Ratgeber Reisen, aber anständig

Ein indisches Sprichwort bringt die Gefahren der wachsenden Reiseindustrie auf den Punkt: Tourismus ist wie Feuer. Du kannst deine Suppe damit kochen oder dein Haus damit abbrennen. Fünf Anregungen, damit die Suppe weiter kocht.

Heute Berlin, morgen Frankfurt, übermorgen Hamburg? Wenn schon, dann wenigstens mit einem umweltschonenden Transportmittel wie Bus oder Bahn. Kurzstreckenflüge (bis 500 Kilometer) haben wegen der energieaufwendigen Start- und Landephasen im Verhältnis einen besonders hohen Treibstoffverbrauch. Bei Fernreisen ist das Flugzeug zwar nicht mehr wegzudenken, die Umweltschäden sind aber erheblich. Sinnvoll ist deshalb, Urlaubslänge und Ziel in ein vertretbares Verhältnis zu setzen. Vorschlag: Ab einer Distanz von 2000 Kilometern mindestens zwei Wochen Urlaub machen (tut auch der Seele gut) und einen "klimaneutralen" Flug buchen. Dabei erhöht sich der Ticketpreis um eine freiwillige Abgabe für die CO2-Belastung. Das Geld wird beispielsweise in Solar-, Wasserkraft-, Biomasse-oder Energiesparprojekte investiert. (www.atmosfair.de) Vielleicht muss man ja nicht ganz so streng sein wie die Fluggesellschaft China Southern: Vor dem Abflug werden die Passagiere gebeten, um Ballast abzuwerfen, ihr Kleingeld auszugeben und noch einmal auf Toilette zu gehen: Jede Spülung in der Luft kostet etwa einen Liter Kerosin.

Wasser

Die Ressource Wasser ist knapp und ungerecht verteilt. Der Tourismus verschärft das Wasserproblem. Ein Luxushotel mit 420 Betten benötigt täglich rund 250.000 Liter für Swimmingpool, Rasenfläche und Gäste. Macht einen durchschnittlichen Verbrauch von etwa 600 Litern pro Tourist und Tag. Anderes Beispiel: Mit dem Wasser, das ein Golfplatz auf den Philippinen verbraucht, können rund 65 Hektar Ackerland bewässert werden. (www.justadrop.org) Siehe auch: "Wer steckt hinter ... "Just a drop"?".

Faire Reisen

Anders als fair gehandelte Lebensmittel sind "faire Reisen" noch nicht so einfach zu erkennen. Doch schon bei der Wahl des Veranstalters fängt verantwortungsvolles Reisen an. Um den Kunden die Suche nach entsprechenden Angeboten zu erleichtern, haben sich etwa 140 Unternehmen zum "forum anders reisen" zusammengeschlossen. Ihr Anliegen: eine Tourismusform, die langfristig ökologisch tragbar, wirtschaftlich sowie ethisch und sozial gerecht ist. (www.forumandersreisen.de)

Nahrungsmittel

Importierte Nahrungsmittel verursachen nicht nur Schadstoffemissionen durch den langen Transport, sie schwächen auch die lokale Wirtschaft. Je nach Wohlstand und Lage einer Region wenden manche Länder 50 Prozent der Tourismuseinnahmen (manchmal sogar mehr) für Importe zur Versorgung ihrer Touristen auf. Also: Im Urlaub Bier und Wein aus der Region trinken und die Reise als kulinarischen Ausflug begreifen.

Souvenirs

Zwar bringt der Kauf von Souvenirs (wenn sie im Reiseland hergestellt wurden) Geld in die Kassen der Einheimischen, doch kommt es darauf an, was gekauft wird. Vorsicht bei Elfenbein! Jedes Jahr werden dafür Tausende Elefanten getötet. Vorsicht auch bei Antiquitäten! Der Ausverkauf von Kulturschätzen sollte vermieden werden. Vereinfacht gilt: Handwerkskunst ja, Produkte aus gefährdeten Tier- und Pflanzenarten nein. Und: Nicht so sparsam mit Trinkgeld sein! Kofferträger, Zimmermädchen und Kellner sind oft darauf angewiesen.

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