Nach 52 Jahren Aus für eine Institution: Deutschlandfunk schafft Seewetterbericht ab – das ist der Grund

Ein Kutter vor Dagebüll. Seefahrer müssen bald auf den Seewetterbericht im Deutschlandfunk verzichten.
Ein Kutter in rauer See vor Dagebüll (Schleswig-Holstein). Hobby-Skipper und professionelle Seefahrer müssen nun auf den Seewetterbericht im Deutschlandfunk verzichten.
© Carsten Rehder / DPA / Picture Alliance
"Deutsche Bucht, Nord-Ooost, sechs, ooost-drehend und abnehmend vier bis fünf": Jahrzehntelang gehörte der Seewetterbericht zum Radio wie die Ebbe zur Flut. Damit ist in Kürze Schluss, zumindest im Deutschlandfunk.

Eine Institution steht vor dem Aus: Das Deutschlandradio stellt die Ausstrahlung des täglichen Seewetterberichts im Programm des Deutschlandfunks zum 1. März 2023 nach fast 52 Jahren ein.

Die Vorhersage wurde nach Angaben der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt am 31. Mai 1971 erstmals im Deutschlandfunk gesendet. Noch läuft der bis zu 20 Minuten lange Seewetterbericht dreimal täglich um 1.05 Uhr, 6.40 Uhr und 18.10 Uhr auf dem Kanal Deutschlandfunk Dokumente und Debatten im Digitalradio. Aber seine Tage sind jetzt gezählt. Die Ausstrahlung per Mittelwelle wurde bereits vor Jahren eingestellt.

Seewetterbericht wird eingestellt – aber nicht überall

Der Seewetterbericht enthält neben einem Überblick über die aktuelle Wetterlage auch Vorhersagen über Windstärken und Seegang auf Nord- und Ostsee sowie Wasserstände und weitere nautische Meldungen. Markant sind vor allem die langgezogene Betonung der Himmelsrichtung "Ooost", um den Begriff auch bei schlechten (analogen) Empfangsbedingungen von anderen unterscheiden zu können, sowie die teils kryptisch anmutenden Orts- und Ereignisbezeichungen (die aktuelle Ausgabe zum Nachhören finden Sie hier). Eine "entrückte Magie einer Parallelwelt" machte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" im Seewetterbericht aus.

Auf See ist das Wissen über das Wetter essenziell. Doch die Zeiten, in denen sich Hobby- und professionelle Kapitäne in erster Linie via Funk oder Radio über die erwartete Wetterlage informieren, sind offenkundig vorbei. "Mittlerweile sind digitale 'Wetterinfoboxen' weit verbreitet (...) und viele Segler und Wassersportler nutzen spezielle Wetter-Apps", teilte ein Sprecher des Deutschlandradios auf stern-Anfrage zu den Gründen für die Einstellung mit.

Außerdem informiert auch der Deutsche Wetterdienst weiterhin über digitale und analoge Kanäle weiterhin über das Seewetter, unter anderem per Lang- und Kurzwelle über Wetterfunksender und Küstenfunkstellen entlang der deutschen Nord- und Ostseeküste.

Und trotz des Aus für den Seewetterbericht beim Deutschlandfunk gibt es ihn auch weiterhin im Radio zu hören. Der Norddeutsche Rundfunk strahlt laut Programmschema über NDR Info Spezial auch nach dem 1. März täglich um 8.30 Uhr und 23.03 Uhr den Seewetterbericht für Nord- und Ostsee aus.

Lesen Sie auch: