Abschleppen
Geschlechtsverkehr einleitendes Balzmanöver. Führt oft hinauf auf die Anhöhen neben dem Festgelände, im Polizeijargon "Hügel der verlorenen Menschenwürde" genannt. Zu Recht: Das Gebiet ist videoüberwacht.
Bier
Soziale Unterschiede einebnendes Gebräu. Ritueller Mittelpunkt des Oktoberfests. Ausschank 2010: 7 Millionen Maß. Verbrauch: unbekannt, abhängig von Motorik und Aufnahmefähigkeit.
Christen
Kreuzaffine Anhänger einer Glaubensgemeinschaft. Müssen selbst zum Oktoberfest nicht auf himmlischen Beistand verzichten: Seit 1956 wird von der Katholischen Circus- und Schaustellersorge ein ökumenischer Gottesdienst im Hippodrom abgehalten.
Dirndl-BH
Wunder der modernen Hebetechnik. Pflichtbestandteil der femininen Trachtenkleidung. Nicht mit herkömmlichen Push-ups zu verwechseln: Scheinbar frei schwebende Konstruktion, die mit fast senkrecht an den Achseln herunterlaufenden Trägern und eng anliegenden Körbchenschalen ein Dekolleté zum Maßkrugabstellen schafft.
Einstein, Albert
Physiker und Wiesn-Aushilfe (1879-1955). Als Jugendlicher chronisch pleite, verdingte sich deshalb als Glühbirnenschrauber beim Urgestein des Oktoberfests. Fand Naturwissenschaften irgendwann spannender. Endete mit Nobelpreis und rausgestreckter Zunge.
Falscher Fuffziger
Im Jahr 1880 aufgetauchter Schausteller, der sich um eine Auftrittserlaubnis bewarb. Versprach eine gelehrte Hundefamilie, die Karten spielen, tanzen und in der Lage sein sollte, alle Regenten Europas auf Fotos zu erkennen. Wurde für bekloppt erklärt und nach Hause geschickt.
Gassenhauer
Nüchtern schwer erträgliches, meist deutschsprachiges Liedgut. Auch "Wiesn-Hit" genannt. Wird jährlich von der Boulevardpresse gekürt. Kandidaten für 2011: "I sing a Liad für di" von dem Österreicher Andreas Gabalier oder die Rockaholixs Buam mit ihrem Gassenhauer "Mia ham an Scheich". Die offizielle "Wiesn-Singfibel" hilft.
Hähnchen
Von Experten auch "Brathendl" genannte Hauptnahrungsquellen auf der Wiesn. Wurde letztes Jahr 460.000-mal verzehrt. Ebenfalls beliebt: Ochse.
Inflation
Teuerungsrate, auch Grundübel des Oktoberfests. Lässt sich vorzüglich an der Bierpreiskurve ablesen. Preis pro Maß 1844: 21 Pfennig. 1959: 1,90 DM. 2011: 9,20 Euro.
Japaner
Massenhaft auftretender Pilger aus fernem Land, der mit allen technischen Errungenschaften seiner Nation ausgestattet zur Wiesn anreist. Dokumentiert das Treiben meist nur elektronisch, da ihm zur erfolgreichen Teilnahme am Wetttrinken ein Enzym fehlt.
Käfer
Legendäres Festzelt auf der Wiesn. Nicht zu verwechseln mit gleichnamigem Insekt. Ort, an dem wirklich wichtige Menschen ihr Bier trinken. Verena Kerth und Giulia Siegel zum Beispiel.
Liegengebliebenes
Stummes Zeugnis menschlichen Deliriums. Erwähnenswertes aus dem vorigen Jahr: ein Superman-Kostüm, eine Taucherbrille, ein Paar Skistiefel, ein Feuerlöscher, vier Eheringe, ein Rauhhaardackel. Kein Gebiss.
Maßkrug
Schweres Trinkgefäß aus Ton oder Glas, berüchtigte Nahkampfwaffe und Maß aller Dinge. Bis zu 18 Stück davon wuchten Kellnerinnen durchs Bierzelt. Gefüllt kommen locker mehr als 40 Kilo zusammen. Hochleistungssport auf Bajuwarisch.
