Lewis Hamilton war nach einem für ihn perfekten Rennen der strahlende Sieger des Grand Prix von Kanada und trug sich als siebter Fahrer im siebten Rennen in dieser Saison in die Siegerliste ein. Der McLaren-Pilot gewann vor Romain Grosjean im Lotus und Sergio Perez im Sauber.
Nach einer kuriosen Schlussphase landete Sebastian Vettel auf Rang vier, Fernando Alonso, der sechs Runden vor Schluss noch in Führung lag, wurde nur Fünfter. Ein völlig verkorkstes Wochenende erlebte Michael Schumacher. Nachdem ein Strategiefehler in der Qualifikation schon einen besseren als Startrang neun für ihn verhindert hatte, stoppte Schumacher im Rennen in der 46. Runde wieder einmal ein technischer Defekt.
Zum fünften Mal in dieser Saison war das Rennen vorzeitig für ihn zu Ende. Teamkollege Nico Rosberg verpasste es als Sechster, weiteren Boden auf die WM-Führenden gut zu machen. Hinter Hamilton (88 Punkten) und Alonso (86) rangiert Vettel mit 85 Zählern an dritter Stelle.
Ein abenteuerliches Finale
Bei besten Bedingungen entwickelte sich in der Schlussphase ein verrücktes Rennen, in dem die unterschiedlichen Strategien der Teams in den letzten Runden das Klassement noch gehörig durcheinander wirbelten. Alles richtig gemacht hatte dabei Lewis Hamilton, der von Anfang zwei Stopps eingeplant hatte.
Nach 50 von 70 Runde holte er sich seine zweiten frischen Reifen und startete von Position drei aus eine Aufholjagd auf Vettel und Spitzenreiter Alonso. Die wollten eigentlich mit einem Stopp ins Ziel fahren, doch dieser Plan erwies sich als nicht ausgereift. Die Pneus lösten sich in der Schlussphase förmlich auf und so flog Hamilton in Runde 68 an Vettel vorbei.
Vettel wechselt sechs Runden vor Schluss die Reifen
Der reagierte prompt und holte sich sechs Runden vor Schluss tatsächlich noch einen frischen Satz Gummis. Diese taktische Flexibilität zahlte sich noch aus, obwohl er hinter Grosjean und Perez, die eine Ein-Stopp-Strategie in die Tat umsetzen konnten, auf Rang fünf zurückfiel.
Fortan fuhr er rund vier Sekunden schneller als Alonso an der Spitze. Der Spanier blieb mit seinem Ferrari jedoch auf der Strecke und wurde sechs Runden vor Schluss von Hamilton überholt. Auf den letzten beiden Runden rauschten auch noch Grosjean, Perez und Vettel an ihm vorbei.
Hätte das Rennen ein zwei Runden länger gedauert, Vettel wäre wohl noch weiter nach vorne gekommen. So gesehen kam die Entscheidung zum späten Reifenwechsel womöglich einen Moment zu spät, wobei er nachher betonte, dass man nicht mit so einem rapiden Abbau der Pneus gerechnete habe.
Vettel und Red Bull müssen damit weiter auf den ersten Sieg auf dem Circuit Gilles Villeneuve warten. Dabei hatte er beste Vorarbeit geleistet und die Konkurrenz im Qualifying dominiert. Als dann bei fast 30 Grad und herrlichem Sonnenschein über der Île Notre Dame die Roten Ampel ausgingen, verteidigte der 24 Jahre alte Doppelweltmeister souverän seine Pole.
Vettel verliert Führung beim ersten Stopp
Nur eines gelang ihm auf der Île Notre Dame im St. Lorenz-Strom nicht: Widersacher Hamilton und auch WM-Vordermann Alonso abzuschütteln, die von den Rängen zwei und drei auch in den WM-Lauf in Nordamerika gestartet waren. Von dem Dreierpack kam Vettel als erster zum ersten Reifenwechsel in die Box.
Die Zeit nur mäßig, die Quittung: Nachdem Hamilton eine Runde später neue Pneus aufziehen lassen hatte, reihte sich der Weltmeister von 2008 vor den Titelträger der vergangenen beiden Jahre. Dass sich danach Alonso nach seinem Boxenstopp an die Spitze setzte, machte Hamilton noch in derselben Runde wieder rückgängig.
Hamilton hielt seine Verfolger auf Distanz - bis zum zweiten Reifenwechsel in der 50. Runde. Der Stopp verlief zwar nicht optimal, die Strategie war dennoch goldrichtig und bescherte ihm schließlich den 18. Sieg seiner Karriere.