Schummelei Nr. 1: Runterkommen auf dem Innradweg
Tirol ist der Inbegriff von Bergen. Mehr als 500 Gipfel über 3000 Meter strecken sich hier in den Himmel. Während Mountainbiker jeden Höhenmeter feiern, lässt es sich am Inn entlang aber auch ganz gemütlich mit Touren- oder Gravelbikes rollen. Der Fluss wird von einem Radweg begleitet, der im schönsten Kontrast zur alpinen Kulisse steht, denn auf ihm geht es größtenteils bergab. Natürlich, die eine oder andere Steigung gibt es, aber stolze 1500 Höhenmeter verbucht der Innradweg –und zwar im Minus. Vor allem auf den 211 Kilometern in Tirol fährt man eben, entlang des Wassers, weswegen der Innradweg bei Familien wie Genussradelnden hoch im Plus steht.
Auf der Strecke warten zudem viele Vorwände für einen kulturellen oder kulinarischen Zwischenstopp. An heißen Tagen wird das Rad zum Beispiel an der Schlucht "Zammer Lochputz" abgestellt. Mit ihren über 30 Meter hohen Wasserfällen beschert sie Abkühlung im Schatten der Steilfelsen. Und in Innsbruck posieren nicht nur Foto-Klassiker wie das Goldene Dachl in der Altstadt, sondern auch modernes Design der Hungerburgbahn von Star-Architektin Zaha Hadid. Apropos Hunger: Bei den ständig am Wegesrand lockenden Versuchungen ist die Gefahr zu unterzuckern gering. Vom traditionellen Wirtshaus bis zur modernen Haubenküche: Entlang der Uferwege verkosten radelnde Reisende hier das erste Mal den legendären Tiroler Graukas (wahlweise den jungen quarkigen oder den gereiften speckigen) und Moosbeernocken mit Staubzucker (in Deutschland Heidelbeerküchlein mit Puderzucker genannt). Zum Anstoßen aufs Etappenziel dann noch einen Obstbrand eingepackt, denn bei jährlich rund fünf Millionen Kilo Obst, das hier zu Hochprozentigen verarbeitet wird, ist die Lieblingssorte garantiert zu finden. So pedaliert man gut gestärkt zur Festung Kufstein und hat die imposante Bergkulisse immer im Blick.
Der Inn-Radweg in Daten
Region: Tirol
Länge: 520 Kilometer
Dauer: 10–12 Tage
Schwierigkeit: leicht
Quer durch die Alpen folgt der Fernradweg dem Inn, vom Schweizer Engadin bis nach Passau. Flussabwärts tritt es sich leicht, und gerade in Tirol sorgen historische Städte wie Hall oder Landeck für abwechslungsreiches Pedalieren.
Alles im Fluss: Abkürzen auf dem Ennsradweg
Wer auf dem Ennsradweg einbiegt, wird von wortwörtlichen Highlights begrüßt: linker Hand das gewaltige Dachsteinmassiv und der Grimming, Europas höchster einzeln stehender Berg. Rechter Hand die Schladminger Tauern, die den Start zur Tour durch drei österreichische Bundesländer markieren. Die Landschaft, die hier an den Reifen vorbeizieht, ist nicht nur abwechslungsreich, was Flora und Fauna angeht, sondern auch, was die Steigungen anbelangt – und bietet somit die perfekte Möglichkeit, um die Strecke nach Lust und Laune zu fahren. Gemütliche Radelnde rollen vom Start in Flachauwinkl bis Admont durch das immer breiter werdende Ennstal und können sich ganz dem Ausblick auf die Berge widmen, ohne dafür zu sehr ins Schwitzen zu kommen. Wer sportlich unterwegs ist, nimmt die anschließenden Anstiege und Abfahrten in den Nationalparks Gesäuse und Kalkalpen natürlich mit. Zwischen 1000 Meter hohen Felswänden wird die gerade noch ruhig plätschernde Enns plötzlich zum tosenden Fluss. Die spektakulären Ausblicke muss man sich allerdings mit den Pedalen erarbeiten, bevor am malerischen Leopoldsteiner See abgekühlt wird. Alle, die es nicht ganz so aktiv angehen wollen, steigen in Admont entspannt ins "Gesäuse Sammeltaxi". Einfach am Vortag via gesaeuse.at/mobil bestellen, dann mit PS die Steigungen überwinden und kurz vor Steyr wieder auf den Radweg einbiegen. Hinter dem Städtchen geht es dann herrlich eben am Ufer der Enns weiter, die hier die Landesgrenze zwischen Ober- und Niederösterreich bildet.
