Bundesliga-Vorschau Franken-Sturm auf die Allianz-Arena

Es mutet wie eine Fußball-Revolte an: Nürnberg tritt am 3. Spieltag als Tabellenführer bei Meister Bayern München an. Dritter gegen Erster - das 174. bayerisch- fränkische Derby genießt angesichts dieser ungewohnten Konstellation höchstes Interesse.

Den Gegenpol bildet das Aufeinandertreffen zwischen Hannover 96 und Alemannia Aachen: Im Duell des Tabellen- Letzten gegen den ebenfalls punktlosen Tabellen-17. ergibt sich für den Verlierer die erste Zwangslage. Für 96-Trainer Peter Neururer ist ein Erfolg Pflicht, "egal mit welchem System und mit welcher taktischen Aufstellung". Schon acht Gegentore zeigen die Schwachpunkte auf. Allerdings haben die Frischlinge aus Aachen als einziges Team neben Wolfsburg noch keinen Treffer erzielt. Für Aachens Kapitän Reiner Plaßhenrich war die Ausgangslage trotzdem klar: "Wir sind die Favoriten. Schließlich sind wir 17. und die 18."

Auch die Bayern beharren auf ihrer Position: "Wir müssen zeigen, dass wir der Boss sind", sagte Angreifer Roque Santa Cruz vor dem Nürnberg-Gastspiel. Coach Hans Meyer lässt sich vor seiner 25. Erstliga-Aufgabe mit dem FCN nicht aus der Ruhe bringen, obwohl er scherzhaft bekannte, "ganz schön nervös" zu sein. Die Rolle des Tabellenführers habe nichts zu besagen: "Es gab schon viele Mannschaften, die in ähnlich komfortabler Lage nach München gefahren sind und denen das nichts gebracht hat."

Dortmund mit Personalsorgen

Meyers Pendant Felix Magath sieht in der 0:4-Testspielniederlage beim FC Barcelona die Verpflichtung, "gegenüber unseren Fans etwas gut zu machen". Es werde eine schwierige Partie, in der seine Profis zeigen wollten, "dass wir nicht ganz so schlecht sind". Owen Hargreaves kehrte nach überstandener Erkältung in das Training zurück, Lucio dagegen leidet an Sprunggelenksproblemen. Ausfälle sind die Langzeitverletzten Sebastian Deisler, Andreas Görlitz, Valérien Ismael und Christian Lell. Nürnberg kann fast in Top-Besetzung antreten. Der letzte "Club"-Erfolg bei den Bayern liegt schon mehr als 14 Jahre zurück (3:1 am 28. März 1992).

Die ambitionierte Dortmunder Borussia belegt nach zwei Spielen ohne Sieg vor dem Revier-Nachbarn VfL Bochum, der im Aufsteigerduell auf Energie Cottbus trifft, Rang 15. Ausgerechnet jetzt muss der BVB beim VfB Stuttgart antreten, gegen den die Dortmunder seit 634 Spielminuten torlos sind. Angesichts dieser Bilanz und der Ausfälle von Christoph Metzelder, Sebastian Kehl, Martin Amedick und Matthew Amoah setzt Dortmunds Chefcoach Bert van Marwijk auf brasilianische Inspiration: Paulo Cesar Fonseca do Nascimento, genannt Tinga, steht vor seinem Debüt.

HSV mit viel Selbstvertrauen

Personelle Brisanz bergen die Spiele zwischen Bayer Leverkusen und dem VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Arminia Bielefeld sowie dem FSV Mainz 05 und Eintracht Frankfurt. Der langjährige Mainzer Publikumsliebling Michael Thurk kehrt mit den Hessen an den Bruchweg zurück - und wird dort bei den Fans auf wenig Gegenliebe stoßen. Thurk habe seinen Abgang provoziert, kartet der Mainzer Clubchef Harald Strutz nach.

Für den Neu-Bielefelder Jörg Böhme dagegen ist der Auftritt bei seinem früheren Arbeitgeber in Mönchengladbach keine ultimative Herausforderung. Es sei "ein normales Spiel", in dem Bielefeld Außenseiter ist: Der einzige Erstligasieg in Mönchengladbach (2:0 am 13. Februar 1971) ist mehr als 35 Jahre her. Wolfsburg hat in Leverkusen bei neun Versuchen sogar noch nie gewonnen. Jetzt fahren die Niedersachsen mit dem ehemaligen Bayer-Chefcoach Klaus Augenthaler "nicht dorthin, um zu verlieren".

Beim Hamburger SV herrscht nach dem Erreichen der Champions League gute Laune, die gegen Hertha BSC mit dem ersten Saisonsieg gesteigert werden soll. "Das Erlebnis Pamplona wird uns helfen", ist Mittelfeldspieler David Jarolim vom Aufschwung überzeugt.

DPA

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