Der Betreiber des Frankfurter Flughafens, Fraport, will während des Streiks am Donnerstagnachmittag und Freitag etwa 50 Prozent des Flugbetriebes sicherstellen. "Es wird zu Verzögerungen, auch zu Flugausfällen kommen", sagte Fraport-Sprecher Mike Schweitzer am Donnerstag. In erster Linie entschieden die Fluggesellschaften darüber, welche Flüge sie bedienen wollten. Passagiere sollten sich daher auf jeden Fall mit ihrer Fluglinie in Verbindung setzen.
Um den Betrieb zumindest teilweise aufrecht erhalten zu können, habe Fraport Mitarbeiter geschult, die die Aufgaben des streikenden Vorfeldpersonals übernähmen, sagte Schweitzer. "Außerdem haben sich sich Kollegen, die früher dort gearbeitet haben, bereit erklärt ihren früheren Job zu übernehmen". Damit sei die entsprechende Qualifikation gewährleistet. "Die Sicherheit des Flugbetriebs werden wir sicherstellen", sagte der Fraport-Sprecher.
Die Forderungen der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), die mit den Streiks den Druck auf Fraport in den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag erhöhen will, nannte Schweitzer "absolut überzogen". "Dass überhöhte Forderungen auf dem Rücken der Passagiere und anderer Mitarbeiter ausgetragen werden, ist absolut inakzeptabel." Fraport sei "jederzeit gesprächsbereit, wenn von anderer Seite Kompromissbereitschaft gezeigt wird". Die von der GdF geforderte Tariferhöhung für das Vorfeldpersonal lasse sich "im Vergleich zu anderen Tätigkeiten am Flughafen nicht darstellen", sagte Schweitzer.
Das Vorfeldpersonal: Kleine, aber entscheidende Gruppe
In dem Tarifkonflikt geht es nach Darstellung der Gewerkschaft um einen komplett neuen Tarifvertrag für das Vorfeldpersonal. Dieses ist eine kleine, aber entscheidende Berufsgruppe auf den Flughäfen. Es sorgt unter anderem dafür, dass Flugzeuge von ihren Parkpositionen zu den Flugbahnen kommen. Am Frankfurter Flughafen arbeiten rund 200 Beschäftigte in der Vorfeldkontrolle, Vorfeldaufsicht und der Verkehrszentrale. 190 von ihnen sind in der GdF organisiert.
Die GdF hatte am Donnerstagmorgen mitgeteilt, ihren Streik am Frankfurter Flughafen auf Freitag von 08.00 bis 22.00 Uhr auszuweiten. Die Wirkung der für Donnerstagnachmittag angekündigten Arbeitsniederlegung sei "bisher nicht groß genug".
Wichtigstes Drehkreuz für den Luftverkehr
Der Flughafen Frankfurt ist Deutschlands wichtigstes Drehkreuz für den Luftverkehr. Im Winterflugplan 2011/2012 stehen nach Angaben des Betreibers Fraport 4535 Flüge zu 275 Zielen pro Woche im Passagier-Linienverkehr und 240 Flüge pro Woche im Fracht-Linienverkehr. Im vergangenen Jahr wurden 487 162 Flugbewegungen registriert. In den Maschinen saßen 56,44 Millionen Passagiere und damit so viele wie noch nie in der Geschichte des Flughafens. Der Frachtumschlag verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent auf 2,17 Millionen Tonnen.
In diesem Jahr steuert FRA - so die internationale Kennung der Luftfahrtorganisation IATA - auf einen weiteren Passagierrekord zu. Die neue, heftig umstrittene Landebahn hat den Betrieb wesentlich stabiler gemacht, weil nun nicht mehr an der technischen Auslastungsgrenze operiert werden muss. Fraport-Chef Stefan Schulte rechnet mit einem Passagierplus von 4 Prozent.
Mit der zusätzlichen Piste kann die Zahl der Flugbewegungen pro Jahr nach Angaben von Fraport auf mehr als 700 000 steigen - damit will der Flughafen im Endausbau rund 90 Millionen Passagieren gerecht werden. Die Zahl der stündlichen Flugbewegungen würde dann von jetzt 90 auf 126 steigen.
Das Unternehmen Fraport beschäftigt über 20 000 Menschen und wirft für seine Aktionäre eine stabile Dividende von zuletzt 1,25 Euro pro Aktie ab. Mehrheitlich wird es vom Land Hessen (31,5 Prozent) und der Stadt Frankfurt (20,1 Prozent) beherrscht. Der Flughafen gilt als Deutschlands größte Arbeitsstätte mit mehr als 70 000 Beschäftigten.