"Munich Cowboys Ladies" Brutaler Sport für Mannsweiber? Frauen im Football kämpfen gegen Vorurteile

Football der Frauen
Die "Munich Cowboys Ladies" kämpfen auch für mehr Aufmerksamkeit für ihren Sport
© Lea Brachem
American Football ist ein Sport für harte Kerle? Ganz sicher nicht! Das Team der "Munich Cowboys Ladies" zeigt, dass Menschen aller Geschlechter auf dem Feld kämpfen können.

"Ich wurde ganz oft Mannsweib oder Kampflesbe genannt", sagt Zoe. Stephanie erinnert sich: "Ich wurde häufig gefragt, 'Du spielst Football? Das gibt's auch für Frauen? Das ist doch total brutal.'" "Als ich 2004 angefangen habe, Football zu spielen, habe ich häufig gehört, das sei doch was für Männer und ob wir etwas anhaben", so Trainer Tom Lemmer.

Wir sitzen zusammen in einem Vereinsheim in München. Die Stimmung ist gut, denn die Frauen wollen eine Botschaft senden: Schaut her, auch wir spielen Football und haben es verdient, ernst genommen zu werden! "Ich frage mich, warum gerade Football so vorurteilsbehaftet ist, weil es ein sehr diverser Sport ist", sagt Stephanie. "Wenn man sich die Mannschaft ansieht: Man braucht große, kleine, breite, schmale, damit es funktioniert." Vermutlich liege es zu einem Großteil an der physischen Auseinandersetzung im Spiel. Dabei gehe es nicht brutal zu. Nicht anders als bei den Herren. "Ich glaube, viele wissen gar nicht, wie strategisch Football ist. Sie verbinden nur die Hau-drauf-Mentalität damit", wirft Zoe ein. "Gerade weil Frauen im Football in der Öffentlichkeit noch nicht so repräsentiert sind, ist es so, dass sich viele nichts darunter vorstellen können und das erste, das ihnen in den Sinn kommt, raushauen."

Football-Damenmannschaft: "Jeder findet seinen Platz auf dem Feld"

Es ist der Trainingsauftakt nach der langen Sommerpause. Die Spieler:innen kommen an diesem Abend wieder zusammen. Es wird gelacht, man umarmt einander. Unter die erfahrenen Teammitglieder mischen sich neue Gesichter. "Das ist sehr schön für uns und gut für den Sport", meint Stephanie. Eine erhöhte Nachfrage für ein Probetraining hat die Mannschaft wohl auch durch die Vergabe des NFL-Spiels zwischen den Tampa Bay Buccaneers und Seattle Seahawks an München bekommen. Tom Brady, Quarterback der Bucs, zieht durch seinen Ruf als lebende Legende Aufmerksamkeit auf sich und seinen Sport. "Aber es sind eben wieder Herren. Die Popularität des Sports für Herren wird gestärkt. Das ist super – aber jetzt müssen die Frauen noch kapieren, dass auch sie Football spielen können", erklärt Coach Lemmer.

Während des Trainings der "Munich Cowboys Ladies" ist zu beobachten, wie aufmerksam sich das Team um die Neuen kümmert. Zoe geht als Teamkapitänin voran, die anderen folgen ihr – und nehmen die Frischlinge in ihre Mitte. Hilfestellung kommt von den Spieler:innen, aber auch von Coach Tom Lemmer. Er erklärt die Aufgaben und beruhigt die Neuen, sich Zeit mit ihnen zu lassen. Im Vorfeld hatte Trixi erklärt, dass jede:r Interessierte willkommen ist. Auf die Frage, welche Fähigkeiten benötigt werden, lautete die Antwort demnach auch: nichts. "Zu uns kommen auch viele Menschen, die lange keinen Sport mehr gemacht haben. Wir machen aus ihnen wieder fitte Leute", so die 41-Jährige. "Jeder findet seinen Platz auf dem Feld", ergänzt Zoe. Nur Engagement und Freude am Sport sollten vermutlich dabei sein. Denn schon im Training hängt sich die Mannschaft voll rein. Von nichts kommt nichts.

Die "Munich Cowboys Ladies" spielen in der ersten Bundesliga der Damen und zeigen sich entsprechend ehrgeizig. Um erfolgreicher zu werden, wünscht sich die 22-jährige Kapitänin künftig mehr finanzielle und personelle Förderung. "Nur wenn unterschiedliche Trainer:innen zu uns kommen und eben nicht lieber eine Herrenmannschaft coachen, können wir besser werden. Man sollte keinen Unterschied machen zwischen den Geschlechtern!" Coach Lemmer wäre dankbar für etwas mehr mediale Aufmerksamkeit. Die sei bisher nahezu gleich null. "Dass ein lokaler Radiosender mal sagt, wenn ein Spiel im Dantestadion stattfindet, das wäre schon fein." 

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