FORMEL 1 Salto brutale

Der spektakuläre Startcrash von Hockenheim schockierte Zuschauer an der Piste und vor den Fernsehern. Doch Formel-1-Piloten schrecken solche Unfälle nicht. Luciano Burti und Michael Schumacher setzten sich in ihre Ersatzwagen, als wäre nichts geschehen. Was treibt sie dazu?

Linker Arm verletzt

Schnell hatte sich Luciano Burti aus dem Schrotthaufen befreit, der nach einigen Salti endlich im Kies des Motodroms von Hockenheim liegen geblieben war. Ging zur Box zurück, ließ sich im Ersatzauto festschnallen und fuhr das Rennen nach dem Neustart wieder mit. Doch der linke Arm tat ihm höllisch weh. So stark, dass der junge Brasilianer nach ein paar Runden von der Piste rutschte, weil er nicht mehr richtig lenken konnte. Diesmal blieb er unverletzt.

Angst, den Erfolg zu verpassen

Erleichtert? Enttäuscht war er. »Um ehrlich zu sein, schmerzt mich der Unfall weniger als meine Aufgabe im Rennen. Für mich wären heute einige WM-Punkte zu holen gewesen.« Da überlebt ein Formel-1-Pilot einen mörderischen Crash und ärgert sich darüber, dass ihm ein gutes Resultat durch die Lappen gegangen ist. Mehr als die Furcht, sich zu verletzen, treibt die Rennfahrer

offenbar die Angst, den Erfolg zu verpassen.

Strenge Crashvorschriften

Spektakulär wirken Bilder von Überschlägen und umherfliegenden Wrackteilen bloß auf die Zuschauer. Für diejenigen, die drinsitzen, zählt nur: Wie kann ich weiterfahren? Auch Michael Schumacher, dessen Ferrari der blaue Prost-Wagen von Burti ins Heck gerast war, hastete zu seinen Mechanikern, um gleich wieder einzusteigen. Vor zwei Wochen erst hatte der Weltmeister bei Tests einen schweren Unfall praktisch unversehrt überstanden. In Hockenheim spürte er als Folge davon nur noch einen etwas steifen Nacken. Vor allem die strengen Crashvorschriften machen die Fahrer gelassen gegenüber der Gefahr. Der Überrollbügel etwa, der Burti vor einem Genickbruch bewahrte, muss einen Stoß mit der Wucht von neun Tonnen aushalten können - sonst wird der Wagen nicht zugelassen.

Viel riskanter ist es für die Umstehenden. Beim Saisonauftakt in Melbourne starb ein Strecken-posten, erschlagen von einem abgerissenen Rad. In Hockenheim verletzte ein umherfliegendes Wrackteil einen Mechaniker des Jaguar-Teams. Beim Neustart lag er im Krankenwagen.

Von Detlef Hacke

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