Bundesliga-Kommentar Jammern auf bedenklichem Niveau

Von Klaus Bellstedt
Der neue FC Bayern verzaubert die Bundesliga. Aber statt sich über die Gala-Vorstellungen ihres Teams zu freuen, jammern die Macher an der Isar über die zu harte Gangart gegen ihren Überspieler Franck Ribery. Scheinheiliger geht's nimmer.

Drei Spiele, drei Siege, 10:0-Tore: Souveräner als der FC Bayern München ist schon lange keine Mannschaft mehr in die neue Saison gestartet. Aber es sind nicht nur die nackten Zahlen, die beim deutschen Rekordmeister stimmen. Seit langem mal wieder überzeugt das bayerische Starensemble eben nicht mehr nur mit Ergebnisfußball, sondern mit Witz und Freude auf dem Platz.

Kurzum: Es macht Spaß, dieser Mannschaft beim Fußballspielen zuzusehen. Hauptverantwortlich hierfür ist einer, für den der FCB vor der Saison tief in die Tasche gegriffen hat: 25-Millionen-Mann Franck Ribery. Und der Franzose scheint die Rekordablöse wirklich wert zu sein. Ribery demonstriert bisher Woche für Woche sein außergewöhnliches Talent und begeistert mit überraschenden Pässen und Schnelligkeit. Mitspieler Mark van Bommel vergleicht ihn bereits mit dem großen Ronaldinho.

Die Liga hat also einen neuen Star, auch wenn man mit solchen Urteilen nach gerade mal drei Spieltagen vorsichtig sein muss. Und was machen die Bayern? Anstatt sich im stillen Kämmerlein ganz leise über ihre beste Neuverpflichtung seit Jahren zu freuen, treten sie eine völlig überflüssige Debatte los - nennen wir sie die Freiwild-Debatte. Franck Ribery wird generell immer öfter und böser getreten, finden die Münchener. "Ich habe schon ein bisschen Angst um Franck", jammert Trainer Hitzfeld, dass einem fast die Tränen kommen. Manager Hoeneß poltert in die gleiche Richtung: "Ribery wurde permanent in die Hacken getreten. Hier wird bewusst die Gesundheit der Spieler gefährdet. Das ist Wahnsinn."

Was sollen Stuttgarter oder Bremer sagen?

Nun weiß man um die Aufgeregtheit des Managers nach Spielschluss, das relativiert so manches. Der Vorsatz-Vorwurf (in diesem Fall an die Adresse der Spieler von Hannover 96) bleibt allerdings im Gedächtnis haften. Genau so wie der scheinheilige Appell der Bayern-Großkopferten an die Schiedsrichter-Zunft. Hoeneß fordert Schiri-Boss Roth auf zu handeln: "Herr Roth und die Unparteiischen müssen reagieren und zur Not auch mal sieben oder acht Spieler vom Platz stellen." Hitzfeld legt nach: "Man kann nur an die Schiedsrichter appellieren, dass sie ein Auge darauf haben. So ein Spieler wie Franck muss geschützt werden."

Richtig ist, dass die Stars der Liga kein Freiwild sein dürfen. Sie sind es, die die Liga erst attraktiv machen und die Stadien füllen. Das öffentliche Jammern der Bayern über die Fouls gegen Ribery verbunden mit dem Appell an die Schiedsrichter diesbezüglich in Zukunft mehr Sensibilität walten zu lassen, ist allerdings nicht nachvollziehbar. Oder doch? Hoeneß und Hitzfeld haben mit ihren Äußerungen längst Aufmerksamkeit erzeugt. Genau das wollten sie auch erreichen. Aber wo kommen wir eigentlich hin, wenn der FC Bayern für seine Spieler Unantastbarkeit beansprucht? Und was sollen eigentlich die Stuttgarter oder Bremer sagen? Deren Filigran-Techniker Hilbert und Diego stehen in der Foul-Statistik noch weit vor Ribery.

Effe sagt die Wahrheit

Die Bayern sollten die etwas stillose Freiwild-Debatte möglichst schnell wieder beerdigen und sich einfach nur am Spiel ihres neuen Superstars ergötzen. Sie selbst wissen, dass ein Artenschutz speziell für die Münchener Topspieler nur ein Witz ist. Das sieht ein ehemaliger Bayern-Kapitän übrigens ganz ähnlich. Stefan Effenberg, letzter Zauberfuß beim FCB vor der Ära Ribery, hat seine ganz eigene Meinung zum Thema: "Wer den Ball so lange hält wie Ribery, muss sich nicht wundern wenn er auf die Socken kriegt." So kann man es auch sehen.

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