Einen Tag nach dem Bundesligaspiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund hat sich Schiedsrichter Sascha Stegemann zu Wort gemeldet und eine Fehlentscheidung eingestanden. Beim Stand von 1:1 war Dortmunds Karim Adeyemi im Strafraum von Danilo Soares gefoult worden – Stegemann ließ jedoch weiterspielen und schaute sich auch nicht die Bilder nochmal an. Zum Unverständnis der Dortmunder Offiziellen, die vor allem bemängelten, dass sich Stegemann die Situation nicht nochmal selbst in der dafür vorgesehen Review Area angesehen habe. "Frech" und "feige" nannte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl das Verhalten des Unparteiischen.
Am Tag danach hat Stegemann die Bilder gesehen und muss einen Fehler eingestehen. "Nach Betrachten ist es ein Strafstoß in der Situation mit Adeyemi für den BVB. Ich hatte es auf dem Platz allerdings überhaupt nicht so gesehen", sagte Stegemann gegenüber der "Bild". Er sei sich sicher gewesen, dass Adeyemi das Bein reingestellt habe, auch der Videoassistent habe sich die Situation nochmal angesehen. Er habe wahrgenommen, dass Soares bei seiner Grätsche den Ball verfehlt habe, aber er habe den Eindruck gehabt, dass Adeyemi den Kontakt sucht, erklärte Stegemann am Samstag im Gespräch mit der "Sportschau". Nach dem Betrachten der Bilder bereut er seine Entscheidung. "Soares geht hohes Risiko, verfehlt den Ball und bringt Adeyemi zu Fall", resümierte Stegemann. Er habe aber auf dem Spielfeld den Anspruch, die Szene auf dem Spielfeld zu lösen und nicht unnötig den VAR in Gebrauch nehmen zu müssen. "Ich ärgere mich ungemein, fühle mich beschissen. Es war eine sehr, sehr kurze Nacht, es geht mir nicht gut damit", zeigte sich Stegemann in der "Bild" reumütig.
DFB spricht von Fehlentscheidung von Sascha Stegemann
Warum aber auch vom Videoassistenten kein Hinweis kam, die Szene nochmal zu betrachten, konnte Stegemann nicht sagen. "Natürlich wäre es hilfreich gewesen, den Impuls zu bekommen", so Stegemann. Aber in Köln (dem Standort der Videoüberprüfung) würden auch nur Menschen sitzen, denen Fehler passieren, betonte der 38-Jährige. Auf die Frage, warum er nicht selbst eine Überprüfung initiiert habe, erklärte der Schiedsrichter, dass die Proteste der Dortmunder sich in Grenzen hielten. "Wenn wir jede Strafraum-Situation am Spielfeldrand checken, haben wir eine unglaublich hohe Anzahl an Unterbrechungen", betonte Stegemann.
Auch der DFB sah sich am Samstag gezwungen, Stellung zum Elfmeter sowie einer weiteren strittigen Situation in der Nachspielzeit zu nehmen. "Der Abwehrspieler springt seitlich von hinten mit beiden Beinen in einen Zweikampf um den Ball. Er spielt den Ball nicht, trifft stattdessen ausschließlich den Gegner und bringt ihn zu Fall. Das ist ein Foul und somit ein Strafstoß, wie es auch die TV-Bilder belegen", erklärte die Sportliche Leitung der DFB Schiri GmbH auf seiner Homepage. In der Nachspielzeit reklamierten die Dortmunder erneut, Erhan Masovic sprang der Ball bei einer Abwehraktion im Strafraum an den Arm, auch hier entschied sich Stegemann gegen einen Pfiff. Die Bewertung durch Stegemann sei nach Ansicht der TV-Bilder "nachvollziehbar", erklärte der DFB. Beim Bewegungsablauf handele es sich nicht um eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche, sondern um "eine natürliche Bewegung, um den Körper in der Fallbewegung abzustützen."
Unterstützung in der Darstellung bekommt der DFB von den Schiedsrichterexperten von Collinas Erben. Gegenüber Sky nahm Experte Alex Feuerherdt beim Foul an Karim Adeyemi aber auch den Videoassistenten in die Pflicht. Diese müsse den Hinweis geben, sich die Situation nochmal anzusehen. ""Er hätte eingreifen müssen. Dass er das nicht getan hat, erklärt sich für mich nur, dass er das Rausstellen des Beins von Adeyemi als Versuch gewertet hat, einen Strafstoß zu ziehen und er die Entscheidung Stegemanns keinen Strafstoß zu geben als keine klare Fehlentscheidung gewertet hat", so Feuerherdt. Der Experte sieht in der Situation auch trotz Adeyemis Versuch einen Elfmeter zu provozieren ein klares Foulspiel. "Soares spielt den Ball nicht und trifft nur Adeyemi." Das sei nicht der Versuch gewesen, mit einem kontrollierten Tackling an den Ball zu kommen.