Weiße Sandstrände auf den Bahamas, an denen sich Models im Bikini räkeln. Dazu feinstes Gourmet-Essen, zubereitet von Spitzenköchen sowie internationale Top-Bands wie Major Lazer und Disclosure. Kurz: Das neue "Fyre Festival" klang wie die perfekte Party für die Generation Selfie, die ihre Fitnessstudio-gestählten Körper gerne auf Instagram zur Schau stellt.
Das ließen sich die Teilnehmer auch einiges kosten: Für die Tickets wurden zwischen 1000 und 12.000 US-Dollar verlangt, VIP-Pakete mit Annehmlichkeiten wie Massagen, Privatflugzeug und Bootsverleih kosteten bis zu 250.000 US-Dollar. Die Veranstalter bewarben das Event als "Kulturerfahrung des Jahrzehnts", Top-Models wie Kendall Jenner, Emily Ratajkowski und Gigi Hadid trommelten im Vorfeld für die Sause.
Streunende Hunde und Diebe
Doch die Party im Paradies wurde ein einziges Desaster: Zahlreiche internationale Medien berichten von chaotischen Zuständen auf dem Festivalgelände, die eher an "Die Tribute von Panem" als an ein Luxus-Camp erinnern. In der "Daily Mail" melden sich etwa zwei 22-jährige Australierinnen zu Wort, die 7000 Dollar für die Tickets zahlten - und am Ende nur einen Haufen halb-aufgebauter Zelte vorfanden, zwischen denen wilde Hunde streunten und Bettler campierten. "Die Menschen sind wütend und verwirrt", sagt Shakira Richardson der "Daily Mail". "Immer wieder bitten wir die Organisatoren um weitere Informationen, aber sie sagen uns gar nichts!"
Auf dem Festival ging beinahe alles schief: Das Gepäck der Besucher wurde in einem Schiffscontainer geliefert. Das Gourmet-Essen stellte sich als Styroporbox mit Brotscheiben, Aufschnitt, Scheiblettenkäse und einem Salatstreifen heraus, wie das Foto eines Twitter-Nutzers zeigt. Die Fächer zum Verstauen von Wertgegenständen ließen sich nicht abschließen. Und beinahe überall lag Müll herum. Insgesamt wurden 6000 bis 7000 Menschen erwartet, doch der Kollaps trat bereits am Anreisetag ein.
Halbherzige Entschuldigung der Fyre-Macher
Organisiert wurde die Party vom Rapper Ja Rule und dem Tech-Unternehmer Billy McFarland. Er wollte das Fyre-Festival als tropische Alternative zum beliebten Coachella-Festival etablieren. Das ging gründlich daneben. Auf der Webseite entschuldigen sich die Veranstalter halbherzig, die Schuld wird den Helfern vor Ort in die Schuhe geschoben: "Aus Gründen, die sich unserer Kontrolle entziehen, wurde die Infrastruktur nicht rechtzeitig fertig", heißt es in dem Statement. Und weiter: "Wir arbeiten unermüdlich daran, jeden Gast schnell und sicher nach Hause zu bringen." Das Event sei "kein Betrug", twitterte der Rapper Ja Rule.
Ob die Besucher ihr Geld zurückbekommen, wird sich zeigen. Dylan Caccamesi, ein Besucher der 1200 US-Dollar für sein Ticket zahlte, berichtet im "Sydney Morning Herald", dass er seinen Namen, seine E-Mail-Adresse und Telefonnummer vor Ort auf ein Stück Endlospapier schreiben musste. Ob das etwas genützt hat, weiß er nicht. Sollten die Anbieter kein Einsehen haben, weiß er schon, wie er sein Geld zurückholt: Er wird einfach die Zahlung bei seiner Bank zurückbuchen lassen.
Fyre Festival 2018 in den USA
Trotz der negativen Schlagzeilen planen die Veranstalter im kommenden Jahr eine Wiederauflage des Festivals. Angeblich sollen alle diesjährigen Besucher im Jahr 2018 kostenlose VIP-Pässe bekommen. Doch im kommenden Jahr sollen sich die Instagram-Models an einem Strand in den Vereinigten Staaten räkeln - den Bahamas kehren die Veranstalter lieber den Rücken.
