"Ozapft is" hat es wieder in München gehießen: Punkt 12.00 Uhr hat Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) das erste Fass Bier angezapft und damit das 174. Oktoberfest eröffnen. Danach hat Ude zum letzten Mal dem scheidenden Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) die erste Maß gereicht - der erste Krug gebührt stets dem Regierungschef. Bis zum 7. Oktober werden auf dem größten Volksfest der Welt rund sechs Millionen Besucher erwartet. Mit dem ungewöhnlich späten Schlusstermin rückt das Volksfest, das anlässlich der Hochzeit des späteren Königs Ludwig I. mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810 entstanden war, heuer näher an seine Wurzeln heran.
Die Eröffnung des Münchner Oktoberfestes ist das Privileg des Münchner Oberbürgermeisters. In seiner "Dienstkleidung", dem grünen oder ledernen "Schaber" als Schurz der Schankkellner, zapft er am ersten Wiesntag exakt um 12.00 Uhr mittags das erste Fass an und startet mit dem Ruf "Ozapft is", das größte Volksfest der Welt.
Geübt wird am leeren Fass
Wer heute - zu welchem Anlass immer - zum Anzapfen antritt, bereitet sich meist vor. Geübt wird erst mit einem leeren Fass, dann mit einem Wasser gefüllten - erst dann darf der Debütant sich an einem richtigen Bierfass versuchen. Denn Bier enthält Kohlensäure, und der dadurch entstehende Druck macht das Anzapfen noch einmal schwieriger - und unter Umständen auch ziemlich feucht. Für Ude sind nach jahrelanger Übung drei Schläge eine Selbstverständlichkeit.
An den 16 Festtagen werden voraussichtlich sechs Millionen Maß Bier durch durstige Kehlen rinnen, für die Maß müssen die Besucher mit bis zu 7,90 Euro allerdings 40 Cent mehr auf den Tisch legen als im Vorjahr. Erstmals in München zu sehen ist heuer das laut Veranstalter älteste Karussell der Welt, der Pemperlprater aus der Biedermeierzeit. Zu den Neuheiten zählen ein solarbetriebener Autoscooter und der "Höllenblitz", eine Mischung aus Achterbahn und Fantasie-Geisterbahn. Insgesamt sind rund 650 Marktkaufleute, Schausteller und Gastronomiebetriebe zugelassen. Rund 12 000 Kellnerinnen, Budenbetreiber, Köche und Helfer an Fahrgeschäften kümmern sich um den reibungslosen Ablauf.