Ein überlegener Michael Schumacher hat sich kraftsparend in die bestmögliche Ausgangsposition für die eventuelle Titel-Entscheidung der Formel 1 gefahren. Der Ferrari-Star aus Kerpen sicherte sich die Pole Position für den Großen Preis von Ungarn und war dabei sogar um deutliche 0,801 Sekunden schneller als der zweitplatzierte David Coulthard. »Heute hat alles perfekt zusammengepasst. Aber ich denke, im Rennen wird es sicher enger zugehen«, sagte Schumacher. Womöglich schon beim Start: Schumacher und Coulthard stehen nebeneinander in der ersten Reihe.
Sechs Runden reichten Schumacher
Der dreimalige Weltmeister war auf Anhieb der Schnellste und beschloss daher, die Arbeit früher als gewöhnlich nach sechs von erlaubten zwölf Runden einzustellen und die letzte Fahrt des Silberpfeil-Piloten auf dem Bildschirm zu verfolgen. »Als ich meine Zeiten gesehen habe, sagte mir mein Gefühl: Da geht nichts mehr. Ich wollte die Energien nicht unnütz verschwenden und sie lieber für morgen aufheben. Ich hoffe, dass sich das auszahlt«, erklärte Schumacher.
Auch Coulthard hat »Hoffnung«
Er eroberte auf dem 3,975 km langen Hungaroring in 1:14,059 Minuten zum neunten Mal in dieser Saison die Pole Position und rangierte damit vor Coulthard (1:14,860), der anschließend meinte: »Der Startplatz gibt Hoffnung.« Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug wertete das Ergebnis als »gute Ausgangsposition« und fügte hinzu: »Es steht uns ein hartes und langes Rennen bevor, bei dem wir ordentliche Chancen haben.« Ralf Schumacher (4.) und Rubens Barrichello (3.) teilen sich die zweite Startreihe.
Michael Schumacher führt vor dem 13. Saison-Grand-Prix am (morgigen) Sonntag (14.00 Uhr/live in RTL und Premiere World) mit insgesamt 84 Punkten und 37 Punkten Vorsprung vor Coulthard (47). Sollte der Ferrari-Pilot im Rennen in Budapest drei Punkte mehr als der Schotte holen, kann er von Coulthard nicht mehr eingeholt werden.
»Bis jetzt ein perfektes Wochenende«
»Nach einer so einzigartigen Pause von drei Wochen ist es sicherlich ein schönes Gefühl, hierher zu kommen - und gleich ist wieder Alles beim Alten«, meinte Schumacher, der seinen vierten Titel nach 1994, 1995 und 2000 holen kann. »Es war bis jetzt ein perfektes Wochenende. Besser hätte es nicht sein können.« In Ungarn hat Schumacher bisher zwei Mal (1994, 1998) gewonnen. Ein guter Startplatz ist auf dem Hungaroring besonders wichtig, weil auf dem engen Kurs kaum überholt werden kann.
Häkkinen mit sechstbester Zeit
Bruder Ralf war mit seinem Platz »ganz zufrieden«. Der Williams-BMW-Pilot hoffte auf einen guten Start: »Vielleicht kann ich da schon einen Platz gut machen. Ich denke, dass wir im Rennen gut aussehen werden. Das war in letzter Zeit meistens so.« Der Mönchengladbacher Sauber-Fahrer Nick Heidfeld fuhr die siebtbeste Rundenzeit und rangierte damit hinter Doppel-Weltmeister Mika Häkkinen im zweiten McLaren-Mercedes. Heidfeld fand seine Vorstellung zwar »nicht perfekt«, aber er gewann das interne Duell mit seinem finnischen Teamkollegen Kimi Räikkönen (9.).
Heinz-Harald Frentzen belegte bei seinem Debüt im Prost-Acer mit 3,137 Sekunden Rückstand auf die Spitze den 16. Startplatz. »Es war ein hartes Stück Arbeit, aber mehr war nicht drin«, kommentierte der Mönchengladbacher das Ergebnis. Er müsse den Grand Prix mangels Vorbereitung als Testfahrt ansehen. Sein »Tausch-Partner« Jean Alesi kam im ehemaligen Frentzen-Jordan auf den zwölften Rang.
Prost dementiert Finanzprobleme seines Rennstalls
Unterdessen dementierte Frentzens neuer Teamchef Alain Prost Spekulationen über große Finanzprobleme seines Rennstalls. »Jeder kann in die Fabrik kommen und die Bücher einsehen«, sagte der viermalige Weltmeister in Budapest. Berichte, wonach er die Ferrari- Motoren oder das Gehalt seines Ex-Piloten Alesi nicht bezahlt habe, seien falsch. »Ich werde das nicht länger hinnehmen. So etwas schadet meinem Team«, so der Franzose. In der Vorwoche hatten französische Medien berichtet, der Rennstall habe im Vorjahr große Verluste gemacht und stehe womöglich vor einer Übernahme. Angeblich soll die Familie des ehemaligen Formel-1-Fahrers Pedro Diniz, die 40 Prozent der Anteile an Prost besitzt, an einem Kauf des Teams interessiert sein. Davon wisse er nichts, so Prost.