Es ist Derby-Zeit in München, die Roten treffen auf die Blauen, und auch im 204. Aufeinandertreffen seit 1902 hat die Rivalität zwischen den beiden Clubs nichts an Brisanz eingebüßt. Der Vorverkauf für das Viertelfinale im DFB-Pokal musste Anfang Februar wenige Stunden nach Beginn zunächst gestoppt werden. Der Ansturm der Fans auf die Tickets war "derart riesig" gewesen, dass man den Vorverkauf "auf allen Kanälen" hatte einstellen müssen. Aber die Bayern zeigten sich generös: Sie haben Heimrecht in der Allianz Arena und verdoppelten das Gäste-Kontingent auf 15.000 Karten. Vielleicht zieht dann etwas Stimmung in das Münchner Stadion ein, dass in der Regel nicht als brodelnder Hexenkessel gilt. Das ist ein Punkt, mit dem die kleinen 1860er den großen Bruder immer gerne verbal vor das Schienbein treten.
Aber auch die Bayern-Fans waren nicht tatenlos: Die haben einen Tag vor dem prestigeträchtigen Spiel noch mehr Diskussionsstoff gesorgt. Unbekannte brachen ins Grünwalder Stadion ein und strichen die dortige Fankurve der "Löwen" in den Bayern-Farben rot-weiß an. Zudem wurde die Anzeigetafel mit dem Schriftzug "FC Bayern" verziert. Der Schaden soll rund 10.000 Euro betragen. Die Polizei ermittelt.
Niemand sollte sich provozieren lassen
Beide Teams nutzen das Stadion im Stadtteil Giesing noch für die Spiele ihrer Regionalligamannschaften. In München ist das Stadion als "Sechzger-Stadion" bekannt, da die "Löwen" dort jahrelang beheimatet waren. 1860-Sprecher Jörg Krause sprach von einer Provokation. "Löwen"-Manager Stefan Reuter war jedoch bemüht, die Gemüter zu beruhigen: "Unsere Fans sollten sich durch nichts und niemanden provozieren lassen, sondern sich auf ein schönes Derby freuen", sagte er.
Unterdessen haben auch einige Spieler die Stimmung vor dem Derby angeheizt. Oliver Kahn sagte: Ich will ein geiles Spiel erleben". Sein Wunschergebnis: "Am besten ein Elfmeterschießen und dann 10:9 gewinnen." Bayern-Trainer Ottmar Hitzfled warnte hingegen: "Emotionen spielen mit und Emotionen sind oft nicht berechenbar. Wir dürfen uns nicht provozieren lassen, müssen eiskalt spielen und nur ein Ziel haben: Das Spiel klar für uns zu entscheiden."
Hoeneß will keinen Nervenkitzel
Uli Hoeneß will gar keinen Nervenkitzel erleben. Bei einer Niederlage hinge der Haussegen ohnehin schief. "Da gibt es keine Entschuldigung, wenn man gegen einen Zweitligisten im Pokal ausscheidet", betonte der Manager - und hat bei der Mannschaft Gehör gefunden. "Wir haben nur ein Spiel, eine Chance. Da ist versagen nicht erlaubt", sagte Mittelfeldakteur Franck Ribéry.
Angesichts der Größenverhältnisse, die zwischen beiden Vereinen herrschen, ist das eine berechtigte Aussage des kleinen Franzosen: Normalerweise hat der Zweitligist, dessen Mini-Etat von gut sechs Millionen Euro nicht einmal zehn Prozent der 80 Millionen Euro ausmacht, mit denen sich die Bayern in dieser Saison verstärkt haben, keine Chance. Auch deshalb schmerzt jede Derby-Enttäuschung, wie die letzte beim 1:1 im Januar, besonders. "Es ist ein kleiner Stachel, der immer noch tief steckt, und den wollen wir jetzt rausziehen", sagte Hitzfeld.
Wie die kleinen Blauen die großen Roten schlagen können, weiß Manager Reuter: "Wir werden es nur mit Emotionen schaffen, mit Begeisterung und Leidenschaft", machte der ExWeltmeister die junge "Löwen"-Truppe im Bayerischen Fernsehen heiß. "Wir müssen mit dem nötigen Mut zu Werke gehen und dürfen uns vor den Bayern nicht in die Hose machen."
Voraussichtliche Aufstellungen:
FC Bayern München:
Kahn - Lell, Lucio, van Buyten, Lahm - Altintop, Zé Roberto, Ottl, Ribéry - Toni, Podolski
TSV 1860 München:
Hofmann - Baumgartlinger, Berhalter, Thorandt, Hoffmann - Schwarz, Lars Bender - Bierofka, Gebhart, Holebas - Kucukovic
Schiedsrichter:
Gagelmann (Bremen)