Viel Ballbesitz, aber wenig Ideen und kaum Durchschlagskraft - lange hatte es für den FC Bayern vor 30.000 Zuschauern in Wolfsburg nicht nach einem Dreier ausgesehen. Die Hausherren waren zunächst die klar bessere Mannschaft und hatten den Bayern dank gutem Pressing den Zugang zur Partie verweigert.
Nachdem Wolfsburg aufgrund einer Schiedsrichter-Fehlentscheidung der Führungstreffer durch Patrick Helmes (39.) aberkannt worden war, bekamen die Gäste etwas Oberwasser. Den Wolfsburgern schwanden in der zweiten Hälfte die Kräfte, Bayern übernahm das Kommando, ohne sich allerdings zwingende Torchancen herauszuspielen. Am Ende hatte sie aber auch das nötige Quäntchen Glück, als Luiz Gustavo den erlösenden 1:0-Siegtreffer erzielte (90+1).
Reguläres Helmes-Tor zählt nicht
Das Spiel hatte gerade begonnen, als das exakt in der Formation vom letzten Wochenende aufgelaufene Wolfsburg die Bayern-Abwehr per Steilpass überlistet hatte, die Flanke des auf rechts durchgelaufenen Patrick Ochs jedoch keinen Abnehmer fand (2.). Die Hausherren bestimmten in einer temporeichen Anfangsphase mit vielen Zweikämpfen das Geschehen, belagerten die Bayern, die auf Arjen Robben verzichten mussten, bereits kurz hinter der Mittellinie.
Erst nach knapp zehn Minuten konnten die Gäste das Spiel etwas beruhigen. Wolfsburg zog sich mehr und mehr zurück und überließ den Bayern die Initiative. Die taten sich mit dem Spielaufbau jedoch erneut schwer. Zum einen mangelte es an zündenden Ideen, zum anderen lag es an fehlender Präzision. So trat zum Beispiel Franck Ribéry nach einem Doppelpass mit Toni Kroos beim Torschuss ins Leere, dann segelte eine Flanke des Franzosen ins Niemandsland.
Die insgesamt sehr effektiv verteidigenden Wolfsburger gerieten so nicht ernsthaft in Gefahr und konnten die Bayern-Abwehr mit einigen wenigen Konterversuchen auf Trab halten, den Ball dabei sogar ins Tor bugsieren. Doch das Schiedsrichter-Gespann verwehrte dem eigentlich verdienten Treffer von Patrick Helmes, der frei stehend am zweiten Pfosten eine von Marco Russ verlängerte Flanke eingenickt hatte, wegen einer angeblichen Abseitsstellung die Anerkennung.
Die klare Fehlentscheidung des Unparteiischen leitete eine spannende Schlussphase der ersten Halbzeit ein, in der zunächst Toni Kroos für eine dilettantische Schwalbe verwarnt wurde, Diego Benaglio vor dem von Ribéry schön eingesetzten Mario Gomez klärte und zum Abschluss Manuel Neuer diesmal erfolgreich per Kopf außerhalb des Sechzehners klären konnte.
Mal wieder die Nachspielzeit...
Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten die Bayern. Der für den angeschlagenen Ochs eingewechselte Ashkan Dejagah hatte den Ball verloren, über Gomez und Thomas Müller kam der Ball auf Bastian Schweinsteiger, der aus halblinker Position allerdings knapp über das Tor schoss. Bayern machte das Spiel, drängte die nach dem hohen Tempo der ersten Hälfte müder und passiver werdenden Wolfsburger in die eigene Hälfte.
Doch die zündende Idee und die nötige Durchschlagskraft fehlten weiter. Die einzige echte Chance bekamen die Bayern nach 57 Minuten, als Ribéry über links vorbereitet und Schweinsteiger zu Kroos gepasst hatte. Der Abschluss verfehlte sein Ziel nur knapp. Das Ecken- und Torschussverhältnis verschob sich insgesamt zwar zu Gunsten des Rekordmeisters, doch wirklich Angst musste Wolfsburg nicht haben. Zumal sie auch selbst mit einigen Vorstößen wieder für Entlastung sorgen konnten.
Ein 0:0 wäre insgesamt eigentlich das gerechtere Ergebnis gewesen. Doch in der Nachspielzeit ließ die Wolfsburger Abwehr den Münchnern dann doch zu viel Platz, als Ribéry nach Kombination mit dem zuvor eingewechselten Ivica Olic den frei stehend aus dem Rückraum herangelaufenen Gustavo bediente, der die freie Schussbahn zum erlösenden Siegtreffer nutzte und die Nerven der Bayern vor der Champions League-Qualifikation beruhigte.
Malte Asmus