Kultur Klein-Manhattan für große Künstler

Bei allem Einkaufsstress: Ein Besuch im neuen MoMA muss sein.

Wahrscheinlich ist es der schönste Kunstpalast der Welt: das Museum of Modern Art, von den New Yorkern zärtlich MoMA genannt. Drei Jahre lang waren seine Schätze ausgelagert, für fast eine halbe Milliarde Dollar wurde um- und angebaut. Jetzt ist das neue Haus eröffnet: schöner, größer und eleganter als je zuvor.Schon lange war das MoMA das Lieblingsmuseum der New Yorker. Jetzt aber gibt es kein Halten mehr. Von einer "Kathedrale" schwärmen sie und von der "Eleganz eines Frühstücks bei Tiffany's". Architekt Yoshio Taniguchi erklärte das Haus zu einer "Mini-Version von Manhattan" - mit dem Skulpturengarten als Central Park und den umliegenden Ausstellungsräumen als Stadt. Und er glaubt: "Es ist nahezu perfekt."Das neue MoMA ist ein Museum voller Highlights auf mehr als 11 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Schon im Foyer geht es los mit den Riesenbildern von Joan Miró und Roy Lichtenstein. Von hier steigt man über eine imposante Freitreppe in das 33,5 Meter hohe Atrium mit Claude Monets herrlichen Seerosen und Barnett Newmans riesigem, stählernen "Broken Obelisk".Über Böden aus hellem Eichenholz wandelt der Besucher dann auf fünf Stockwerken durch die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts - von den Klassikern bis hin zu modernen Video-Stars. In der 5. Etage etwa hängen Picassos "Demoiselles d'Avignon", frisch renoviert und plötzlich überraschend rosafarben. 1907 hat sie der Meister geschaffen und da zum ersten Mal seine schiefen Gesichter, verrutschten Augen und doppelten Nasen gemalt. Dass die beim Publikum einst zu Wutausbrüchen führten, kann heute kaum noch jemand nachvollziehen. Ehrfürchtig stehen die Besucher vor dem riesigen Bild.Stunden könnte man auch verbringen mit den wunderbaren, mediterranen Farben von Henri Matisse, mit Vincent Van Goghs "Sternennacht" oder den "Drip Paintings" (Tröpfelbildern) des Rabauken und Säufers Jackson Pollock. Hier sind sie alle versammelt, die großen Künstler der Moderne. Überraschend viele Deutsche haben es in den Museums-Olymp geschafft. Klassiker wie Max Ernst, Otto Dix und George Grosz, aber auch Jüngere wie Martin Kippenberger, Gerhard Richter und Andreas Gursky. Der Berliner Fotograf Michael Wesely durfte drei Jahre lang die Umbauarbeiten des MoMA begleiten. Seine Langzeitbelichtungen hängen nun im obersten Stock und dokumentieren die Bauarbeiten.Im Treppenhaus schwebt ein grüner Hubschrauber mit Plexiglas-Cockpit, dem "Insektenauge". Wenn da nicht stünde, dass er 1945 gebaut wurde, könnte man ihn glatt für ein Objekt des 21. Jahrhunderts halten. Weil das MoMA 1932 als erstes Museum überhaupt begann, Design zu sammeln, ist von der Minox-Kamera über das rote Rennauto "Cisitalia" bis zu den Lounge Chairs von Charles Eames alles da, was gut und edel ist.Besonders schön: Taniguchis Architektur erlaubt von fast allen Etagen spektakuläre Ausblicke auf die brodelnden New Yorker Straßenfluchten und die Menschen in den angrenzenden Häusern. So hat man nie das Gefühl, in einem elitären Kunstparadies zu sein, sondern wird immer wieder zurückgeholt in die Wirklichkeit, wo New Yorker in ihren Wohnzimmern sitzen oder Geschäftsleute an ihren Schreibtischen ackern.www.moma.org
Öffnungszeiten: Sa.-Mo., Mi., Do. 10.30-17.30, Fr. 10.30-20 Uhr. Di. geschlossen. Eintritt: 20 Dollar. Jugendliche unter 16 in Begleitung der Eltern frei. Freitag 16 bis 20 Uhr kostenloser Eintritt für alle.Museumsshops
MoMA Design and Book Store, 11 West 53 Straße. MoMA Design Store, 44 West 53 Straße. Mo.-Do., Sa. 9.30-20, Fr. 9.30-21, So. 9.30-19 Uhr.Restaurants und Cafés
Cafe 2 Kleine Speisen wie Nudeln, Pizza und Salate. Terrace 5 Schöner Blick auf die Stadt und den Museumsgarten. Kleine Speisen, aber auch Cocktails. Sa., So., Mo., Mi., Do. 11-17.30 , Fr. 11-19.30 Uhr. The Modern Edles Restaurant mit französisch-amerikanischer Küche im Parterre, angrenzend an den Skulpturengarten. Erst im Januar wird es endgültig eröffnet, zurzeit gelten eingeschränkte Öffnungszeiten.

print
Anja Lösel

PRODUKTE & TIPPS