckenflug aufmacht, soll stets viel trinken. Doch seit der Beschränkung bei der Mitnahme von Flüssigkeiten werden Passagiere im Sicherheitsbereich beim Kauf einer Flasche Wasser regelrecht abgezockt: So geht am Airport-Kiosk ein halber Liter Evian gerne für 4,50 Euro über den Tresen. Rühmlicher dagegen die Wasserinitiative #water2fly am Hamburg Airport: Beim Kauf einer Flasche Viva con Agua für zwei Euro wird nicht nur der eigene Durst gelöscht, sondern ein Teil des Erlöses unterstützt Trinkwasserprojekte in Entwicklungsländern.

Die Krux mit dem Internet

Der freie Zugang zum Internet mag ein Grundrecht sein, doch auf Flughäfen und in Hotels ist Gratis-Wlan keine Selbstverständlichkeit. Zwar bieten viele Airports in Europa nach Anmeldung per Handy für 30 Minuten kostenloses Surfen, doch für einen hohen Preis: durch die zwanghafte Teilnahme an einem Gewinnspiel. So muss man am Flughafen Barcelona minutenlang Anmeldeformulare ausfüllen, inklusive Geburtsdatum und genauer Adressensangabe, um ins Netz zu gelangen.

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Meine Lieblingsbegründung

Wer viel fliegt, kann ein Lied von dem leidigen Thema singen: Verspätungen. Doch der Ärger kann sich in Grenzen halten, wenn die Kommunikation stimmt. Transparenz ist zurzeit ein Modewort, um das sich auch das Bodenpersonal zunehmend bemüht. Die Antwort auf die Frage nach dem Warum der Verspätung wird gerne über die Lautsprecher mitgeliefert: "Ihr Flug verzögert sich wegen verspäteten Eintreffens der Maschine." Ach, hatte ich mir schon gedacht, weil am Gate immer noch kein Flugzeug parkt. Danke für diese grandiose Erklärung.

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