Champions League Bayern München besiegelt Ende der englischen Fußball-Dominanz

Ein Kommentar von Axel Kintzinger
Die Freude unter den Anhängern des deutschen Rekordmeisters ist natürlich groß nach dieser Champions-League-Sensation. Vermutlich aber atmet fast ganz Fußball-Europa auf. Denn: Die Vorherrschaft der englischen Klubs scheint beendet.

Kein Verein aus der Premier League hat das Halbfinale der europäischen Königsklasse erreicht - das gab es seit sieben Jahren nicht mehr. Ist das ein Zufall, eine Laune des Fußballs, dass eben nicht immer die Gleichen gewinnen können? Eher nicht. Englands Vereine, in den 90er Jahren finanziell aufgepumpt durch die Erlöse aus Börsengängen, später mit Geld überschüttet von Mäzenen aus Arabien, den USA und Russland, lieferten eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Spätestens aber seit der Finanzkrise frisst auch diese Revolution ihre Kinder.

Manchester United ist das vielleicht beste Beispiel. Bis 2005 war dieser Klub nicht nur sehr erfolgreich - er war der reichste Fußballverein der Welt. Dann übernahm der US-Investor Malcolm Glazer den Verein und bürdete den Kaufpreis von knapp 1 Mrd. Euro Manchester United auf. Aus dem finanzstärksten Klub der Welt war über Nacht der am höchsten verschuldete geworden. Aber es machte nichts: Manchester schrieb im operativen Geschäft weiter schwarze Zahlen, gewann 2008 die Champions League und war zuletzt nationaler Meister in Serie.

Dann kam die Finanzkrise, und die scheint auch Glazer getroffen zu haben. Der Mann braucht Geld und Manchester United muss es liefern. Die weit über 100 Mio. Euro, die der Verkauf von Cristiano Ronaldo an Real Madrid und Carlos Tévez an Manchester City vergangenen Sommer eingebracht hatte, wurden nicht ins Team reinvestiert. Dafür versorgt Glazer Familienangehörige mit Jobs in der Manchester United-Geschäftsstelle. Niemand weiß genau, was sie dort machen. Aber sie sollen Millionengehälter verdienen, heißt es.

Das Ergebnis dieser Entwicklung lieferten die Spiele gegen Bayern München. Da agierten Alt-Profis wie Paul Scholes, Gary Neville oder Ryan Giggs. Auch wer das Studium schon länger beendet hat, kennt diese Kicker noch aus seiner Kindheit.

Englische Fußballvereine in finanzieller Krise

Manchester United steht nicht allein. Der ruhmreiche FC Liverpool hat den richtigen Absturz schon hinter sich - auch seinen Besitzern, zwei US-Finanzinvestoren, geht die Puste aus. Im unteren Bereich der Premier-League-Tabelle ist die erste Insolvenz zu beklagen: der FC Portsmouth kann nicht mehr. Auch andere Klubs gehen finanziell am Stock. Nur der FC Chelsea, ebenfalls überaltert, ebenfalls recht früh aus der Champions League geflogen, darf auf neue Millionenspritzen seines Mäzens Roman Abramowitsch hoffen. Ohne den Russen aber ginge auch an der Stamford Bridge nichts mehr.

Der englische Fußball hat sich in eine ungesunde Abhängigkeit ausländischer Investoren begeben, deren Folgeschäden jetzt zu besichtigen sind. Der wahlkämpfende Premierminister Gordon Brown weiß schon, warum er eine Gesetzesänderung zu den Eigentumsverhältnissen im Berufsfußball auf die Agenda gesetzt hat.

Diesen Artikel haben wir für Sie in der Financial Times Deutschland gefunden.

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