Ob Kurz- oder Langstreckenradler: Für alle empfiehlt sich unterwegs ein Einkehrschwung bei kulinarischen Lokalmatadoren wie dem "Mandlberggut" bei Radstadt oder dem "Heimatgold" Bauernladen in Schladming, wo vom Steirischen Kürbiskernöl über den Apfelessig bis zur Latschenkieferschokolade alles mit Passion hergestellt wird. So kann auf dem Ennsradweg flexibel gewählt werden, mit wie vielen Kalorien im Magen und Höhenmetern in den Beinen man die Donau erreicht – wo ganz Motivierte natürlich direkt weiter auf den Donauradweg starten.
Enns-Radweg in Daten
Region: Salzburger Land, Steiermark, Oberösterreich
Länge: 263 Kilometer
Dauer: 6 Tage
Schwierigkeit: 2
Info: ennsradweg.com
Der imposante Dachstein begleitet Radreisende auf dem Ennsradweg, auch wildromantische Täler und rauschendes Wasser sind allgegenwärtig. Durch drei Bundesländer, die Nationalparks Gesäuse und Kalkalpen sowie historische Städte wie Radstadt, Schladming oder Steyr geht es von Flachauwinkl bis zur Donau. Vom lockeren Rollen bis zu steilen Abfahrten ist alles geboten.
Anstieg mit Akku: Volle Power in den Kitzbüheler Alpen
Die Kitzbüheler Alpen befinden sich in bester Gesellschaft: Vom Wilden Kaiser über die Hohen Tauern bis hin zu den Loferer und Leoganger Steinbergen reicht das Panorama. Bei so viel alpiner Auswahl wählt man am besten die "KitzAlps Rad-Safari". Unter diesem Namen werden respektable 1000 Kilometer Radrouten zusammengefasst, die man aber auch ganz ruhig angehen kann. Zum Beispiel auf einer der vielen Touren, die mit moderaten Anstiegen durch die Seitentäler führen. Vom beliebten St. Johann in Tirol übers Brixental in die Kelchsau oder zum Pillersee – überall gelangt man ohne große Anstrengung hin. Wer mehr Lust auf Action hat, kann natürlich auch höher hinaus. Mountainbiker führt der "Kitzbüheler Alpen Trail" (kurz: KAT) in drei Etappen über einsame Bergstraßen und stille Almwege zu den schönsten Plätzen der Region.
Von West nach Ost, mit bis zu 170 Kilometern und mehr als 5000 Höhenmetern. Aber auch hier gibt es eine moderatere Variante: Fernab vom Massentourismus geht es auf flowigen Trails durch die Bergidylle, auch um Gepäck, Hotel und Abendessen muss man sich nicht kümmern. Dank Taschentransport und stressfrei zu buchenden Packages kann man sich ganz auf die abwechslungsreiche Natur konzentrieren. Noch entspannter geht das natürlich mit dem E-Bike. Dutzende Anbieter haben die passende Rahmengröße parat, und immer ist eine Ladestation in Reichweite, damit der Saft nie ausgeht. Mit hausgemachtem Apfelspritzer oder süffigen Bierbrau-Elektrolyten wird auch die menschliche Batterie immer ausreichend geladen. Besonders in den 20 "KochArt"-Betrieben, die Tiroler Spezialitäten aus feinsten regionalen Zutaten auftischen. Ob Bauernhendl in knuspriger Haselnusskruste vom Schneiderbauer, Windauer Bergheusuppe mit Kräutern vom "Biohof Hüttschader" oder der legendäre Schweinebraten auf der "Wiegalm" mit Blick auf das Kitzbüheler Horn. Wer mit dem Rad kommt, hat sich einen Nachschlag verdient – Akku hin oder her.
Etappen: mehr als 70 Routen in Daten
Schwierigkeit: hoch
Info: kat-bike.at
Die Kitzbüheler Alpen bieten ein schier unendliches Routennetz für jeden Anspruch. Strecken der KitzAlps Bikesafari zwischen Hohe Salve, Brixental, St. Johann in Tirol und Pillersee befinden sich oft in Talnähe, der spektakuläre Kitzbüheler Alpen Trail macht (E-)Mountainbiker glücklich.