Nationenquote
Besucherverhältnis Inländer/Ausländer. Liegt bei etwa 4:1. Meistvertretene Ethnie: Italiener. Tauchen verstärkt am zweiten Festwochenende auf ("Italiener-Wochenende"). Grund: Dann ist Campingsaisonende in Italien, die Mietpreise für Wohnmobile fallen, und ein Wiesn-Kurzurlaub wird erschwinglicher.
Ochse
Kastriertes männliches Rind und zweite Hauptnahrungsquelle auf der Wiesn (siehe Hähnchen). Oktoberfest-Ochsen sind privilegierte Tiere: Nur handverlesene Exemplare landen auf dem Wiesn-Spieß. Über 100 Wiederkäuer müssen dran glauben.
Panschen
Betrügerische Profitmaximierung. Macht ohnehin dünnes Volksfestbier noch plörriger. Meister seines Fachs: ein namenloser Wiesn-Wirt aus dem Jahr 1828. Nutzte die neu gelegte Wasserleitung und soll sein Bier so stark gestreckt haben, dass die Gäste riefen: "No a Maß! Des laaft obe wia Wossa!"
Qingdao Beer Festival
Wiesn-Abklatsch mitten in China. Weil's stilecht sein soll, werden neben den Getränken sogar die Kellnerinnen aus Deutschland eingeflogen - nur sie können ein Dutzend Bierkrüge auf einmal tragen.
Ruhe
Schallloser Zustand. Soll selbst auf dem Oktoberfest mal herrschen. Daher geht das letzte Bier des Tages um 22.30 Uhr über den Festzelttresen. Eine Stunde später ist endgültig Schluss mit Blasmusik und Baggerei. Wer weiter lärmt, riskiert Ärger mit dem Wirt oder der Polizei.
Seuchengefahr
Aus Mexiko importiertes, in diesem Jahr neu hinzugekommenes Wiesn-Risiko. Lauert überall. Der Deutsche Knigge-Rat (!) warnt deshalb: Darauf achten, dass man auch nach der zweiten Maß noch weiß, welches der eigene Krug ist.
Trachtenkleidung
Oft unfreiwillig komische traditionelle Kostümierung. Durchschnittlicher Bedarf für die Wiesn-Zeit: Mindestens eine Lederhose und drei Trachtenhemden für die Männer, zwei bis drei Dirndl für die Frauen. Plus entsprechende Anzahl an Dirndl-BHs. Kosten: ab 150 Euro fürs komplette Trachtenoutfit.
Urgestein
Die Familie Schottenhamel und ihr gleichnamiges Festzelt. Sind seit 1867 Dauergast auf dem Oktoberfest. Bekannt fürs traditionelle Anzapfen, das jährlich im Schottenhamel stattfindet. War mal Arbeitgeber von Albert Einstein.
Verein gegen betrügerisches Einschenken
Münchens Bierpolizei. Wer den Maßkrug nicht voll genug macht, bekommt Ärger mit den ehrenamtlichen Einschenkprüfern. Teil der Truppe: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude.
Waden-Push-up
Storchenbeine kaschierender Wonderbra für Männer. Das "1. Königlich-Bayerische Wadl-Implantat" besteht aus einem Strumpf mit eingenähtem Silikonkissen, das einen wohlgeformten Wadenmuskel simuliert und die Trachtenkleidung komplettiert. Erfunden hat's ein Münchner Geschäftsmann.
X-trem gerissen
Franz Xaver Kugler, bayerisches Biermarketinggenie. Bezeichnete sich als Erfinder der Panschbrause "Radler". War er aber gar nicht. Doch egal - "seine" Kreation ist bis heute bei den Wiesnbesuchern sehr beliebt.
Zelt
Ort biergeschwängerter Glückseligkeit und nach Prominenz gestaffeltes Anbahnungsetablissement. Idealer Ort fürs h Abschleppen. Die spartanische Einrichtung besticht dadurch, dass sie sich leicht abwaschen lässt. Größtes ist das Hofbräu-Zelt: 10.000 Menschen passen rein. Der Aufbau dauert Wochen und beginnt im Juli.