Ausstellung in London Performance-Künstlerin Marina Abramović: "Das Publikum muss weinen"

Portrait Marina Abramovic
Portrait von Marina Abramovic bei einer Austellung in der Royal Academy in London, im September 2023
© Justin Ng / Picture Alliance
Marina Abramović geht dahin, wo es wehtut – ihr selbst und dem Publikum. Kurz vor ihrer Ausstellung in London aber stieß sie doch an eine Grenze.

Sie reise mit dem Schiff von New York nach London, sagt Marina Abramović. Mit Flugscham hat das nichts zu tun. Scham ist nicht gerade etwas, das man mit Marina Abramović in Verbindung bringt, der Künstlerin, die ihrem Publikum einst erlaubte, mit ihr zu machen, was es wollte. Abramović darf derzeit nicht fliegen. Auf eine Knieoperation im Frühjahr folgte eine Embolie. "Ich wäre fast gestorben. Es war sehr gefährlich", erzählt sie im Gespräch mit dem stern.

Sie nimmt ihr Handy in die Hand, tippt, wischt, "hier": Sie zeigt ein Foto von mehreren Blutklumpen, aneinandergereiht wie in einer Gruselkabinett-Perlenkette. "Das haben sie aus meiner Lunge geholt." Wenn Abramović von ihrem Beinahetod erzählt, hat auch das etwas von einer Performance.

Mit ihren schonungslosen Aktionen wurde Marina Abramović berühmt. Sängerin Lady Gaga warb für Abramovićs Institut – nackt. Abramović inspirierte Rapper Jay-Z zu dem Videoclip "Picasso Baby". Künstler und Professoren betonen, was sie für die Performance-Kunst getan habe: sie weiterentwickelt, sie bekannt gemacht. Abramović habe ein perfektes Öffentlichkeits- und Marketingsystem.

Erschienen in stern 39/2023

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