Wer am übernächsten Wochenende bei Ryanair seinen Flug in den Osterurlaub buchen möchte, wird leer ausgehen. Nicht weil alle Maschinen bereits ausgebucht sind, sondern weil die Billigairline kurzerhand vom 22. bis 25 Februar ihre Buchungsmaschine abschaltet. Als Begründung gibt Ryanair Wartungsarbeiten an, da ein neues Buchungssystem eingesetzt werden soll. Hinter dem Totalausfall dürfte aber mehr stecken: Die Ultimaten der EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kunewa und britischer Wettbewerbshüter.
Vier Monate hatte Kunewa im November betroffenen Fluggesellschaften in Europa noch Zeit gegeben, um ihre gängige Praxis der "Irreführung" von Kunden bei der Buchung von Flugtickets und insbesondere bei Preisangaben abzustellen. Der Vorwurf: Mit fantastisch klingenden Sonderangeboten versuchten Billig-Airlines Kunden zu locken. Sollten die Unregelmäßigkeiten nicht aufhören, so drohte Kunewa vor dreieinhalb Monaten, wolle sie die Namen der betroffenen Airlines bekannt geben, um die Unternehmen damit an den Pranger zu stellen. Auch eine Schließung oder erhebliche Strafen schloss die Verbraucherschützerin nicht aus.
Kritikpunkte der EU-Kommission an getesteten Fluglinien
1. Als Gratis-Tickets beworbene Flugscheine seien in Wahrheit nicht umsonst, da tatsächlich Fluggebühren und Steuern dazu kämen.
2. Tickets, die auf der ersten Internetseite zu einem Preis von 20 Euro beworben wurden, kosteten fünf Seiten später über 100 Euro, weil Steuern und Gebühren dazu gekommen waren.
3. Tickets wurden mit Niedrigpreisen beworben, tatsächlich seien diese Preise aber nicht zu buchen gewesen.
4. Geschäfts- und Beförderungsbedingungen seien nicht in Landessprache abrufbar gewesen.
5. Zusätzliche Versicherungen wurden automatisch zum Preis addiert, ohne dass der Kunde dies ausdrücklich wünschte.
73 Stunden keine Buchung möglich
Wenige Tage vor Ende des kunewaschen Ultimatums, das im Februar abläuft, ist auf der Seite von Ryanair folgende, offenbar automatisch übersetzte, Mitteilung zu finden: "Am 22. Februar ab 22:00 Uhr bis zum 25. Februar 2008, 23:00 Uhr, ist kein Zugriff auf das Ryanairs Online System, sowie zur Buchungszentrale, da ein neuer Buchungssystem eingesetzt wird." Soll auf Deutsch heißen: Vom 22 Februar, 22 Uhr, bis zum 25. Februar, 23 Uhr sind bei Ryanair keine Flugbuchungen möglich. Dies betrifft auch telefonische Buchung sowie Umbuchungen und Stornierungen, erfährt der Kunde in der Mitteilung weiter.
Ob ein Zusammenhang zwischen dem EU-Ultimatum und der Umstellung der Buchungsmaschine besteht, wollte Ryanair auf stern.de-Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Klar ist jedenfalls, dass Ryanair zwar nicht die einzige, aber eine der Airlines war, die Kunewa ins Visier genommen hatte. Die Preisangaben auf der Online-Buchungsmaschine sind bis heute nicht transparent, der Kunde erfährt nicht auf der ersten Seite, was der Flug mit Steuern und Gebühren kostet. Vor alllem dies hatte die Verbraucherkommissarin gerügt (siehe Kasten).
Galgenfrist britischer Wettbewerbshüter läuft
Seit Anfang 2007 steht Ryanair zudem unter der Beobachtung des Office of Fair Trading (OFT). Auch die britischen Wettbewerbshüter hatten Ryanair und zwölf weitere Airlines zur verbraucherfreundlicheren Auszeichnung der Flugpreise aufgefordert und mit einer Zwangssperre der Website gedroht. Während alle anderen Unternehmen die Auflagen inzwischen umgesetzt haben, hat Ryanair eine letzte Fritsverlängerung bis Ende Februar erwirkt.
Ryanair steht also unter erheblichem Zugzwang. Sollte die Fluggesellschaft nicht bis Ende Februar die Preisgestaltung umgestellt haben, droht einer der namhaftesten Billigflieger Europas auf einer Schwarzen Liste mit unseriösen Airlines aus Osteuropa veröffentlicht zu werden und - zumindest in Großbritannien - ganz abgeschaltet zu werden. Der Imageschaden dadurch wäre bestimmt erheblich größer, als die Buchungsmaschine 73 Stunden zu schließen.