Formel-1-Countdown "Ferrari eine Klasse für sich"

Die Konkurrenz ist geschockt: Beim ersten Training für das Startrennen von Melbourne stellte Michael Schumacher den Streckenrekord ein. Der zweite Platz von Barricello vervollständigte Ferraris Blitzstart.

Nach dem ersten Kräftemessen in Melbourne traute der Rekord-Weltmeister seinen Augen nicht. "Ich möchte momentan nicht glauben, was wir sehen", sagte Michael Schumacher. Vor dem ersten Saison-Rennen der Formel 1 am Sonntag knackte der sechsmalige Champion im neuen Ferrari auf Anhieb den Streckenrekord im Albert Park. Und da auch sein Teamkollege Rubens Barrichello (Brasilien) als einziger der Piloten auf dem 5,303 Kilometer langen Stadtkurs unter der 85-Sekunden-Marke blieb, rieb sich die um über eine Sekunde abgehängte Konkurrenz verblüfft die Augen: "Der Abstand zu Ferrari ist anscheinend sehr groß", sagte Ralf Schumacher, einer der Herausforderer im Williams-BMW.

Schumacher bleibt vorsichtig

"Ferrari war eine Klasse für sich", gab Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug unumwunden zu. "Wir werden hart arbeiten", kündigte Vize-Weltmeister Kimi Räikkönen im Silberpfeil deshalb an. Die Verlierer des Freitags wollten den Spieß in der Nacht zum Samstag in der Qualifikation umdrehen. "In meinen Augen ist es falsch, sich in Sicherheit zu wiegen. Ich glaube, der Abstand ist nicht so groß. Ich glaube nicht, dass das wahre Kräfteverhältnis ist", sagte Schumacher, fand aber: "Das war ein schöner Start in die Saison."

Bei den australischen Buchmachern ist der Altmeister klarer Favorit. Mit einem Einsatz von einem Dollar gewinnt nur 1,25 Dollar. Als Herausforderer steht McLaren-Mercedes-Pilot Räikkönen (1:4,5) an erster Stelle, Ralf Schumacher (1:4,75), der Kolumbianer Juan Pablo Montoya (1:5) im zweiten Williams-BMW, der Schotte David Coulthard (1:14) im zweiten Silberpfeil, Schumachers Teamkollege Barrichello (1:15) und der Spanier Fernando Alonso im Renault (1:17) folgen. Auch Schumacher selbst erwartet ein Duell der vier Top-Teams.

Mehr Formel 1 im Fernsehen

Im Vorjahr war der dreimalige Melbourne-Gewinner trotz Pole Position im Rennen nur als Vierter abgewunken worden, David Coulthard legte mit seinem Sieg im McLaren-Mercedes den Grundstein für eine spannende Saison. Da in diesem Jahr viele "Schumi-Jäger" auf der Pirsch sind, hat das Fernsehen die Berichterstattung ausgeweitet. "Die Formel 1 bleibt die einzige Sportart, mit der man noch etwas Geld verdienen kann, wenn auch weniger als vorher", sagt RTL- Informationsdirektor Hans Mahr.

Nur drei Deutsche Deutsche im Teilnehmerfeld

Erstmals seit 2000 fahren nach dem Frentzen-Abschied nur noch drei deutsche Piloten in der "Königsklasse". Allerdings hat der Mönchengladbacher Nick Heidfeld im Jordan Verstärkung aus dem eigenen Land erhalten. Da die kleineren Teams am Freitag einen dritten Fahrer einsetzen dürfen, hat sich Timo Glock aus dem Odenwald einen Platz bei Jordan erkauft. "Ich bin da, um zu lernen. Ich will ein Jahr lang ein guter Formel-1-Fahrschüler sein", sagte er nach seiner Premiere, die wegen eines Getriebeschadens aber auf dem letzten Platz endete. Glock hat für seinen Traum viel Geld aufbringen müssen. Vier Millionen Dollar pro Saison hat ein Vermarkter für ihn investiert.

Obwohl erstmals in der Formel-1-Geschichte in einer Saison 18 Grand Prix ausgetragen werden, fordert Chef Bernie Ecclestone für die Zukunft noch mehr Rennen. In diesem Jahr sind Bahrain und Schanghai neu im Kalender. "Ich mag es, neue Strecken zu erkunden. Und meist finde ich schnell eine gute Linie", sieht Schumacher auch darin keinen Nachteil beim Unternehmen Titelverteidigung.

Auch die neuen Regeln schrecken den sechsmaligen Weltmeister nicht. Die wichtigste Neuerung - der Motor muss ein ganzes Renn- Wochenende lang halten - haben scheinbar alle Topteams gut im Griff. Beim ersten Start der Saison am Sonntag in Australien kommt es auch auf den Fahrer an. Er muss wieder selber kuppeln und kann sich nicht mehr auf die Automatik verlassen. Für einen Ausnahmefahrer wie Schumacher ist auch das kein Problem.

DPA
DPA

PRODUKTE & TIPPS